Frage an Alexander Dobrindt von Karl L. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Dobrindt,
inzwischen sind weit über 200 kritische Medienberichte zur neuen Sicherheitsrichtlinie für Traditionsschiffe erschienen. Die Menschen machen sich große Sorgen, ob diese Schiffe angesichts des drohenden Bürokratiemonsters aus dem BMVI noch eine Zukunft haben. Das gilt:
1. technisch (z.B. Verdreifachung der Ankergewichte und Kettenlängen - was bedeutet das für Stabilität und Schwimmverhalten der Schiffe?),
2. organisatorisch (Stichwort Seediensttauglichkeitszeugnis und andere aus der Berufsseefahrt kopierten Anforderungen - hier wird die völlig andere Durchführung der Reisen auf Traditionsschiffen in einem begrenzten Fahrtgebiet vom BMVI ebenso außer Acht gelassen wie die Tatsache, dass es hier um Ehrenamtliche geht, die nur wenige Wochen im Jahr an Bord aktiv sind),
3. finanziell (dass die Anforderungen aus der Sicherheitsrichtlinie für fast alle Betreiber nicht zu stemmen sind, hat z.B. die GSHW mehrfach detailliert erläutert. Hinzu kommt, dass keine Rechts- und Investitionssicherheit gegeben ist, wenn nach der Richtlinie des BMVI Ausnahmeregelungen und Einzelfallentscheidungen zur Regel werden. Für den Gerichtsweg haben viele betroffene Vereine keine Finanzen).
Sie begründen die rigiden Maßnahmen mit angeblich hohen Unfallzahlen. Zieht man jedoch die Unfallberichte der Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung heran, so gab es von 2002 bis 2016 gerade mal sieben Unfälle von deutschen Traditionsschiffen - ohne einen einzigen Totalverlust. 7 Verletzte in 14 Jahren auf über 100 in Fahrt befindlichen Schiffen - nicht schön, doch zum Vergleich: zwischen 2002 und 2010 gab es auf dem wohl am professionellsten geführten deutschen Segelschulschiff (nicht Traditionsschiff) Gorch Fock gleich drei tödliche Unfälle. Das Schiff erfüllt, wie Sie sicherlich bestätigen werden, bereits jetzt alle Anforderungen der alten wie der neuen Sicherheitsrichtlinie und darüber hinaus.
Wieso verweigern Sie sich nach wie vor dem Gespräch mit den Betreibern?
Sehr geehrter Herr Lauer,
vielen Dank für Ihre Frage.
Ich habe großes Interesse daran, dass wir die Tradition und das Ehrenamt im Bereich der Traditionsschifffahrt erhalten. Die Bedeutung der Traditionsschifffahrt ist uns bewusst, daher wollen wir dafür sorgen, dass ihre Zukunft langfristig gesichert ist.
Damit es auch langfristig nicht zu sicherheitsrelevanten Vorfällen kommt, brauchen wir Sicherheitsvorkehrungen. Das gehört zusammen.
Am 04.04.2017 habe ich mich am Rande der Nationalen Maritimen Konferenz in Hamburg mit Vertretern der Traditionsschiffer getroffen um über die Schiffssicherheitsverordnung zu sprechen.
Ich bin sicher, dass wir gemeinsam eine für alle akzeptable Lösung für die Schiffssicherheitsverordnung finden werden.
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Dobrindt, MdB