Frage an Alexander Salomon von Ralf S. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Wie stehen Sie zur einem Nationalpark Nordschwarzwald?
Sehr geehrter Herr Schmid,
vielen Dank für ihre Anfrage.
Vorab möchte ich sagen, dass meine persönliche Meinung in diesem Punkt in keinster Weise von der gebildeten Meinung der Fraktion abweicht.
Die Landtagsfraktion der Grünen sieht einen Nationalpark in Baden-Württemberg als dringlich erforderlich an. Neben Rheinland-Pfalz sind wir das einzige Flächenland, das keinen Nationalpark besitzt - Baden-Württemberg gehört damit leider bundesweit zu den Schlusslichtern im Naturschutz. Andere Länder Europas, wie beispielsweise Schweden, haben ihre ersten Nationalparks bereits vor über 100 Jahren eingerichtet – zum Vergleich, der erste deutsche Nationalpark im Bayerischen Wald ist zwischenzeitlich über 40 Jahre alt.
Aber auch dicht besiedelte Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen und dicht besiedelte Länder wie die Niederlande besitzen Nationalparks.
Übereinstimmendes Ergebnis aller Orten: Nationalparks führen sowohl zu einem entscheidenden, eigenständigen Beitrag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt als auch besitzen sie für Forschung und Umweltbildung einzigartige Bedeutung. Erwähnenswert ist hierbei auch, dass sie unterm Strich zu positiven Beschäftigungseffekten führen. Hauptnutznießer ist dabei der Tourismus - in Baden-Württemberg mit ca. 280.000 Arbeitsplätzen eine der größten Branchen mit erheblichem Wachstumspotenzial. Es ist daher kein Wunder, dass sich Andreas Braun, der Geschäftsführer der Tourismusmarketing Baden-Württemberg GmbH (TMBW) mehrfach öffentlich für einen Nationalpark ausgesprochen hat.
Wir können übrigens die von der schwarz-roten Bundesregierung unter Federführung von Angela Merkel und Sigmar Gabriel als Umweltminister formulierte nationale Biodiversitätsstrategie, die wir als GRÜNE positiv beurteilen, in Baden-Württemberg de facto nur mit einem Nationalpark umsetzen. Wir können nicht nur von Brasilien, Indien oder Kirgisistan einfordern, tropische Regenwälder, Tiger oder Schneeleoparden zu schützen, wenn wir nicht selbst einen Minimalanteil an Natur sich selbst überlassen. Wir streben daher an, dass 10% der öffentlichen Wälder künftig nutzungsfrei sein sollen, damit sich natürliche Prozesse und die damit verbundene, ganz spezielle Tier- und Pflanzenwelt entwickeln können.
Nationalparks können aber nur auf öffentlichen Flächen umgesetzt werden, denn das Prinzip von Nationalparks lautet "Natur Natur sein lassen". Das heißt der Mensch schaut zu, aber beeinflusst in diesen national betrachtet kleinen Flächen nicht, was sich entwickelt, wenn der Mensch nicht aktiv eingreift - seien dies Sturmwurf, Borkenkäfer, Wildverbiss, Schneebruch oder Hochwasser. In anderen Klimata, wie in den USA, gehören sogar (natürliche) Feuer zum Prinzip von Nationalparks, denn bestimmte Kiefernzapfen springen durch die Hitze des Feuers erst auf und ermöglichen damit die Vermehrung der Baumart.
In Baden-Württemberg ist nach allen Vorarbeiten schon in den Jahren 1990 - 1992 durch das zum NABU gehörende Institut für Waldökologie, als auch in den letzten Monaten und Jahren durch verschiedene Einrichtungen deutlich geworden, dass der Nordschwarzwald die einzige Region darstellt, in der genügend große, zumal teils bereits sehr naturnahe, öffentliche Flächen für einen Nationalpark zur Verfügung stehen.
Wir Grüne stehen aber auch in dieser Frage und Umsetzung für Bürgerbeteiligung. Daher sehen wir es als sinnvoll an, wenn gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, Kreisen, Kommunen, Naturschutz-, Forst- und Tourismusexperten in dem derzeit diskutierten Suchraum von rund 40.000 ha Größe ergebnisoffen über die beste Möglichkeit diskutiert wird.
Weitere grundlegende Informationen über Nationalparks in Deutschland - mitsamt einer nationalen Gebietskulisse fachlich gebotener Nationalparks, zu denen der Nordschwarzwald gehört, finden Sie unter http://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/naturschutz/schutzgebiete/1.pdf .
Ich hoffe, dass ich ihnen weiterhelfen konnte und stehe für Rückfragen gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen,
Alexander Salomon