Frage an André Stephan von Ronny W. bezüglich Wissenschaft, Forschung und Technologie
Hallo Herr Stephan,
was würden Sie im Bildungssystem von Berlin verändern?
herzlichen Gruß
Ronald Wenke
Lieber Ronald,
es ist unglaublich schade, wie durch schlechte Bildungspolitik die Chancen der jetzt die Schulbank drükenden Schülerinnen und Schüler geschmälert werden. Dass Lehrerinnen und Lehrer fehlen, die Klassen aus den Näthen platzen, die Ausstattung schlecht ist: All das fällt irgendwann auf die gesamte Stadt zurück. Schon jetzt klagen Ausbildungsbetriebe von fehlenden Kenntnissen und mangelndem Interesse der Bewerberinnen und Bewerber. Schon jetzt animiert Schule nicht dazu, die gesellschaftlichen Zusammenhänge zu erforschen und neugierig auf das Leben zu werden. Ich habe Angst davor, dass wir mit schlechter Bildung die Türen für Rattenfänger jedweder Couleur öffnen. Also muss sich etwas tun. Jeder 5. Euro, den Berlin zusätzlich erhält, soll in die Bildung fließen. Aber nicht in ein marodes System. Deshalb will ich, dass die Schulen den Sprung ins 21. Jahrhundert schaffen. Schulen brauchen mehr Eigenverantwortung. Nur vor Ort wissen Lehrende, Lernende und Eltern wirklich, was neu angeschafft werden muss und wie die Lerninhalte passgenau vermittelt werden können. Zudem muss gemeinsames Lernen gefördert werden. Wir leben nicht mehr in der Ständegesellschaft. - Alle Abschlüsse können genau so gut unter einem gemeinsamen Schuldach erworben werden. Außerdem finde ich, dass die Schule vom Mikrokosmos zum Wohngebietszentrum werden soll. Eine Schule, die am Nachmittag leer steht, nützt niemandem etwas. Eine Schule aber, in der auch dann noch interessante Veranstaltungen, Arbeitsgruppen oder Aufführungen stattfinden, macht diese als Ort des Lernens, als soziale Infrastruktur im Kiez attraktiv. Nicht nur für Jüngere, auch für Erfahrenere. Denn letztendlich läuft der "Sprung ins 21. Jahrhundert" darauf hinaus, sich permanent Wissen neu anzueignen - lebenslang. Die Voraussetzungen dafür müssen wir jetzt schaffen.
Mit freundlichen Grüßen,
André Stephan