Frage an Angelika Gramkow von Julia S. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Sehr geehrte Frau Gramkow,
vor einigen Wochen habe ich Sie bei einer Podiumsdiskussion an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald erlebt. Vorrangig ging es um die Themen der weggefallenden Hochschulautonomie der Universitäten und Fachhochschulen in Mecklenburg-Vorpommern seit Januar diesen Jahres sowie der möglichen Einführung von Studiengebühren. Außerdem wurde über den Personalhaushalt an den Universitäten und dessen geplante Einschneidungen gesprochen.
In Mecklenburg-Vorpommern sollen über einen gewissen Zeitverlauf mehrere hundert Arbeitsplätze an den Universitäten und Fachhochschulen wegfallen. Während der Podiumsdiskussion begründeten Sie diesen Schritt mit den immer weiter sinkenden Zahlen an Landeskindern. Frau Gramkow, als Studentin der Universität Greifswald sehe ich die immer weiter ansteigenden Studierendenzahlen an den Universitäten und Fachhochschulen trotz sinkender Landeskinderquote und erlebe "hautnah" mit, was es heißt, wenn Lehrpersonal in die Arbeitslosigkeit abgeschoben wird. Wie kann also über die Landeskinderquote eine zukunftsfähige und qualitativ hochwertige Bildung weiterhin gewährleistet werden? Steht dies nicht im Widerspruch zu den enormen Zugängen an Studierenden aus anderen Bundesländern, die einen großen Anteil der Studierendenschaft ausmachen? Um es verschärft zu formulieren: Die Bildungseinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern "leben" nicht nur von Kindern aus Mecklenburg-Vorpommern, sondern gerade von den vielen jungen Menschen, die sich für ein Studium in unserem Land interessieren und dieses hier auch beginnen.
Mit freundlichen Grüßen
Julia Schrod
Sehr geehrte Frau Schrod,
in der von Ihnen erwähnten Diskussion habe ich sehr bewusst darauf verzichtet, bei der demografischen Entwicklung einen Bezug zu „Landeskindern“ herzustellen. Nachdem Kollege Brodkorb (SPD) in seinen Thesen 2004 in diese Richtung argumentierte, ist die kontroverse Diskussion dazu nicht abgeschlossen. Sie wird durch die Einführung von Studiengebühren in den CDU/CSU geführten Bundesländern (unter Beteiligung der SPD und F.D.P.) solange anhalten, bis eine bundesweite „Ausgleichslösung“ gefunden ist. Die Linkspartei.PDS will nach wie vor keine Studiengebühren für das Erststudium.
Natürlich kann es zu einem „Ansturm“ auf die Hochschulen unsers Landes kommen, wenn es bei der Gebührenfreiheit bleibt. Das ist doch positiv. Was die Kapazitäten der Hochschulen betrifft, wird man die Entwicklung abwarten müssen. Prognosen, die aus der Bevölkerungsentwicklung auf die Studierwilligkeit schließen lassen, sind nur mit großen Unsicherheiten möglich. Deshalb wird es nötig sein, die in ca. 3 Jahren beginnenden Planungen der Hochschulen für die neuen Zielvereinbarungen unter den dann vorhandenen und prognostizierbaren Rahmendaten vorzunehmen.
Im Übrigen wird bei den Zielvereinbarungen und den personellen und finanziellen Planungen für die Hochschulen des Landes davon ausgegangen, Studienplätze für Studierende aus dem Land aber auch aus der gesamten Bundesrepublik und für ausländische Studierende vorzuhalten. Trotzdem werden sich aufgrund der generell zurückgehenden Kinderzahlen in der gesamten Bundesrepublik langfristig die Personalstellen an den Hochschulen reduzieren.
Der von Ihnen erwähnte „gewisse Zeitverlauf“ der Personalentwicklung an den Hochschulen ist bis 2020 angelegt. „Abschiebungen des Lehrpersonals in die Arbeitslosigkeit“ wird es nicht geben. Der Personalabbau nach dem Personalentwicklungskonzept wird ohne betriebsbedingte Kündigungen umgesetzt. Nur unter dieser Bedingung hat meine Fraktion zugestimmt.
Mit freundlichen Grüßen
Angelika Gramkow