Frage an Andreas Lämmel von Philipp D. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Lämmel,
die deutsche Regierung treibt die Energiewende derzeit minder erfolgreich voran. Eine Fokussierung auf Biomasse sowie Wind- und Solarenergie auf Teilflächen der BRD wird aus meiner Sicht zur Deckung unseres Endenergiebedarfes längst nicht ausreichen. Dazu im Folgenden ein paar Zahlen, welche sich an die Erkenntnisse des wissenschaftlichen Beraters des britischen Ministeriums für Energie und Klimawandel, Prof. David J.C. MacKay, anlehnen.
Die im Jahresmittel von einer Windfarm erzielbare Leistungsdichte beträgt ca. 2 MW/km². Photovoltaik-Freiflächenanlagen erzielen ca. 5 MW/km². Energiepflanzen erzielen eine Leistungsdichte von 0,5 MW/km² [1] und somit nochmals geringere Flächenenergieerträge. Zum Vergleich: Der Flächenenergiebedarf in der BRD beträgt ca. 1 MW/km².[1] Diese Zahlen verdeutlichen, dass wir zur vollständigen Deckung unseres Energiebedarfes einen wesentlichen Teil unserer Landesfläche für WKA, PV-Anlagen und Energiepflanzen aufwenden müssten. Der hohe Flächenbedarf der Erneuerbaren sowie die in der Praxis immer noch fehlenden Speicher in der Größenordnung von TWh sind offensichtlich Ursache dafür, dass die deutsche Energiewende derzeit scheitert. Die deutschen CO2-Emmissionen blieben in den letzten 10 Jahren nahezu konstant, die reale Energieausbeute von Windkraft und PV steigt im Mittel kaum noch an. Gleichzeitig legen wir ab 2022 AKW mit einer jährlichen Energieausbeute von 76 TWh still.
Wäre es im Hinblick auf die o.g. Zahlen, dem Ziel einer Abkehr von Kohle/Gas und aus Sicht des Naturschutzes nicht sinnvoll, über Kernenergie auf sachlicher Ebene und mit Vernunft statt Angst neu zu diskutieren, Chancen und Risiken gegeneinander abzuwägen, wie derzeit im Ausland der Fall? Ist es nicht an der Zeit, Forschungsprojekte, wie etwa den sicheren Dual-Fluid-Reactor des IFK Berlin, zu unterstützen?
Freundliche Grüße,
Dipl.-Ing. P. D.
[1] David J.C. MacKay. Sustainable Energy – without the hot air. UIT Cambridge, 2008
Sehr geehrter Herr D.,
vielen Dank für Ihre Frage zur Ausgestaltung unserer Energiewende. Ich gebe Ihnen vollkommen Recht, dass wir zum heutigen Zeitpunkt zur Aufrechterhaltung der Netzstabilität und einer damit einhergehenden Versorgungssicherheit mit angemessenen Strompreisen, Kohle- und Atomkraftwerke benötigen. Sich allein auf Biomasse, Wind und PV-Anlagen zu verlassen, wird in eine Sackgasse führen. Als Dipl.-Ing. halte ich einige Pläne unserer Bundesregierung ebenso für nicht weiter ausbaufähig.
Dem Thema Atomausstieg mit einem parallelen Kohleausstieg stehe ich äußerst kritisch gegenüber. Einem Atomausstieg, wie wir ihn bis 2022 durchführen wollen, habe ich dementsprechend im Bundestag auch nicht zugestimmt. Als Mitglied in der Kohlekommission konnte mir niemand nachweisbar erläutern, wie wir bei den heutigen Ausstiegsszenarien zu jeder Minute im Jahr die Versorgung mit Strom in Deutschland sicherstellen wollen. Noch hat man sich ausreichend Gedanken über die Entwicklung der Strompreise gemacht. Ob die volkswirtschaftlichen Kosten des jetzigen Weges in einem akzeptablen Verhältnis zum Nutzen stehen, bezweifle ich ebenfalls sehr stark. Die Dunkelflauten dieses Jahres haben uns vor Augen geführt, auf welch riskanten Pfaden wir uns energiepolitisch heute schon bewegen.
Momentan hoffe ich auf die erste Evaluation der Energiewirtschaft 2022, die gesetzlich verankert wurde. Sollten uns keine neuen innovativen Lösungen beim Thema Energiespeicher einfallen, wird sich früher oder später herausstellen, dass die Politik zwar gern die Physik ändern möchte, dies aber nicht ohne weiteres möglich ist. Zum jetzigen Zeitpunkt teile ich daher Ihre Einschätzung und bin mir sicher, dass es zu einem Umdenken kommen muss und wird. Ich möchte Sie gern noch auf mein Faktenblatt zur Energiewende hinweisen, welches Sie auf meiner Homepage unter: https://www.andreas-laemmel.de/aktuelles/2019/das-klima-schuetzen-physikalische-gesetzmaessigkeiten-nicht-ausser-acht-lassen
einsehen können.
Mit den besten Grüßen
Andreas Lämmel