Frage an Alexander Funk von Valentin D. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Funk,
in Ihrer Antwort an Herrn Schaaf vom 25.02. schreiben Sie, der Verteidigungsminister zu Guttenberg habe sein Fehlverhalten zugegeben und öffentlich bedauert. Wie bewerten Sie dann die Tatsache, dass er nach wie vor behauptet, er habe in seiner Doktorarbeit nicht vorsätzlich getäuscht? Würden Sie es einem durchschnittlichen Doktoranden, geschweige denn einem Menschen mit der Intelligenz eines zu Guttenberg zutrauen, dass ihm ein solches Fehlverhalten aus reiner Nachlässigkeit oder in Unkenntnis der wissenschaftlichen Normen unterläuft? Halten Sie es für glaubhaft, dass es sich hierbei lediglich um vergessene Quellenangaben handelt, wenn dies auf über 70% der Seiten und z.T. bei seitenlangen Textstellen vorkommt und v.a. wenn diese meist auf subtile Weise abgeändert wurden? Und falls nicht, halten Sie es für akzeptabel, dass Herr zu Guttenberg sich für sein Fehlverhalten mit einer weiteren Notlüge glaubt entschuldigen zu können und auf die Nachfrage der Opposition nach seiner Vorbildfunktion auch noch sagt, diese könne gerade in diesem Umgang mit seinem Fehlverhalten liegen? Würden Sie es begrüßen, wenn zu Guttenberg auch für diese Notlüge um Verzeihung bitten und seine vorsätzliche Täuschung bei der Doktorarbeit zugeben würde?
Glauben Sie, dass die Mehrheit der von den Meinungsforschungsinstituten telefonisch Befragten auf Anhieb eine dezidierte Meinung zu der Sache haben und dass ihnen die Reichweite des Fehlverhaltens bewusst ist? Spielen Sie mit den "fast 90" Prozent Zustimmung auf die BILD-Umfrage an, und halten Sie diese für repräsentativ?
Glauben Sie, dass die fast einhellige Meinung der Zeitungs-Kommentare unerheblicher ist als die Meinung der BILD-Zeitung, und halten Sie letztere für führend hinsichtlich differenzierter Meinungsbildung?
Wollen Sie mit Ihrem Statement über die "Heuchler" und "Pharisäer" jede Unzulänglichkeit eines Politikers auf eine Stufe mit der Erschleichung des Doktorgrades stellen?
MfG
Valentin Dübbers
Sehr geehrter Herr Dübbers,
anders als andere maße ich mir nicht an, das Innere eines Menschen ergründen zu können. Der Verteidigungsminister hat sich nach meiner Einschätzung für sein unzweifelhaftes Fehlverhalten glaubhaft entschuldigt. Ebenso maße ich mir nicht an, Teilnehmern an einer Umfrage zu unterstellen, sie könnten die Reichweite eines Sachverhaltes nicht richtig einschätzen, nur weil mir das Ergebnis einer solchen Umfrage nicht gefällt. Das ist eine Beleidigung der über 70 bzw. nahe 90 Prozent der Deutschen, die Karl-Theodor zu Guttenberg als Verteidigungsminister behalten wollen. Und wenn Sie auf die Zeitungskommentare zu sprechen kommen: Ein Kommentar zeichnet sich dadurch aus, dass er lediglich die persönliche und subjektive Meinung seines Verfassers widerspiegelt und entsprechend gewertet werden sollte, und zwar unabhängig davon, ob die geäußerte Meinung zustimmend oder ablehnend ist. Dass die Herren Gabriel und Trittin nicht einmal in ihren kühnsten Träumen von einem solchen – für sie zumindest – „Glücksfall“ zu träumen wagten und ihn nun auch in den nächsten Jahren immer wieder „ausschlachten“ werden, versteht sich von selbst und entspricht deren Struktur. Nicht für selbstverständlich halte ich es dagegen, dass sie sich zunehmend im Ton vergreifen und den „Anstand“ den sie von anderen verlangen, für sich selbst gröblichst aufgeben.
Im Übrigen finde ich es bemerkenswert, wie sehr Sie Verfehlungen anderer Politiker als „Unzulänglichkeiten“ verharmlosen. Polizeibeamte, die sich beispielsweise den Steinwürfen des jungen Joschka Fischer ausgesetzt sahen, werden dessen Verhalten kaum als „Unzulänglichkeit“ klassifiziert haben. Eine Frage möchte ich Ihnen abschließend stellen: Haben Sie eigentlich selbst überprüft, ob sich auf 70 Prozent der Seiten der Dissertation Plagiate befinden oder geben Sie einfach nur wieder, was Sie gelesen haben?
Ich wünsche Ihnen alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen,
Alexander Funk, MdB