Frage an Anna Cavazzini von Simon K. bezüglich Europapolitik und Europäische Union
Sehr geehrte Frau Cavazzini,
angesichts der dramatischen Umstände in Brasilien, sehe ich Handlungsbedarf. Ein Despot, der Brandrodung des Beantmungsgerätes der Welt (Amazonas) zulässt und durch Kürzung von Geldern fördert, muss die EU handeln. Was kann getan werden? Gerade durch das Mercosur-Abkommen kann die EU Druck aufbauen. Angesichts der Lage empfinde ich nur noch Weltschmerz.
Ist eine Blauhelm Mission notwendig?
Lieber S. K.,
Ich teile ihre Bedenken. Brasiliens Umweltpolitik wird zunehmend entkernt, Brände verwüsten in Rekordtempo den Regenwald und die Abholzung geht ohne jede Kontrolle weiter. Allen voran muss in der brasilianischen Gesellschaft der Druck auf Bolsonaro wachsen. Aber auch der EU stehen einige Mittel zur Verfügung, um die Situation zu verbessern - nur der politische Wille fehlt bisher. Die Entscheidungen, die hier getroffen werden, von der Handelspolitik bis hin zu unserem Konsumverhalten, haben nämlich einen enormen Einfluss auf das Amazonasgebiet. Auf diesem Grund engagiere ich mich auf EU-Ebene für:
· Gesetzliche Regelungen für entwaldungsfreie Lieferketten;
· Einen Importstopp von Agrarprodukten aus gerodeten Gebieten des Amazonas wie beispielsweise Soja und Rindfleisch, sowie von Tieren die mit Raubbausoja gefüttert wurden;
· Den Stopp des EU-Mercosur-Abkommens. Freihandelsabkommen müssen zwingend an den Erhalt der Wälder und ökologische Kriterien, die Einhaltung von Menschenrechten und die Erfüllung des Pariser Klimaabkommens geknüpft werden. Der Mercosur-Abkommen erfüllt diesen Bedingungen nicht – im Gegenteil, es zementiert ein Modell, das nicht nachhaltig ist.
Mehr Infos zu diesen Forderungen, sowie weitere Maßnahmen zum Schutz des Amazonas, können Sie auf ein Papier weiterlesen, das ich neulich mit Jamila Schäfer und Toni Hofreifer veröffentlicht habe: https://www.annacavazzini.eu/wp-content/uploads/20200909_Ma%C3%9Fnahmenplan_Amazonas.pdf
Mit freundlichen Grüßen,
Anna Cavazzini