Frage an Anna Gallina von Pascal W. bezüglich Kultur
Sehr geehrte Frau Gallina,
Wie stehen Sie als Abgeordnete einer aufgeklärten Partei zu den Sonderrechten der (christlichen) Kirche in Deutschland?
Freundliche Grüße,
P. Wichmann
Sehr geehrter Herr Wichmann,
die christliche Kirche und andere Religionsgemeinschaften sind wichtige Eckpfeiler unseres Gemeinwesens. Die Kirchen erfüllen Aufgaben für alle Hamburgerinnen und Hamburger, von der Kita über die Gefangenenseelsorge bis hin zur Altenpflege. Sie sind als gesellschaftliche Kraft nicht wegzudenken. In Fragen der Flüchtlingspolitik, der Gleichstellung und sozialen Konflikten stehen sie als Bündnispartner außer Frage. Auf dieses Engagement wollen wir nicht verzichten.
Wenn ihre Frage zu den Sonderrechten der (christlichen) Kirche auf die Kirchen als Arbeitgeber anspricht, so können Sie dazu einen aktuellen Antrag der Grünen Bundestagsfraktion vom Mai 2013 hier finden: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/135/1713569.pdf Dabei geht es uns darum, die sogenannte Kirchenklausel im Allg. Gleichbehandlungsgesetz (Antidiskriminierungsgesetz) europarechtskonform anzupassen. Ziel ist eine Abschwächung der Kirchen-Sonderrechte, wenn es um Religionszugehörigkeit als berufliche Anforderung und um Kündigung wegen individuellen Verhaltens wie bspw. einer Scheidung oder Verpartnerung geht.
Wenn ihre Frage auf Sonderrechte der (christlichen) Kirche gegenüber anderen Religionsgemeinschaften abzielt: wir setzten uns seit Jahren für den interreligiösen Dialog in Hamburg ein und forderen ein gleichberechtigtes Zusammenleben der Religionen in einer modernen Einwanderungsgesellschaft. Denn zu Hamburg gehören neben dem Christentum auch das Judentum und der Islam, ganz zu schweigen von den mehr als hundert weiteren Religionsgemeinschaften. Zu einer reifen Stadtgesellschaft gehört es, ein gleichrangiges Ausüben von Religionen zu ermöglichen. Daher haben die Grünen in Hamburg bspw. auch unlängst der Abstimmung über die Staatsverträge (mit ihren Regelungen zu Feiertagen, Bestattungen, Moscheebau usw.) mit den muslimischen Verbänden und der alevitischen Gemeinde in der Bürgerschaft zugestimmt. Wir setzen uns auch dafür ein, den in Hamburg erfolgreichen Religionsunterricht für alle weiterzuentwickeln.
Schöne Grüße
Anna Gallina