Frage an Angelika Weikert von Martina H. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrte Frau Heinl,

bei der Förderung von hochbegabten Schüler/Innen ist von zwei wesentlichen Grundgedanken auszugehen: zunächst einmal ist zu berücksichtigen, dass es nicht den oder die Hochbegabte/n als solchen gibt. Jede/r (hochbegabte) Schüler/in ist ein Mensch mit eigenen Stärken, eigenen Schwächen und individuellen Eigenheiten. Aus diesem Grunde gibt es auch nicht den einen Weg, Begabte zu fördern.

In meinen Augen gibt es für alle Schüler und Schülerinnen nur einen Königsweg: individuelle Förderung. Individuelle Förderung ist gut für Schwache und Starke, aber natürlich geht das nicht mit 30 Schülern oder mehr in der Klasse. Maximal 25 Kinder pro Klasse ist eine Größe, mit der man einigermaßen arbeiten kann. Die individuelle Förderung für alle Kinder sehe ich als wesentlich besseren Weg an als die ganzen Uni- oder Pluskurse. Hochbegabte lernen anders, ihnen ist nicht gedient damit, zwei Aufgaben mehr zu rechnen.

Über den Kontakt zu Eltern, deren hochbegabte Kinder in St. Leonhard/Schweinau zur Schule gehen, sehe ich außerdem drei weitere wichtige Punkte in Sachen Hochbegabung:

- Fortbildung der Lehrkräfte, viel mehr als bisher. Es muss mehr Lehrkräfte geben, die sich mit Hochbegabung wirklich gut auskennen. Es darf nicht sein, dass es nur eine einzige speziell ausgebildete Lehrkraft pro Schule (wenn überhaupt)gibt.
- Beratung der Eltern durch erfahrene Lehrkräfte, z.B. über Modellklassen
- flexible Möglichkeiten des Überspringens von Klassen

Um Mißverständnissen vorzubeugen: am liebsten wäre mir eine Schule, die alle Kinder eine gewisse Zeit gemeinsam aufnimmt und jedes Kind individuell fördert - schauen Sie doch einmal nach Südtirol. Bis wir das erreichen, können wir aber nicht untätig bleiben. Daher unterstütze ich auch Modellversuche, wie z.B. das Dürer-Gymnasium in Nürnberg.

Wenn Sie sich weiter informieren möchten:

http://www.duerer-gymnasium.de/modellklasse.html

http://www.ggg-nrw.de/GiN/2006a-Europa.pdf

http://www.fes-regensburg.de/files/FES/2008/Referat%20LR%20Dr_%20Saurer.pdf

Mit freundlichen Grüßen
Angelika Weikert