Frage an Alexander Bonde von Ivo K. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Bonde,
ich beschäftige mich seit längerer Zeit mit Wetterphänomenen und stelle fest, dass Immer mehr Berichte über die sog. Chemtrails auftauchen. Des weiteren Reportagen über Haarp-Projekte. Diese neuartigen Begriffe machen mich neugierig, zumal es hier um unsere Gesundheit geht. Haben Sie schon von solchen Phänomenen gelesen oder gehört? Mich würde Ihre Meinung zu diesem Thema sehr interessieren.
Danke für Ihre Antwort und wünsche Ihnen alles Gute.
Mit freundlichen Grüßen
Ivo Katalenic
Sehr geehrte Hr. Katalenic,
ich danke Ihnen für Ihre Frage zum Thema Chemtrails bei Abgeordnetenwatch.
Seitdem in der Zeitschrift Raum und Zeit der Artikel "Die Zerstörung des Himmels" (Ausgabe 127, Januar 2004) erschienen ist, haben Bundestagsabgeordnete eine Reihe von Anfragen besorgter Bürgerinnen und Bürger zur angeblichen Versprühung von Chemikalien in der Atmosphäre (Chemtrails) erhalten. Nachdem diese Verschwörungstheorie in den letzten Jahren nur noch wenig Beachtung fand, mehren sich seit Anfang des Jahres 2011 wieder die Anfragen.
Als Mitglied des Bundestages bzw. als Teil der grünen Bundestagsfraktion habe ich gesetzlich nicht die Aufgabe und auch nicht die Mittel, eigene wissenschaftliche Untersuchungen durchzuführen. Ich bin daher auf die Aussagen der Fachleute angewiesen. Dem Umweltbundesamt (UBA) und auch dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) sind die beschriebenen Phänomene nicht bekannt. Im DLR werden seit Jahren die Wirkungen der Emissionen des Luftverkehrs auf die Atmosphäre beobachtet und entsprechende Untersuchungen durchgeführt. Die Bildung von Kondensstreifen auch in ungewöhnlicher Formation ist wissenschaftlich aus dem Zusammenspiel von Luftverkehr und Atmosphäre/Wetterbedingungen zu erklären. Für das in manchen Artikeln erwähnte Einbringen von Aluminiumverbindungen in die Atmosphäre gibt es laut den wissenschaftlichen Institutionen der Bundesregierung keinerlei wissenschaftlichen Beleg. Gäbe es die so genannten Chemtrails, müssten dem DLR darüber Informationen vorliegen; die Messungen enthalten jedoch keinerlei Hinweise darauf. Auch gibt es bisher keinerlei Hinweise auf die Einbringung solcher Substanzen in allen uns bekannten Messungen von Umweltparameter in den letzten Jahren. Wissenschaftliche Messungen die einen Hinweis auf die Einbringung solcher Substanzen in die Atmosphäre bringen könnten, wurden auch bis heute nicht von den Anhängern dieser Theorie vorgelegt.
Die Deutsche Flugsicherung GmbH hat bestätigt, dass im Rahmen der Luftraumüberwachung keine auffälligen Flugbewegungen beobachtet wurden, die etwas mit dem Sachverhalt zu tun haben könnten. Darüber hinaus hat der Deutsche Wetterdienst mitgeteilt, dass in den Beobachtungsdaten keine Besonderheiten auffindbar sind, die auf abweichende Formen von Kondensstreifen hindeuten könnten. Auch das Bundesverteidigungsministerium hat keine weitergehenden Erkenntnisse.
Bisher wurde das Thema hauptsächlich über die Zeitschrift Raum und Zeit verbreitet. In dieser Zeitschrift wurden in den letzten Jahren regelmäßig Beiträge veröffentlicht, die vom gegenwärtigen naturwissenschaftlichen Kenntnisstand abweichen, so zum Beispiel Gegenthesen zur Relativitätstheorie, den Ursachen von AIDS und BSE. Auch mehrere Artikel, die den anthropogenen Treibhauseffekt und die damit verbundene Klimaänderung bestreiten, sind enthalten. Dies erscheint besonders widersprüchlich angesichts der Behauptung an gleicher Stelle, Chemtrails seien der Versuch, die Wirkungen des menschgemachten Klimawandels zu mildern.
Auf der Basis des wissenschaftlichen Kenntnisstandes und der Zusammenschau der zuvor erwähnten Aspekte lässt sich schlussfolgern, dass die in den diversen Berichten aufgestellten Behauptungen nicht glaubwürdig sind.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen Ihre Frage hiermit beantworten.
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Bonde