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Andreas Trunschke
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Frage von Hans F. •

Frage an Andreas Trunschke von Hans F. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Dr. Truschke,

die Linkspartei bevorzugt mitunter die Einführung der Ganztagsschule, finden Sie es richtig, dass zum Erhalt des Ganztagsschulstatuses in einem Cottbuser Gymnasium, einfach die 5. Stunde als Freistunde gilt um den Unterricht zu strecken, wobei die 7. und 8. Klassen bei denen es Sinn hätte Unterricht machen?

Warum soll man Begabte nicht in Sonderschulen fördern, sondern auf eine Gemeinschaftsschule drängen, und was halten Sie von dem Abschlusschaos im deutschen Bildungssystem?

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Antwort von
DIE LINKE

Sehr geehrter Herr Fuge,

bitte entschuldigen Sie, dass ich erst jetzt antworte. Ich bin fast rund um die Uhr in Veranstaltungen oder auf der Straße, so dass mir nur wenig Zeit bleibt, in Ruhe am Computer zu sitzen.

Zu Ihrer Frage: Die Linkspartei ist nicht nur mitunter, sondern ganz grundsätzlich für Ganztagsschulangebote. Dass sich das lohnt, auch zur Förderung leistungsstarker Schüler, zeigt der PISA-sieger Finnland. Den von ihnen geschilderten Fall kenne ich nicht konkret. Aber natürlich wäre das ein absurder Vorgang. Ganztagsschule meint ja nicht künstliche Streckung der Unterrichtszeit, sondern zusätzliche Angebote zum Lernen, miteinander Umgehen und für die Freizeit. Ganztagsschule muss lebendig sein und nicht durch formale Umsetzung von Vorgaben ermöglicht werden. Generell bin ich für die Aufgabe des gegliederten Schulsystems, das es innerhalb Europas fast nur noch in Deutschland gibt. Es behindert die Ausprägung sozialer Kompetenzen, bietet den Leistungsschwächeren wenig Orientierung nach oben, und führt insgesamt zu schlechteren Ergebnissen. Es grenzt zudem sozial aus, eine Tatsache, die wir uns in einer Wissensgesellschaft nicht leisten können. Wenn Deutschland mit seinem gegliederten Schulsystem weiterhin das Land bleibt, in dem soziale Unterschiede am stärksten zu Bildungsnachteilen führen, dann werden wir an wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit einbüßen. Wir müssen in Köpfe investieren. Das kann und muss durchaus eine besondere Förderung besonders Begabter einschließen. Aber warum sollte das nicht wie in Skandinavien innerhalb einer Schule möglich sein? Die Forderung nach einer Schule für alle schließt darüberhinaus durchaus die Forderung nach besonderen Profilen und Schwerpunkten einzelner Schulen ein. Auch dadurch ist die Förderung besonderer Begabungen möglich. Meiner Überzeugung nach ist die gemeinsame Schule auch für Begabte hilfreich - wenn man ihnen besondere Förderung in einzelnen Bereichen zukommen lässt. Sie lernen an dieser Schule soziale Kompetenzen, die in der modernen Produktion wie im Leben überhaupt unabdingbar sind. Das Abschlusschaos, das besonders in Brandenburg gibt, halte ich für wenig hilfreich.

Mit freundlichen Grüßen
Andreas Trunschke