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Anna Cavazzini
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Frage von Bernhard H. •

Frage an Anna Cavazzini von Bernhard H. bezüglich Gesundheit

Sehr geehrte Frau Vavazzini,

wer leitet für die EU die Corona-Impfstoffbeschaffung und seit wann?

Momentan wird in den deutschen Corona  Impfzentren vor allem der Mangel verwaltet. Wird es nicht Zeit, daran etwas zu ändern?

Was wurde diesbezüglich in den USA richtig gemacht, was hier falsch gemacht wurde? (Ich verstehe, dass die Coronakrise in den USA abseits der Impfung oft schlecht gehandhabt wurde.) Welche Konsequenzen könnte man daraus für die EU und Deutschland ziehen - nicht bloß für die Zukunft sondern auch für diese Pandemie?

Ist das Vorgehen der EU bei der Impfstoffbeschaffung in globaler Sicht nachhaltig?

Mit freundlichen Grüßen

B. H.

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Antwort von
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Sehr geehrter Herr Hewener,

vielen Dank für Ihre Frage. Der Beginn der Impfstoffproduktion war in der Tat holprig. Viele Menschen hatten das Gefühl, dass zwischen der guten Nachricht der Zulassung eines Impfstoffs bis zu ihrem tatsächlichen Impftermin besonders in dem von großen persönlichen Einschränkungen geprägten Corona-Winter viel zu viel Zeit ins Land gegangen ist. Aus dieser ersten Zeit der Impfkampagne stammen auch die Bilder der leeren Impfzentren. Denn diese waren schneller aufgebaut, als die Impfstoffe geliefert werden konnten. Mittlerweile jedoch läuft die Impfkampagne schnell: Die EU ist in den Quoten gleichauf mit den USA und UK, sodass über den Sommer hoffentlich bald alle Menschen ein Impfangebot bekommen können. Leere Bilder aus Impfzentren entstehen dieser Tage übrigens erneut, da leider einige Menschen Termine für Ihre zweite Impfung in der Sommer- und Reisezeit ohne sie abzusagen einfach nicht wahrnehmen.

Die gemeinsame Beschaffung der Impfstoffe durch die EU habe ich von Anfang an für den richtigen Weg gehalten. Denn die EU ist als Ganzes eine stärkere Akteurin als die Mitgliedsstaaten alleine, sowohl wenn es um die Verhandlungen mit den Pharmakonzernen geht als auch in Hinblick auf den Aufbau der Produktionskapazitäten. Natürlich dauert es bei dem großen Bedarf an Impfdosen in der EU etwas, diese Kapazitäten aufzubauen. Doch genau hier liegt die Aufgabe und die Stärke des gemeinsamen Binnenmarktes. Durch den koordinierten Zusammenschluss von Ressourcen und Kapazitäten über die Grenzen einzelner Mitgliedsstaaten hinweg konnten wir die Produktion schnell ankurbeln. Hierfür ist der Binnenmarktkommissar Thierry Breton zuständig. Für mich ist die gemeinsame Beschaffung daher nicht nur eine Frage der Solidarität in Europa gerade in Zeiten einer Krise, sondern schlicht der schnellste und effizienteste Weg Impfstoffe zum Wohle aller Menschen in der EU zu produzieren.

Was die EU im internationalen Kampf gegen Corona beisteuert, könnte meiner Meinung nach hingegen ehrgeiziger sein. Auch wenn sie global dazu beiträgt, Impfdosen an sich entwickelnde Länder zu schicken, weigert sie sich auf Ebene der WTO einer vorübergehenden Patentfreigabe für Covid-Impfstoffe zuzustimmen, worfür ich mich stark einsetze. Ich bin überzeugt, dass wir Corona global besiegen müssen, um Mutationen zu verhindern und Menschenleben überall auf der Welt zu schützen. Das Europaparlament hat die Kommission und die Mitgliedsstaaten kürzlich aufgefordert, sich der Initiative der USA und anderen Ländern anzuschließen. Doch leider bleibt die EU bei ihrer international mittlerweile isolierten Blockadehaltung.

Beste Grüße aus Brüssel,
Anna Cavazzini

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