Andreas Otto, MdA
Andreas Otto
Bündnis 90/Die Grünen
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Frage von Ulli Z. •

Frage an Andreas Otto von Ulli Z. bezüglich Öffentliche Finanzen, Steuern und Abgaben

Hallo, Herr Otto,

die Parkraumbewirtschaftung und damit hier verbundene Dauerabzocke nervt auch mich, jedoch ist dies nur Symptom. Meine Fragen betreffen die Ursachen:
Berlin ist hochgradig pleite, schuld ist die aus Vorwendezeiten stammende Subventionsmentalität, die nach 1990 dann einem Hauptstadt-Olympia-Größenwahn gewichen ist, der in der Phantasie der Wahnsinnigen mit 6 Mio. Einwohnern enden sollte, und mit einem Schuldengebirge von 60 Milliarden tatsächlich endete.
Insbesondere bedrückt mich, daß man diese Situation, die seit 2000 also seit über 10 Jahren bekannt ist, mit Sparwahn a la Sarrazin bei den ´kleinen Leuten´ und Pfenningfuchserei bei TransferleIstungsempfängern begleitete, während ´oben´ fröhlich weiter das Geld in Millionenvolumina ausgegeben wird, als hätten wir noch welches. Stichworte BBI, Bankgesellschaft/BIH (Berliner immobilien Holding), Straßenbauprojekte in inzwischen verkehrszusammenbrucherzeugendem Volumen usw..
Offenkundig ist eine bestimmte Lobby, die Bauwirtschaft, in Berlin immer noch so mächtig, daß allen Schulden zum Hohn hier die Millionen weiterfließen.
Wenn Sie Regierungsverantwortung mit übernehmen könnten, würden Sie dann:

-sich für eine straffe Reduzierung der Bautätigkeit im öffentlichen Raum und das Beschränken auf den für den Substanzerhalt notwendigen Rahmen einsetzen?

-Vorrang für Radfahren, ÖPNV usw. nicht durch millionenschwere Umbaumaßnahmen, sondern durch Fahrbahnmarkierung und geänderte Signalisierung kostengünstig generieren?

-eventuell dadurch frei werdende Mittel in die Begrünung des öffentlichen Raums investieren?

-durch zügige und straffe Abwicklung der BIH (Immobilienmilliardengrab der ehemaligen Bankgesellschaft) endlich diese landeseigene Geldverbrennungsmaschine mit Spitzengehältern der dortigen Manager (oft ehemalige Sarrazinfreunde) von bis zu 497.000 Euro p.a. (ein mehrfaches des Gehalts des Regierenden Bürgemeisters) ausschalten?

Welche Ideen haben sie noch zu einer Sanierung des Landeshaushaltes?

Andreas Otto, MdA
Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Zedler,

da wir uns der hohen Verschuldung bewusst sind, wird es, sollten wir in eine Regierungsverantwortung kommen, definitiv zu Budgetkürzungen kommen müssen. Egal, welche Parteien die nächste Landesregierung bilden, sie alle müssen sich mit dem Abbau der Mittel aus dem Solidarpakt Ost, mit der Schuldenbremse und perspektivisch einer Neuregelung des Länderfinanzausgleiches auseinandersetzen. Dabei ist für uns der Stadtstaatenvergleich eine wichtige Leitlinie. Grundsätzlich von Einsparungen ausgenommen werden soll nur der Bildungssektor. Da die meisten Steuern über den Bund festgesetzt sind, muss der wesentliche Weg der Einnahmenerhöhung über eine Steigerung der Wirtschaftskraft erfolgen.

Bei den Ausgaben sprechen Sie insbesondere die Bautätigkeit im öffentlichen Raum an. Wir wollen beim Straßenbau auf Neubauvorhaben weitestgehend verzichten. Stichwort ist z.B. die A100, die trotz erheblicher Beteiligung des Bundes auch den Berliner Haushalt belastet. Die Instandhaltung bestehender Straßen lässt sich kaum grundsätzlich vermeiden. Aber wir wollen dabei den Fahrradverkehr stärken, der sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt hat. An manchen Stellen, wie z. B. der Schönhauser Allee, werden wir uns dafür einsetzen, die Fahrradwege vom Gehweg herunterzunehmen und mithilfe von Fahrbahnmarkierungen auf die Straße verlegen. Das erhöht die Sicherheit und vermeidet Konflikte mit FußgängerInnen.

Es wird schwierig werden, freie Mittel zu etwas anderem als dem Schuldenabbau einzusetzen. Trotzdem wollen wir insbesondere mehr Bäume pflanzen. Bisher werden jedes Jahr mehr Straßenbäume in Berlin gefällt als gepflanzt. Dieses Verhältnis wollen wir umkehren.

Die BIH ist ein Trauerspiel, da haben Sie Recht. Leider ist der ganze Laden sehr undurchsichtig. Der vom Finanzsenator geplante Verkauf ist gescheitert. Angeblich wegen Transparenzdefiziten. Die BIH muss im Rahmen eines Kassensturzes genau untersucht werden. Ob ein Verkauf oder ein teilweises Halten von Immobilien für den Haushalt günstiger ist, kann ich bisher nicht mit Bestimmtheit sagen. Dazu müssen wir erst eine genaue Prüfung vornehmen. Die hohen Gehälter der Vorstände landeseigener Unternehmen sind nicht alle berechtigt. Gerade, wenn man das teilweise gegenüber der freien Wirtschaft viel geringere Risiko bedenkt.

Sie fragen nach weiteren Sparmöglichkeiten. In unserem Wahlprogramm haben wir weitere benannt. Etwa die Rationalisierung der „Verwaltung der Verwaltung“ oder auch die Reduzierung der Energie- und damit Geldverschwendung bei vielen öffentlichen Gebäuden. Beim Skandal um die Treberhilfe wurde deutlich, dass auch im Sozialen Bereich eine große Unübersichtlichkeit herrscht, die dazu einlädt, hohe Gewinne zu machen und zu privatisieren.

Frdl. Gruß

Andreas Otto, MdA

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