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Alexander Ulrich
BSW
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Frage von Jakob L. •

Frage an Alexander Ulrich von Jakob L. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen

Sehr geehrter Herr Ulrich,

am 19. Mai haben sie als einer von vier Abgeordneten ihrer Fraktion gegen die Anträge zur Geschlechtlichen Selbstbestimmung von FDP & Grünen gestimmt. Im Entwurf ihres Wahlprogramms zur Bundestagswahl 2021 steht jedoch „Wir wollen einen selbstbestimmten Geschlechtseintrag für alle. Eine Vornamens- und Personenstandsänderung muss mit einer einfachen Erklärung beim Standesamt möglich werden – ohne die bisherigen Zwangsberatungen, Gutachten, ärztlichen Atteste und Gerichtsverfahren“. Daher stelle ich mir nun die Frage, warum Sie gegen diese Gesetzesentwürfe gestimmt haben. Lehnen Sie es generell ab, dass Menschen, welche sich nicht mit ihrem Geburtsgeschlecht identifizieren, ohne großen Aufwand ihren Geschlechtseintrag wechseln können oder hatten Sie Probleme mit spezifischen Aspekten dieser Entwürfe?

Vielen Dank für die Beantwortung der Frage im Voraus.

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Antwort von
BSW

Sehr geehrter Herr Lindon,
vielen Dank für Ihre Email zu meinem Abstimmungsverhalten am 19. Mai.
Als linker Politiker war und bleibt es immer wichtig für mich, mich für jene Menschen einzusetzen, die aus vielfältigen Gründen diskriminiert, unterdrückt und benachteiligt werden. Natürlich sind mir die gesellschaftlichen Ausgrenzungen und Anfeindungen, mit denen Trans*- und intergeschlechtliche Personen bereits im Kindesalter, in der Schule, in der Arbeitswelt, in privaten und öffentlichen Räumen zu kämpfen haben, sehr bewusst. Gemeinsam mit meiner Fraktion DIE LINKE trete ich dafür ein, dass diese Repressionen, die oft verheerende psychische und physische Folgen für die Betroffenen haben, endlich aufhören. Aus diesem Grund unterstütze ich all unsere entsprechenden Initiativen, wie z. B. unseren Antrag: „Fremdbestimmte Operationen an trans- und intergeschlechtlichen Menschen – Aufarbeiten, Entschuldigen und Entschädigen“, voll und ganz.
Den Anträgen von FDP und Grünen konnte ich aber nicht zustimmen, da sie eine Forderung enthalten, die ich sehr problematisch finde. Dass bereits Kinder in die Lage versetzt werden sollen, darüber zu entscheiden, ob sie eine Geschlechtsumwandlung durchführen wollen, halte ich für falsch. Mit Vollendung des 14. Lebensjahres ist ein Kind schlichtweg zu jung für eine Entscheidung, die irreversibel ist und aufgrund der mit der Geschlechtsumwandlung verbundenen Hormonbehandlung psychisch höchstproblematische Konsequenzen haben kann. Dass die Entscheidung mit Hilfe des Familiengereichtes getroffen werden muss, sofern die Eltern sich gegen eine Geschlechtsumwandlung aussprechen, macht es meiner Ansicht nach nicht besser.
In der Bundesrepublik dürfen Jugendliche erst ab einem Alter von 18 Jahren zur Wahl gehen (DIE LINKE fordert ein Wahlrecht ab 16!). Während man also Kindern bzw. Jugendlichen die notwendige Reife und das Verantwortungsbewusstsein abspricht, politisch auf kleinster Ebene mitzumischen, will man ihnen bereits mit 14 Jahren eine Entscheidung zumuten, die langfristig schwerwiegende Folgen für ihre eigene Gesundheit haben kann und eben nicht umkehrbar ist. Das kann ich nicht ganz nachvollziehen.
Dennoch steht aber auch für mich fest, dass das pathologisierende und entwürdigende Transsexuellengesetz sofort abgeschafft werden muss.
Mit solidarischen Grüßen
Alexander Ulrich

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