Frage an Alexander Funk von Anneliese M. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Funk,
ich nehme Bezug auf den Beitrag von Herrn Schaaf vom 16.6.2010 und Ihrer Entgegnung darauf.
Dass Herr Schaaf (ich kenne ihn nicht; ich bin in Ihrem Wahlkreis wohnhaft) in sarkastischer Form eine Frage gestellt hat, mindert nicht den ernsten Hintergrund derselben. Die aktuelle (oder sollte ich sagen "eingeschlafene") Diskussion um Gorleben böte eine Grundlage für die gewählte Formulierung bzgl. angewandter Lobbyistenarbeit. Ich halte den Inhalt seines Beitrages für sehr interessant und für einer ernsthaften Beantwortung wert (Ihre Entgegnung darauf halte ich bestenfalls für überheblich).
Der von Hr. Schaaf gewählte Zeitrahmen von 100-200 Jahren für die Existenz gegenwärtiger Verwaltungs-/Unternehmensstrukturen ist ein Klacks gegen die Zeiträume der realen Bedrohung durch den entstehenden Sondermüll.
Wie wollen Sie über einen Zeitraum von mehreren zehntausenden/hundertausenden Jahren eine funktionierende Kennzeichnung desselben bewerkstelligen? Von Handlungsanweisungen im Umgang ganz zu schweigen (wir haben jetzt schon Probleme die schriftlichen Hinterlassenschaften von Kulturen vor ca. 40 Generationen zu entziffern und inhaltlich zu verstehen). Wie können Sie vor diesem Hintergrund das Entstehen weiterer hochgiftiger Stoffe rechtfertigen, deren Handhabung und Lagerung sich nach wenigen Generationen jeder jetzt beabsichtigten und geplanten Kontrolle entziehen wird?
Ich bitte Sie um eine seriöse Beantwortung, auch um eine Beantwortung der "tendenziösen" (in meinen Augen vernünftigen, wenn auch nur die pekuniären Aspekte berücksichtigenden) Fragen von Hr. Schaaf bzgl des Themas.
mit freundlichen Grüssen
Anneliese Müller
Sehr geehrte Frau Müller,
ich nehme Bezug auf meine Antwort zum Thema Laufzeitverlängerungen vom 3. März 2010. Dort habe ich ausführlich und sachlich meine Meinung zum Thema „Kernenergie“ dargelegt. Selbstverständlich erwarte ich nicht, dass jeder meine Meinung teilt. Aber so wie ich die Auffassung anderer respektiere, erwarte ich das auch umgekehrt. Nicht jeder, der Befürworter der Kernenergie als Brückentechnologie ist, ist zugleich Lobbyist. Dies möchte ich für mich klipp und klar feststellen. Im Übrigen darf ich auf das Sprichwort verweisen, nach dem es aus dem Wald so herausschallt, wie in ihn hineingerufen wird.
Was das Thema radioaktiver Abfälle angeht, teile ich im Übrigen Ihre (und Herrn Schaafs) Bedenken weitestgehend. Dies konsequent zu Ende gedacht, komme ich aber zu dem Schluss, dass die SPD in den 60er Jahren gar keine Kernkraftwerke hätte bauen dürfen. Und konsequenterweise, hätte Rot-Grün im Jahr 2001 den sofortigen Ausstieg aus der Kernenergie beschließen müssen und nicht eine willkürliche Laufzeit von 32 Jahren festlegen dürfen.
Ich plädiere dafür, Kernenergie so lange zu nutzen, wie erstens die Kraftwerke sicher sind und zweitens bis alternative Energieträger in ausreichender Quantität und zu vertretbaren Kosten zur Verfügung stehen. Außerdem bin ich mir absolut sicher, dass es keine hundert oder zweihundert Jahre brauchen wird, bis die Forschung sichere Möglichkeiten der Endlagerung entwickelt hat.
Es kann nicht angehen, alle Annehmlichkeiten modernen Lebens in Anspruch zu nehmen - vom elektrischen Licht bis zum Kühlschrank und Fernseher- und gleichzeitig gegen die Kernkraft- oder auch Kohlekraftwerke zu Felde zu ziehen. Was manche de facto anstreben, ist die um 60 Jahre verspätete Umsetzung des Morgenthau-Planes. Das aber liegt weder im Interesse des Einzelnen, noch einer Industrienation, wie Deutschland sie nun einmal ist und allein wegen der Sicherung der Arbeitsplätze bleiben muss.
Mit freundlichen Grüßen,
Ihr Alexander Funk, MdB