Frage an Angelika Gramkow von Yann-Christoph C. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Gramkow,
auch Sie haben im Landtag für die Zielvorgabe und damit verbunden die Schließung des Studienganges Rechtswissenschaft (Staatsexamen) an der Universität Rostock gestimmt. Meine Frage in aller Kürze: Warum?
Bei Ihrer Antwort bitte ich zu berücksichtigen, dass die Universität Rostock ein schlüssiges Konzept vorzuweisen hat, das auch die Sparvorgaben des Landes erfüllt. Außerdem wäre es schön, wenn Sie in Ihrer Antwort auch auf das Problem der Abwanderung junger gebildeter Frauen eingehen würden.
Ich danke Ihnen vorab für Ihre Bemühungen und verbleibe
mit freundlichem Gruß
Yann-Christoph Collin
Volksinitiative PRO JURA
Sehr geehrter Herr Collin,
im Interesse der Sicherung der Hochschulstandorte des Landes sowie der Stärkung von Lehre und Forschung waren Entscheidungen zur künftigen Struktur und Qualitätsentwicklung unserer Hochschullandschaft zu treffen. Um im nationalen und internationalen Wettbewerb bestehen zu können, ist eine deutliche Konzentration auf die Stärken der Hochschulen erforderlich. Natürlich gab es zugleich Entscheidungen zum Personalentwicklungskonzept des Landes unter Berücksichtigung der finanziellen Leistungsfähigkeit und der demographischen Entwicklung. Wir stehen vor der Notwendigkeit zu konsolidieren und Stellen einzusparen. Gleichzeitig wurde der Hochschulkorridor zur finanziellen Ausstattung der Hochschulen (plus 1,5 Prozent pro Jahr) festgeschrieben. Alle Hochschulen hatten sich mit diesen Rahmenbedingungen auseinanderzusetzen. Dabei wurden eigene Vorstellungen entwickelt. Allerdings ist es das Recht und die Pflicht der Landesregierung und des Parlamentes, mit Blick auf das gesamte Land auch selbst strukturelle Änderungen zu erwägen und vorzuschlagen. Es geht um die Entwicklung von sechs Standorten in Mecklenburg-Vorpommern und nicht um einen Standort. Da wir Stellen einsparen mussten, war es nur folgerichtig, sich die Doppelstrukturen in der Studienlandschaft anzusehen. Es ist wichtig, dass man in M-V z.B. Maschinenbau, Jura und Medizin studieren kann. Allerdings nicht an jedem Standort. Dies waren schwere Entscheidungen für alle Hochschulstandorte. Mit fünf Einrichtungen ist ein Kompromiss - wenn auch in allen Fällen ein schmerzlicher - zustande gekommen. Leider ist dies mit der Rostocker Universität nicht gelungen. Zweifellos gehört die Schließung des Studienganges Rechtswissenschaften an der Universität Rostock zu diesen schmerzhaften Strukturentscheidungen. Aber dies stellt nicht das Renommee, die Bedeutung und die Entwicklungsperspektive der Universität in Frage.
Sehr geehrter Herr Collin, zu Ihrer zweiten Frage:
Natürlich besteht das Problem der Abwanderung junger gebildeter Frauen - nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern, sondern im gesamten Osten Deutschlands. Einerseits finde ich es gut, wenn sich junge Leute den Wind um die Nase wehen lassen und Erfahrungen auch anderswo sammeln. Hauptursache für Abwanderung sehe ich allerdings in der fehlenden Perspektive für Arbeitsplätze. Wir versuchen über eine intelligente Arbeitsmarktpolitik, wie die prioritäre Förderung der Zusammenarbeit von Hochschule und Wirtschaft, eine beispielgebende Technologieförderung, die Rahmenbedingungen für attraktive Arbeitsplätze auch für Mädchen und Frauen zu verbessern. Dazu gehört auch, alles zu tun, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf - beginnend mit einem flächendeckenden Netz an Kindertageseinrichtungen - zu verbessern. Auch das Landesprogramm der Jugend- und Schulsozialarbeit "beweist", dass öffentlich geförderte Beschäftigung notwendig und möglich ist. Dies ist ein spezielles Angebot an Absolventinnen und Absolventen unserer Hochschulen, das wir gern verstärken würden. Meine Devise ist: Wandern und Erfahrungen sammeln ja - aber es müssen auch die Bedingungen stimmen, damit eine Rückkehr möglich ist.
Mit freundlichen Grüßen
Angelika Gramkow