Frage an Anja Weisgerber von Ralf E. bezüglich Gesundheit
Sehr geehrte Frau Weisgerber,
nach etlichen Berichten in der Presse und auch in den Hauptnachrichten um 19 Uhr im ZDF ist der AstraZeneca-Impfstoff ein "Ladenhüter", weil ihn in dem laut Verordnung momentan zu impfenden Personenkreis kaum jemand will. Nach den in den nächsten Wochen zu erwartenden weiteren Lieferungen werden Millionen Impfdosen ungenutzt im Kühlschrank stehen. Daran ändert auch das Angebot an die Lehrer, Kita-Personal etc. nichts. Daher meine Fragen:
1. Warum wird der AstraZeneca-Impfstoff nicht für weitere Gruppen bzw. alle freigegeben?
2. Warum wird es weiterhin geduldet, dass die Impfzentren nicht ausgelastet sind, die Kühlschränke aber voll sind mit nicht genutzten Impfdosen?
3. Wie soll dieser Kapazitätsverlust später aufgeholt werden?
4. Warum kann man sich nicht mit seinen persönlichen Daten, z.B. Vorerkrankungen anmelden, und das örtliche Impfzentrum bietet dann auch nach Priorität der Gruppen Impfungen an, aber wenn in der höchsten Gruppe keiner mit AstraZeneca geimpft werden will, werden die aus der nächsten Gruppe gefragt usw.?
5. Warum sind vielen Politikern diese offensichtlichen Schwächen in der Organisation scheinbar völlig egal?
6. Warum werden diese Mängel nicht schneller abgestellt? Die Zeit läuft weiter!
Im Interesse der Gesundheit wäre es mehr als wünschenswert, dass sich jemand mit diesen Fragen befasst und nicht nur redet, sondern zügig etwas ändert!
Mit freundlichen Grüßen
Ralf Ebersbach
Sehr geehrter Herr Ebersbach,
vielen Dank für Ihre Nachricht, die ich gerne beantworte.
Die Ständige Impfkommission empfiehlt den COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca aufgrund der aktuell verfügbaren Datenlage derzeit nur für Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren, denn derzeit sind nur wenige Daten zur Wirksamkeit von AstraZeneca im Alter von 55 Jahren und älter verfügbar. Diese Empfehlung wird auch in der aktuellen Corona-Impfverordnung abgebildet.
Was Ihre Frage zu Impfzentren betrifft: Die bisher begrenzten Impfstoffmengen erforderten eine bedingte prioritäre Verimpfung bestimmter Personengruppen sowie damit verbundenen Begleitumstände zur Beschaffung und Logistik der zugelassenen Impfstoffe in Impfzentren. Doch in den meisten Ländern wird nun die Zahl der verfügbaren Impfdosen bereits im April die von den Ländern gemeldeten maximalen Kapazitäten in den Impfzentren übersteigen. Seit Beginn dieses Jahres breitet daher das Bundesministerium für Gesundheit im engen Austausch mit Kassenärztlicher Bundesvereinigung sowie den Verbänden der Apotheker und des pharmazeutischen Großhandels für den April den Übergang in die nächste Phase der nationalen Impfstrategie vor. In dieser Phase sollen die haus- und fachärztlichen Praxen, die in der Regelversorgung routinemäßig Schutzimpfungen anbieten, umfassend in die Impfkampagne eingebunden werden. Die Impfzentren und mobilen Impfteams der Länder werden parallel weiter benötigt und zur besseren Planung ab April kontinuierlich mit der gleichen Menge Impfdosen wöchentlich beliefert. Termine in den Impfzentren sollen weiter strikt nach geltender Priorisierung vergeben werden. Die Priorisierung der Coronavirus-Impfverordnung gilt auch für die Impfungen in den Arztpraxen als Grundlage.
Zur Anmeldung für eine Impfung und zur Wahl des Impfstoffes: Für die Organisation und den Betrieb der Impfzentren sowie die Terminvergabe sind die Bundesländer zuständig. Die Bundesländer laden diejenigen ein, die an der Reihe sind. Eine Wahl des Impfstoffs besteht nicht. Wegen der Impfknappheit beinhaltet der Anspruch auf Schutzimpfung gegen das Coronavirus-SARS-CoV-2 nach der Coronaimpfverordnung weiterhin nicht das Recht, den Impfstoff eines bestimmten Herstellers zu wählen.
Eines ist klar: Impfung ist der Weg heraus aus der Pandemie. Mit testen und impfen werden wir diese Pandemie besiegen. Wir sind auf einem guten und richtigen Weg. Die Impfungen und Tests nehmen enorm an Fahrt auf. Bis zum Ende der laufenden Kalenderwoche werden nach Angaben der Hersteller über elf Millionen Impfdosen an die Länder ausgeliefert sein. Bisher verimpft wurden für Erst- und Zweitimpfungen insgesamt über sechs Millionen Dosen. Aktuell werden am Tag bis zu 170.000 Impfungen durchgeführt. Wie zwischen Bund und Ländern vereinbart, ist zuerst insbesondere den Pflegeheimbewohnerinnen und –bewohnern ein Impfangebot gemacht worden. Dies wurde auch von den allermeisten angenommen, sodass mittlerweile über 800.000 von ihnen mindestens einmal geimpft wurden. Die ersten Erfolge bei den Infektions- und Erkrankungszahlen dieser Gruppe sind statistisch mittlerweile zu sehen.
Alle Länder haben bereits im fließenden Übergang begonnen, auch Personen der zweiten Priorisierungsgruppe nach der Coronavirus-Impfverordnung ein Impfangebot zu machen. Nach entsprechender, durch Bund und Länder erbetener Prüfung sind die Beschäftigten in Kindertagesbetreuungseinrichtungen, in der Kindertagespflege sowie in Grund-, Förder- und Sonderschulen seit dem 24. Februar 2021 ebenfalls dieser Gruppe zugeordnet.
Das sind insgesamt große Fortschritte. Das einiges hätte besser laufen können, ist uns bewusst, ist jedoch dem Neuland geschuldet, auf dem wir uns alle weltweit bewegen, und dem sehr knappen Zeitfenster, das uns geboten wird, wenn es etwa um Entscheidungsfindung oder Organisation von Impfungen geht. Wir steuern aber immer nach, um die Maßnahmen zu optimieren.
Ich hoffe, dass Ihnen meine Antwort etwas mehr Klarheit in Bezug auf die derzeitige Lage verschafft hat und wünsche Ihnen viel Gesundheit.
Mit herzlichen Grüßen,
Anja Weisgerber