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Frage von Dieter S. •

Frage an Angelika Graf von Dieter S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrte Frau Graf,

im Bezug auf Cannabis vertreten sie die Meinung, dass die Gesetze in Ordnung sind, da sie unsere Jugend schützen würden. Aus diesem Anlass möchte ich Ihnen die Frage stellen, ob wir Erwachsenen nicht schützenwert sind?

Ein hypothetischer Mann ist 41 Jahre, promovierter Naturwissenschaftler und in einer leitenden Position in der Industrie tätig. Er hat eine Ehefrau, zwei Kinder, ein Haus, spielt gerne Golf und ist Cannabiskonsument.
Er konsumiert gelegentlich seit einem Alter von 19 Jahren Cannabis. Der Konsum hat ihm nie geschadet. Er hat immer excellente Arbeit geleistet, verdient ein stolzes Gehalt und kümmert sich liebevoll um seine Familie. Würde man aber in seinen Keller kommen, so würde man mehrere Hanfpflanzen entdecken, die er für sich anbaut, da der Schwarzmarkt gefährlich im Bezug auf Recht und Gesundheit ist.
Nach der momentanen Rechtssprechung, würde man ihm wahrscheinlich einen Handel mit der Substanz einräumen, ein Messer im Haus oder seine Jagdwaffe würden das ganze zu "bewaffnetem Handel" mutieren lassen. Das würde mehrere Jahre Gefängnis bedeuten.
Wie hilft es also seinen Kindern, dass sie ihren Vater verlieren? Das sie auf Grund der Gesetze gesellschaftlich geächtet werden? Wie hilft es seiner Frau, seiner Firma, unserer Wirtschaft oder mir als Freund, dass sie! ihn ins Gefängnis bringen, um unsere Jugend zu "schützen"? Es hilft keinem erwachsenem Konsumenten, wenn er ins Gefängnis muss, wenn er eine Geldstrafe bekommt, seinen Führerschein verliert, weil selbst nach einer Woche nach dem letzten Konsum noch THC restmengen im Blut zu finden sind und einen Eintrag in seiner Akte bekommt.

Wie möchten sie damit umgehen, dass durch diese Gesetze unschuldige Menschen bzw. Familien zerstört werden? Es ist doch eindeutig, dass der Staat hier mehr schaden verursacht, als er bewahrt. Bitte erklären sie sich! Bitte haben sie eine Einsicht, die jedem hilft!

MfG

D. Schmidt

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Antwort von
SPD

Sehr geehrter Herr Schmidt,

vielen Dank für Ihre Abgeordnetenwatch-E-Mail vom 12. Februar 2012 zum
Thema Cannabis.

Ich verstehe, dass Konsumenten sich eine Legalisierung von Cannabis
wünschen und dass diesen die bestehende Geringe-Mengen-Regelung, bei der
von einer Strafverfolgung abgesehen werden soll, nicht für ausreichend
erachten. Insbesondere wenn sie regelmäßig über größere Mengen Cannabis
bzw. Vorräte verfügen wollen.

Dem Interesse einer Legalisierung zugunsten besserer Möglichkeiten für
den Cannabiskonsum und der Straffreiheit beim Besitz oder Verkauf
größerer Mengen stehen aber die Interessen der Suchtprävention und des
Jugendschutzes entgegen. Eine Legalisierung und eine bessere
Verfügbarkeit von Cannabis würden zu mehr Konsum führen - das sehen wir
ja heute schon bei den „Volksdrogen“ Alkohol und Tabak. Da Cannabis kein
harmloses Genussmittel ist, sondern - insbesondere bei Jugendlichen - zu
körperlichen und psychischen Schäden als auch in die Abhängigkeit führen
kann, ist eine Ausweitung des Cannabiskonsums aus Sicht der Drogen- und
Suchtpolitik kein anstrebenswertes Ziel.

Man darf bei dem Thema nicht vergessen, dass auch die
Cannabisabhängigkeit unschuldige Menschen und Familien zerstören kann
und zum Beispiel Autounfälle unter Cannabiseinfluss Menschenleben
fordern. Laut Drogen- und Suchtbericht der Bundesregierung weisen
525.000 bis 750.000 Menschen in Deutschland einen problematischen
Cannabiskonsum auf und etwa 220.000 Menschen sind hierzulande
cannabisabhängig. Es ist nicht so, dass eine Ausweitung des
Cannabisangebots keinen Schaden verursachen würde.

Mit freundlichen Grüßen

Angelika Graf