Frage an Anja Weisgerber von Lea T. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrte Frau Weisgerber,
Ich bin Lea Thomssen, 16 Jahre alt und gehe in die 10 Klasse des John-Brinckman-Gymnasiums in Güstrow.
Zurzeit schreibe ich meine Facharbeit zum Thema „Frauen in der CDU“. Ich bin nämlich der Meinung das, dass Thema Frauen in der Politik von großer Bedeutung ist! Bekanntlich liegt der Frauenanteil der CDU bei nicht mehr als 26,5% .Das ist definitiv zu wenig! Ich möchte mehr darüber erfahren und da wäre es toll, wenn sie mir meine Fragen beantworten könnten.
-Haben sie erlebt, das mit Politikerinnen in der Öffentlichkeit anders umgegangen wurde als mit Politikern?
-Sehen Sie es als einen Nachteil mit der Mehrheit von Männern Politik zu machen ?
Wenn nicht gibt es vielleicht auch Vorteile ?
-Wie sollten Ihrer Meinung nach, Frauen gefördert werden? Was sagen Sie zur Quote?
-Was sind Ihre Wünsche oder Ratschläge an junge, politisch interessierte Frauen?
Ich würde mich sehr über eine Antwort freuen !
Mit freundlichen Grüßen
Lea Thomssen
Sehr geehrte Frau Thomassen,
vielen Dank für Ihre E-Mail zum Thema "Frauen in der Union".
Als stellvertretende Vorsitzende der Gruppe der Frauen der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Bezirksvorsitzende der Frauen-Union in Unterfranken liegt mir das Thema Frauenförderung besonders am Herzen.
Wir als CSU wollen, dass Deutschland ein Chancenland bleibt, in dem jede und jeder einzelne sein Potenzial ausschöpfen und seine Chancen ergreifen kann. Ein Land, in dem beruflicher Erfolg von Motivation, Qualifikation und Können abhängt. Ein Land, in dem Mütter und Väter Familie und Beruf erfolgreich vereinbaren können. Auf dem Weg dahin haben wir bereits viel erreicht, aber wir wollen noch mehr. Deshalb haben wir im Koalitionsausschuss eine Arbeitsgruppe „Frauen in Führungsverantwortung“ vereinbart. Wir als CSU im Bundestag wollen die Arbeitsgruppe nutzen, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf weiter zu stärken, Arbeiten flexibler zu machen und insbesondere Frauen einen beruflichen Aufstieg zu erleichtern. Dafür haben wir aktuell als CSU im Bundestag einen 7-Punkte-Plan vorgeschlagen, den wir intensiv im Parlament diskutieren.
Nun zu Ihren Fragen:
1) Haben sie erlebt, das mit Politikerinnen in der Öffentlichkeit anders umgegangen wurde als mit Politikern?
Nein.
2) Sehen Sie es als einen Nachteil mit der Mehrheit von Männern Politik zu machen? Wenn nicht gibt es vielleicht auch Vorteile?
Es ist kein Nachteil. Jedoch sollen Parlamente ein Spiegel der Gesellschaft sein. Das geht in meinen Augen jedoch nur mit einem ausgeglichenen Verhältnis von Frauen und Männern. Umso wichtiger ist es, dass wir Frauen die Möglichkeit geben, sich politisch zu engagieren. Das Empowerment von Frauen bringt unheimliche Vorteile mit sich, nicht nur in der Politik, sondern in unserer Gesellschaft im Allgemeinen. Davon bin ich überzeugt. Denn die Gleichstellung von Frauen und Männern ist ein wichtiger Maßstab für die Gerechtigkeit einer Gesellschaft. Und von der Gerechtigkeit in der Gesellschaft hängt auch ihre Zukunftsfähigkeit ab. So glaube ich an eine Zukunft mit selbstbewussten und mutigen Frauen in allen Bereichen der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Politik. Und an eine Zukunft, die gleichermaßen in den Händen von Frauen und Männern oder Männern und Frauen liegt.
3) Wie sollten Ihrer Meinung nach, Frauen gefördert werden? Was sagen Sie zur Quote?
Frauen sind in der Politik noch immer nicht ausreichend repräsentiert. Doch die Politik kann es sich genauso wie Gesellschaft und Wirtschaft nicht mehr leisten, auf die Erfahrungen und Kenntnisse von Frauen zu verzichten. Innerhalb der Frauenunion in Bayern haben wir ein Mentoring-Programm aufgesetzt. Mit dem fördern wir politisch und gesellschaftspolitisch interessierte Frauen jeden Alters und führen sie an politische Ämter sowie die Parteiarbeit heran.
Wir wollen als CSU, dass Frauen überall eine faire Chance haben, auch in den Chefetagen unserer Unternehmen. Deshalb haben wir 2016 ein Gesetz für mehr Frauen in Führungspositionen verabschiedet. Unternehmen, die entwederbörsennotiert oder mitbestimmt sind, müssen seitdem Zielgrößen für den Frauenanteil im Vorstand definieren. Dabei hat sich gezeigt, dass sich jedes zweite betroffene Unternehmen die Zielgröße „Null“ gibt. In den 200 größten deutschen Unternehmen ist nur jedes zehnte Vorstandmitglied eine Frau. Das ist uns deutlich zu wenig. Die Zeit ist reif für eine feste Frauenquote in DAX-Vorständen. Für die Vorstände in Unternehmen, an denen der Bund maßgeblich beteiligt ist, wollen wir eine Frauenquote von mindestens einem Drittel
Im Parteivorstand der CSU, in dem ich Mitglied bin, haben wir bereits eine Quote, die sich gut bewährt hat.
4) Was sind Ihre Wünsche oder Ratschläge an junge, politisch interessierte Frauen?
Frauen, egal ob jung oder alt, haben oft einen anderen Blickwinkel auf die Dinge als Männer. Deshalb ist die Beteiligung von Frauen im politischen Diskurs so wichtig. So haben wir es uns als Frauenunion in Unterfranken zum Ziel gesetzt, die Politik aktiv mitzugestalten. Uns ist es wichtig, dass unsere Meinungen nicht nur auf dem Papier stehen, sondern aktiv zur politischen Einflussnahme in der CSU genutzt werden. Mit unserem Frauennetzwerk wollen wir uns gegenseitig unterstützen, denn wir Frauen müssen mit einer starken Stimme für Frauen sprechen. Ich würde mich daher sehr freuen, wenn mehr junge Frauen unserem Frauennetzwerk in Bayern beitreten würden und sich politisch engagieren wollen. Informationen zum Frauennetzwerk in Bayern finden Sie unter: www.fu-bayern.de.
Bei weiteren Fragen kontaktieren Sie mich jederzeit gern unter: anja.weisgerber@bundestag.de.
Ich wünsche Ihnen alles Gute, insbesondere Gesundheit!
Mit herzlichen Grüßen
Anja Weisgerber