sehr geehrter herr king, was sind ihrer meinung nach aktuell die kritischsten entwicklungen & die entsprechend wichtigsten gesellschaftlichen herausforderungen im bezirk tempelhof schöneberg?
Sehr geehrter Herr Hartwich,
Grünflächenschutz, Wohnungsbau und den Ausbau der sozialen Infrastruktur für eine wachsende Bevölkerung in Übereinstimmung zu bringen, das ist angesichts geringer Flächenressourcen, die uns noch zur Verfügung stehen, eine große Herausforderung.
Berlin erhitzt sich, die Hitze-Exzess-Tage werden zahlreicher - und leider auch die Hitzetoten. Deshalb besteht eine zentrale Aufgabe in Tempelhof-Schöneberg darin, die Grünflächen im Bezirk zu schützen. Die Ausstattung mit Grünflächen ist innerhalb der Bezirks sehr unterschiedlich (sehr hoch in Tempelhof, sehr niedrig in Lichtenrade), aber insgesamt im Berlin-weiten Vergleich unterdurchschnittlich und ungenügend. Das Tempelhofer Feld sollte entsprechend dem Volksentscheid von Bebauung verschont bleiben. Wir kämpfen ebenso entschlossen für den Schutz der Kleingartenanlagen, die nicht nur eine ökologische, sondern auch eine wichtige soziale Funktion haben.
Zugleich stehen Mieterinnen und Mieter auch in Tempelhof-Schöneberg unter wachsendem Druck. Verdrängungsdruck besteht auch für Gewerbe und soziale Projekte. Mieter- und Gewerbeschutz kann nur im Zusammenspiel zwischen Bezirk, Land und Bund erfolgreich sein: Ausweitung des Milieuschutzes, Verhinderung von Umwandlungen, Nutzung des Vorkaufsrechts im Bezirk, Sicherung von strategischen Flächen und Wohnungszukauf im Land, bundesweiter Mietendeckel, Offensive für sozialen Wohnungsbau und ein soziales Gewerbemietrecht im Bund. Bei der Frage nach Innenstadtverdichtung vs. neuer Flächenverbrauch nach außen, ist für mich entscheidend, die Anwohner mit einzubeziehen und ihre Interessen zu berücksichtigen – und die Auswirkungen auf das Stadtklima zu beachten.
Im selben Zusammenhang steht die Verkehrsproblematik, die sich in Tempelhof-Schöneberg besonders scharf stellt. Der Radwegeausbau lässt zu wünschen übrig, die bestehenden Radwege sind oft in schlechtem Zustand, der öffentliche Nahverkehr weist noch erhebliche Lücken im Streckennetz und vor allem im Takt auf. Hier stellen sich große Herausforderungen, insbesondere was die Anbindung der südlichen Bezirksteile betrifft.
Mit freundlichen Grüßen,
Alexander King