Frage an André Berghegger von Christian W. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Berghegger,
alle europäischen Länder um uns herum haben ein Tempolimit auf Autobahnen. Viele Experten sind der Meinung, dass sich durch ein solches Tempolimit Staus vermeiden, Verkehrstote reduzieren und der CO2-Ausstoß verringern lassen. Raser auf den Autobahnen, die alle anderen Verkehrsteilnehmer gefährden, könnten dadurch besser bestraft werden.
Im Moment wird in der Öffentlichkeit über die Einführung eines Tempolimit diskutiert. Wie stehen Sie zu dieser Frage?
Mit freundlichen Grüßen
C. W.
Sehr geehrter Herr Wichmann,
vielen Dank für Ihre Frage bezüglich eines generellen Tempolimits von 130 km/h. Hierzu kann ich Ihnen Folgendes mitteilen: Aus meiner Sicht ist ein generelles Tempolimit auf Autobahnen nicht zielführend. Deutsche Autobahnen sind verkehrstechnisch sehr gut ausgebaut und zählen zu den sichersten Straßen der Welt.
Die Straßenverkehrsbehörden der Länder können die Benutzung bestimmter Straßen oder Straßenstrecken aus Gründen der Sicherheit oder Ordnung des Verkehrs beschränken oder verbieten. Bereits heute gilt daher auf rund 30 Prozent der Autobahnen ständig oder zeitweise ein Tempolimit. Zählt man Geschwindigkeitsbeschränkungen im Bereich von längerfristigen Baustellen hinzu, erhöht sich der Anteil auf insgesamt rund 40 Prozent.
Moderne Technik – wie zum Beispiel Warnsysteme, die rechtzeitig auf Stau, Baustellen oder Unfälle hinweisen – trägt zusätzlich dazu bei, das Sicherheitsniveau auf deutschen Autobahnen weiter zu erhöhen. Die straßenverkehrsrechtlichen Vorschriften schreiben außerdem vor, dass die Fahrzeuggeschwindigkeit den Straßen-, Verkehrs-, Sicht- und Wetterverhältnissen sowie den persönlichen Fähigkeiten und den Eigenschaften von Fahrzeug und Ladung anzupassen ist; es darf nur so schnell gefahren werden, dass innerhalb der übersehbaren Strecke angehalten werden kann. Die situationsangepasste Geschwindigkeit kann daher deutlich unterhalb eines Tempolimits von 130 km/h liegen.
Ein generelles Tempolimit trägt überdies kaum zum Klimaschutz bei. Aktuelle Berechnungen von unabhängigen Forschungsinstituten im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums haben ergeben, dass eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 130 km/h auf deutschen Autobahnen den CO₂-Ausstoß um rund eine Millionen Tonnen pro Jahr senken würde. Verglichen mit den rund 115 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid, die der Autoverkehr in Deutschland jedes Jahr produziert, ist das sehr gering.
Auch ein generelles Tempolimit, das ausschließlich den Fahrern von Dieselfahrzeugen und Benzinern auferlegt werden soll, wie es ein Bundestagsabgeordneter der Grünen gefordert hat, lehnen wir ab. Wir wollen keine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ unter den Autofahrern schaffen. Auf der einen Seite wären dann die Gutverdiener, die sich einen Neuwagen mit Elektromotor leisten können und damit freie Fahrt auf der Autobahn bekommen, auf der anderen Seite die Durchschnittsbürger, die mit ihrem Benziner oder Diesel auf der Autobahn das Nachsehen haben.
Anstelle von Verboten sind aus Sicht der CDU/CSU-Fraktion positive Anreize für ein klimaschonendes Mobilitätsverhalten sowie die Förderung von innovativen Technologien, wie zum Beispiel des automatisierten und vernetzten Fahrens, und von alternativen Antrieben, der bessere Weg zu mehr Verkehrssicherheit und zur Erreichung der klimapolitischen Zielsetzungen im Verkehrssektor.
Ich hoffe, diese Informationen helfen Ihnen weiter.
Mit freundlichen Grüßen
André Berghegger