Frage an Alexander Bonde von Adelheid B. bezüglich Landwirtschaft und Ernährung
Sehr geehrter Herr Bonde,
wie gedenken Sie die hiesige Landwirtschaft zu unterstützen - momentan insbesondere die Milchbauern wegen der ruinösen Milchpreise? Was können Sie gegen die Übermacht der Discounter unternehmen?
Was gedenken Sie auf politischer Ebene zu tun, um konventionell und biologisch anbauende Bauern sowie die Verbraucher vor den nicht abschätzbaren Risiken der Grünen Gentechnik zu schützen? Wie wollen Sie verhindern, dass unsere Schöpfung durch die Möglichkeit der Patentierung von Pflanzen und Tieren in die Hände von multinationalen Konzernen gelangt?
Mit freundlichen Grüßen
Adelheid Bühler
Sehr geehrte Frau Bühler,
Grüne Politik unterstützt unsere Landwirtschaft in der Region dabei qualitativ hochwertige Produkte herzustellen. Ich möchte die Familienbetriebe in Schwarzwald und Rheinebene erhalten und stärken, denn dort werden gesunde Lebensmittel transparent und verantwortlich hergestellt.
Die Lage vieler hiesiger Milchviehbetriebe ist verzweifelt. Die niedrigen Milchpreise treiben sie in den Ruin. Ich habe großen Respekt vor den Landwirten, die mit Demonstrationen, Kundgebungen und anderen Aktionen auf ihre Lage aufmerksam machen und die Politik nicht aus der Verantwortung lassen.
Wir Grüne stehen für eine nachhaltige, qualitativ hochwertige und umweltgerechte Milcherzeugung mit fairen Preisen für alle. Übermengen-Erzeugung und weltweite Marktverzerrung lehnen wir ab. Darum unterstützen wir die Forderungen der Milchbauern und des Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM e.V.), die bis 2015 geltenden Mengenregulierungsgesetze konsequent einzusetzen und für die Zeit danach einen Rechtsrahmen zur flexibleren Anpassung des Angebots an die Nachfrage zu schaffen. Dafür werde ich mich auch nach der Wahl entschieden einsetzen.
Bundeslandwirtschaftsministerin Aigner und ihre Länderkollegen sitzen die Krise am Milchmarkt hingegen einfach aus. Zwar werden Krokodilstränen vergossen und Schwarze-Peter-Spielchen mit der EU-Kommission betrieben. Doch die nationalen Möglichkeiten zur Entspannung der Lage werden nicht genutzt. Dabei stehen mit dem Aussetzen der Saldierung und der freiwilligen, zeitlich begrenzten Stilllegung von Milchquote wirksame Ansätze auf nationaler Ebene zur Verfügung, um die Milchmenge zu reduzieren und damit die Milchpreise zu stabilisieren.
Stattdessen fordern die Agrarminister aus Bund und Ländern neue Maßnahmen auf europäischer Ebene und ein Bundesprogramm für langfristige Kredite an die Landwirtschaft, um wachstumsfähige Betriebe zu stärken und ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Das zeigt deutlich: CDU/CSU und SPD interessiert das Wohlergehen der bäuerlichen und mittelständischen Landwirtschaft nicht. Sie setzen einzig und allein auf Intensivierung, Industrialisierung und die Weltmarktorientierung. Den drohenden Verlust von Hunderttausenden Arbeitsplätzen für Arbeitnehmerinnen, Arbeitnehmer und Selbständige nehmen sie dabei ebenso in Kauf wie die verheerenden Auswirkungen auf Umwelt, Klima, Tiere und die ländlichen Regionen.
Wie die Mehrheit der Verbraucherinnen und Verbraucher lehnen auch die Grünen und ich Gentechnik auf unserem Teller ab. Wir stehen Seite an Seite mit Erzeugern sowie Verbraucherinnen und Verbrauchern, die an vielen Orten gentechnikfreie Regionen ausrufen und sich gegen den Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen wenden. Agro-Gentechnik schafft Probleme und keine Lösungen, weder bei uns noch in Entwicklungsländern. Sie befördert weltweit Monokulturen, gefährdet die Umwelt, gentechnikfreie Produktion und Arbeitsplätze. Sie bedroht die Wahlfreiheit der Verbraucherinnen und Verbraucher, sich für gentechnikfreie und auch ökologische Lebensmittel entscheiden zu können. Gentechnik macht Landwirtinnen und Landwirte noch abhängiger von wenigen weltweit agierenden Konzernen. Wir setzen uns deshalb für ein Verbot von Gentech-Pflanzen ein, die Menschen, Umwelt und die gentechnikfreie Produktion gefährden. Wir setzen uns für eine weltweite Ächtung der »Terminatortechnologie« ein, die die Keimfähigkeit von Samen abtötet. Wir wollen gentechnische Veränderungen klarer und deutlicher kennzeichnen. Denn nur eine klare Kennzeichnung ermöglicht uns allen, die Entscheidung selbst an der Ladentheke zu treffen.
Biopatente führen zu Monopolansprüchen weniger Konzerne auf Pflanzen und Tiere, zu Abhängigkeiten von Landwirtinnen und Landwirten und blockieren innovative Züchtungsfortschritte. Wir setzen uns daher für eine Korrektur der EU-Biopatentrichtlinie und für eine Novellierung des Deutschen Patentgesetzes ein, damit Patente auf Pflanzen, Tiere und biologische Züchtungsverfahren nicht weiter erteilt werden können.
Weitere Informationen zu meinen Positionen und meinem Engagement für Landwirtschaft und Verbraucherschutz finden Sie auf meiner Homepage: http://alex-bonde.de/themen/laendlicher-raum.html
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Bonde MdB