Frage an Alexander Funk von Gerd S. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Funk,
ich möchte Sie zu Ihrer Meinung zum Verteidigungsminister Guttenberg befragen.
Nehmen wir an, ich hätte mich bei meinem momentanen Arbeitgeber mit einem Doktortitel beworben, und eine der Ausbildung entsprechende Stelle und Bezahlung erhalten. Nehmen wir weiterhin an ich würde aufgrund von Anschuldigungen, wie Sie gegen Herrn Guttenberg erhoben werden meinen Doktortitel kurzerhand zurückgeben. Ohne gesetzeskundig zu sein würde ich bestenfalls mit einer Abmahnung und Gehaltskürzung rechnen, u. U. auch mit einer Kündigung. Die weiteren Chancen auf dem Arbeitsmarkt wären wohl eher düster.
Welche Analogien sehen Sie in den Konsequenzen, die der Verteidigungsminister Ihrer Meinung nach ziehen sollte, inwieweit sehen Sie ihn als Vorbild ?
Machen Sie sich das Argument zu eigen, es gebe doch sicher wichtigeres als eine Doktorarbeit ? Sehen Sie ein Glaubwürdigkeitsproblem wenn der gleiche Minister über die Ziele, Hintergründe und Kosten bspw. des Afghanistaneinsatzes oder der Aufhebung der Wehrpflicht referiert ?
mit freundlichen Grüßen
Gerd Schaaf
Sehr geehrter Herr Schaaf,
ich freue mich, den Dialog mit Ihnen über Abgeordnetenwatch fortsetzen zu können.
Der Verteidigungsminister hat eingestanden, im Zusammenarbeit mit seiner Doktorarbeit schwere, überhaupt nicht zu beschönigende Fehler begangen zu haben. Der Doktortitel wurde ihm entzogen und ich bin sicher, dass Karl-Theodor zu Guttenberg sein damaliges Verhalten selbst wohl am wenigsten nachvollziehen kann. Er hat sein Fehlverhalten zugegeben und öffentlich bedauert.
Aktuelle Umfragen zeigen, dass trotz der veröffentlichten Meinung zwischen 70 und fast 90 Prozent der Deutschen ihn weiterhin im Amt des Verteidigungsministers sehen wollen. Diese Ergebnisse werden doch wohl nur darauf zurückzuführen sein, dass die überwältigende Mehrheit ihn für einen guten Verteidigungsminister hält. Ich gehöre zu dieser Mehrheit, bin mir aber darüber im Klaren, dass Karl-Theodor zu Guttenberg noch lange die Folgen seines Fehlverhaltens zu spüren bekommen wird.
Von Martin Luther stammt der Satz: „Man könnt einen nicht höher schelten als einen Heuchler; dieser ist die schlimmste Pest.“ Und Heuchler gibt es in diesen Wochen ausreichend. Würden alle „Pharisäer“ den Bundestag verlassen müssen, wären die Oppositionsbänke weitgehend leer gefegt.
Die Demokratie ist nicht in Gefahr und auch nicht der Bildungs- und Wissenschaftsstandort Deutschland. Wenn auch Sie sich diese Erkenntnis zu eigen machen, sollte Ihnen um Deutschland nicht bange sein.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Alexander Funk, MdB
PS: Ihre Frage vom November ist natürlich nicht vergessen. Ich möchte sie - da sie um fachlich detaillierte Informationen ersuchen - auch fundiert beantworten und bitte um etwas Geduld.