Frage an Alexander Funk von Anneliese M. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Funk,
inwieweit hat sich Ihre Einstellung zur Atomkraft nach Fukushima geändert?
Am 28.1.2010 schreiben Sie auf dieser Plattform über Lobbyisten/Lobbyistenverbände: "Sie bringen durch Stellungnahmen oder bei öffentlichen Anhörungen ihren Sachverstand ein. Solange sie dies offen und öffentlich tun, kann dies - auch in Gesetzgebungsverfahren - durchaus hilfreich sein, denn Lobbyisten sind häufig "Praktiker", die die Auswirkungen Folgen eines Gesetzes vor Ort eher abschätzen können als die Ministerialbürokratie. "
Fühlen Sie sich von der Atomlobby getäuscht oder gar betrogen?
Wie erklären Sie Ihrer Tochter, was in Fukushima geschieht, und dass Sie für die Technik eintreten, die diese Katastrophe verursacht hat?
mit freundlichen Grüssen
Anneliese Müller
Sehr geehrte Frau Müller,
ohne jeden Zweifel markiert die Katastrophe in Japan eine Zäsur – offenbar auch eine Zäsur in der Debatte über Atomkraft.
In Japan ist leider wirklich geworden, was durch Kernenergie möglich ist. Ich denke nicht, dass irgendjemand dieses potentielle Restrisiko völlig leugnet; ich meinerseits habe das jedenfalls nicht getan. Eine Nutzung der Kernenergie beruhte immer auf einer größtmöglichen Risikominimierung beim gleichzeitigen Wissen darum, dass eine 100%-ige und gegen alle Eventualitäten abgesicherte Garantie nicht möglich ist.
Um die Debatte aber auch zu versachlichen: Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern (auch in Europa) hat Deutschland bereits vor der Katastrophe von Japan daher einen mittelfristigen Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen – und mit dem Energiekonzept auch nicht aufgehoben. Im Gegensatz zur politischen Konkurrenz hatten wir zum ersten mal dargelegt, wie der Übergang bezahlt werden kann und wie die Gewinne der Energiekonzerne zur Finanzierung erneuerbarer Energien abgeschöpft werden können. Auch das immer wieder genannte Konzept von rot-grün sah ja, wie Sie wissen, einen jahrelangen Weiterbetrieb der Anliegen vor. Konsens besteht überdies in der Frage, dass Kernkraft in Deutschland ein Auslaufmodell ist.
Da meine Informationen zur Nutzung von Kernenergie nicht von der sog. ‚Atomlobby‘ stammen – ebenso wie ich mich auch nicht ausschließlich auf Studien von Greenpeace in der Frage des Klimawandels verlassen möchte, fühle ich mich auch nicht getäuscht oder betrogen.
Dazu aber auch einmal allgemeiner: Leider scheinen Sie anzunehmen, dass Abgeordnete hier in Berlin ständig von profitgierigen Häschern der Energiekonzerne umgarnt werden. Ich beschäftige mich vor allem mit Haushaltspolitik und kümmere mich um die Vertretung der Interessen meines Wahlkreises und des Saarlandes – sei es etwa bei der Sprachförderung für Kinder oder bei dem Ziel, künftige Generationen nicht durch noch mehr Schulden zu belasten.
Ich lade Sie daher auch einmal herzlich ein, sich zum Beispiel über meinen regelmäßig erscheinenden ´Brief aus Berlin´ ein Bild von meiner konkreten Arbeit zu machen.
Bis dahin grüße ich Sie freundlich,
Ihr Alexander Funk, MdB