Frage an Andreas Storm von Haris O. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Storm,
wie stehen sie zu der Diskussion um die Internetsperre?
Vorallem würde mich ihre Meinung zu den folgenden Punkten interessieren, die ich als durchaus problematisch im Bezug auf die Sperre empfinde:
1) Von beispielsweise Frau Zypries, aber auch Mitgliedern ihrer eigenen Partei, sind schon Forderungen geäußert worden die Zensurliste, noch bevor das Gesetz überhaupt beschlossen wurde, zu erweitern, um beispielsweise Websites mit urheberrechtlich-geschütztem Material. Auch wurden seitens der Wrtschaft Rufe laut, die Sperre auch auf ausländische Glücksspielangebote zu erweitern. Meine Befürchtung in diesem Fall ist, dass sollte das Sperrgesetz durchgewunken werden der Druck seitens Wirtschaft und Politik so stark wäre, dass dieses Gesetz schnell missbraucht werden würde um allerlei Inhalte zu zensieren. Wie denken sie, kann so ein Missbrauch verhindert werden?
2) Laut Experten ist die Sperre praktisch nutzlos, da sie von jedem Laien innerhalb von unter dreißig Sekunden ausgehelt werden kann. Wer also wirklich an kinderpornografisches Material kommt, kann mit wenigen Einstellungen in seinem Computer verhindern, jemals die geplante Stopp-Seite zu Gesicht zu kriegen. Gleichzeitig bleiben die gesperrten Inhalte noch immer im Netz bestehen. Wäre es nicht sinnvoller, das Geld für die geplante Sperre in einen stärkere Bekämpfung der Leute hinter den Inhalten zu investieren und vorallem dafür zu sorgen, dass die Inhalte aus dem Internet verschwinden, anstelle sie nur schlecht zu verstecken?
3) Im Internet ist nicht immer eindeutig wohin ein Link führt., so kann es durchaus passieren, dass ein Unschuldiger durch einen falschen Klick auf einer zweifelhaften Seite landet und von dem Stoppschild gegrüßt wird. Dies könnte dazu führen, dass schnell viele Unschuldige ins Visier des BKA gelangen. Denken sie nicht, dass in diesem Fall die Protokollierung von Nutzerdaten durchaus anzuzweifeln ist?
Vielen Dank für ihre Zeit und einen schönen Tag noch!
Sehr geehrter Herr Odobasic,
vielen Dank für Ihre Anfrage über die Internetplattform www.abgeordentenwatch.de, in der Sie das Thema Internetsperre angesprochen haben.
Im Austausch mit der Arbeitsgruppe Wirtschaft und Technologie der CDU/CSU-Bundestagsfraktion kann ich Ihnen zum Sachstand folgendes mitteilen:
Kinderpornographie ist eines der scheußlichsten Verbrechen überhaupt - begangen an denen, die Schutz am Nötigsten haben: Babies und Kindern. Diese Ansicht wird in unserem Land erfreulicherweise von der überwältigenden Mehrheit der Menschen geteilt. Deshalb ist es unsere Pflicht, alles, was angemessen und rechtsstaatlich möglich ist, dagegen zu tun. In Deutschland ist mit der Umsetzung des "Aktionsplans der Bundesregierung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Ausbeutung" bereits viel verändert und erreicht worden, dennoch bedarf es in manchen Bereichen noch flankierender Maßnahmen. Bundesministerin Ursula von der Leyen hat dies erkannt: "Wenn wir den Missbrauch von Kindern ächten wollen, dann können wir nicht so tun, als ob das Internet ein Ozean der Rechtlosigkeit wäre, in dem wir leider ohnmächtig seien. Wir sind nicht ohnmächtig!" Deshalb haben wir das Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornographie in Kommunikationsnetzen auf den Weg gebracht. Wer in der realen Welt gegen Kinderpornographie vorgeht, muss das auch im Internet tun! Glücklicherweise konnten wir in den Verhandlungen mit der SPD zentrale Forderungen der Union durchsetzen, so dass mit dem jetzt verabschiedeten Gesetz zur Bekämpfung der Kinderpornographie in Kommunikationsnetzen weitere effektive Maßnahmen gegen dieses Übel ermöglicht werden. Hervorzuheben sind dabei insbesondere folgende Punkte:
1. Durch die Sperrung der kinderpornographischen Seiten im Internet wird der Kampf gegen dieses Verbrechen um präventive Maßnahmen ergänzt. Zufällige Besuche auf diesen Seiten werden durch eine Stopp-Seite verhindert. Die Stopp-Seite setzt ein deutliches Missbrauch von Kindern und seiner Darstellung im Internet.
2. Nutzer, die z.B. durch Links in Spam-Mails auf diese Stopp-Seite gelangen, müssen nicht mit Strafverfolgung rechnen. Die Daten, die an der Stopp-Seite anfallen, dürfen für die Strafverfolgung nicht genutzt werden. Damit ist ein anderslautender Entwurf des SPD-Geführten Justizministeriums vom Tisch. Für uns ist klar, dass Hersteller und Konsumenten von Kinderpornographie mit aller Härte des Gesetzes verfolgt werden. Genauso klar ist aber auch, dass wir harmlose Nutzer nicht durch - letztlich unbegründete - staatliche Verfolgungsmaßnahmen stigmatisieren und ihre bürgerliche Existenz vernichten dürfen.
3. Der Vorschlag von Bundesministerin von der Leyen, ein Expertengremium einzurichten, wurde realisiert: Der Datenschutzbeauftragte benennt fünf Mitglieder, die berechtigt sind, jederzeit die Sperrliste beim Bundeskriminalamt einzusehen und zu überprüfen.
4. Löschen geht vor Sperren: Wir bekämpfen das Übel an der Wurzel und werden nur dann sperren, wenn wir gegen die Inhalte nicht oder nicht zeitnah vorgehen können.
5. Wir haben klargestellt, dass Sperrmaßnahmen auf kinderpornographische Internet-Seiten beschränkt bleiben.
6. Nach zwei Jahren wird eine Evaluierung durch die Bundesregierung stattfinden. Ein Jahr später wird das Gesetz auf Grund der gewonnenen Erfahrungen optimiert werden. Das ist moderne Gesetzgebung, wenn man mit einer zukunftsfähigen Regelung Neuland betritt.
Insgesamt ist durch die massiven Nachbesserungen durch die Union ein ausgewogenes Gesetz entstanden, das energisches Vorgehen gegen die Kinderpornographie mit einem ausgeprägten Grundrechtsschutz verbindet.
Gesamtgesellschaftliches Signal für das Netz: Stopp, hier geht es nicht weiter, hier wird der legale Raum verlassen. Die Sperrung solcher Seiten ist eine zusätzliche und ergänzende Maßnahme, wenn ein wirksameres Vorgehen direkt gegen die schrecklichen Inhalte bei ausländischen Angeboten nicht möglich ist. Die Stoppseite ist ein wichtiger Baustein einer Gesamtstrategie gegen den sexuellen.
Ich hoffe Ihnen mit diesen Ausführungen weitergeholfen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Storm MdB
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