Albert Weingartner
FDP
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Frage von Jessica N. •

Frage an Albert Weingartner von Jessica N. bezüglich Bildung und Erziehung

Sehr geehrter Herr Weingartner,
was möchten Sie tun, um die Schulsituation für Schüler zu verbessern?
Mit freundlichen Grüßen
Jessica Neukamm

Antwort von
FDP

Sehr geehrte Frau Jessica Neukamm

Was die Bildungseinrichtungen leisten und was in ihnen geleistet wird, bildet den Grundstock für unsere Zukunft. Im Wettbewerb mit den anderen Bundesländern und im internationalen Vergleich hat Berlin hier einen großen Aufholbedarf. Die Bildungseinrichtungen Berlins, speziell die Schulen, sollen die Begabungen und Fähigkeiten unser Kinder optimal fördern. Eigenverantwortung und Wettbewerb an unseren Schulen führen zu besseren Ergebnissen. Die Schulen sollen selber entscheiden, auf welchem Weg sie unseren Kindern die beste Bildung vermitteln. Zentral koordinierte Vergleichsarbeiten, zentrale Prüfungen und ein Schulranking ermöglichen Transparenz und die Überprüfung durch die Eltern, Schüler und Lehrer! Eine hinreichende Finanzierung der Bildungseinrichtungen muss gewährleistet sein! Schulen brauchen eine faire und auskömmliche Finanzierung, damit Qualität und Vielfalt sich entwickeln können.

Die FDP will künftig die Schulen nach Kostensätzen entsprechend der Anzahl der Schülerinnen und Schüler vom Staat finanzieren lassen, mit einem sozialen Ausgleich. Über diese Mittel sollen die Schulen weitestgehend selber verfügen und insbesondere ihr Personal künftig selbst auswählen und einstellen. (Dienstherreneigenschaft: Entscheidungen werden vor Ort getroffen, nicht in der Amtsstube der Personalvertretung!) Die FDP fordert die „Startklasse“: Alle Kinder sollen vor dem regulären Schulbeginn ein Jahr lang die Start-Klasse besuchen! In Zusammenarbeit und gemeinsamer Verantwortung von Kita und Schule sollen die Vorschulkinder altersgerecht auf die Schule vorbereitet werden. Ziel ist der Abbau von Defiziten im Sprach-, Entwicklungs- und Kenntnisstand, Begabungen zu fördern und den Start in die Schule zu erleichtern. Die Integration der Kinder ausländischer Mitbürger wird dadurch unterstützt. Die Startklasse gewährleistet mehr Chancengerechtigkeit – das ist unverzichtbar, um soziale Benachteiligungen auszugleichen! Mit der Einführung der Startklasse wird die Schuleingangsuntersuchung ein Jahr vorgezogen, ein Sprachtest wird obligatorisch. Eltern und Schüler sollen wissen, wie die eigene Schule im Vergleich abschneidet. Nur durch Transparenz entsteht Wettbewerb zwischen den Schulen um die beste Qualität und Leistung. Die Schulleistung soll in unterschiedlichen Feldern und Kategorien dargestellt und in einem klaren Rahmen erhoben und seriös publiziert werden. Der Unterricht fällt in Berlin zu häufig aus, so dass der Unterrichtserfolg für die einzelnen Schüler und Schülerinnen in Frage gestellt wird. Damit muss Schluss sein! Alle Schüler und Schülerinnen haben ein Recht auf Unterricht, und hierfür hat der Staat zu sorgen.

Insbesondere im Hinblick auf die neu eingeführten zentralen Prüfungen und Vergleichsarbeiten, ist dies von herausragender Bedeutung. Kurzfristig erhalten die Schulen neben der 100-prozentigen Personalausstattung ein Budget von 5 Prozent der Personalkosten, um den Unterrichtsausfall an ihrer Schule flexibel beheben zu können. Das Prinzip Stärken stärken und Schwächen abbauen verlangt spezielle Fördermaßnahmen für die besonders schwachen und für die besonders starken Schüler. Ohne besondere Förderung geraten sowohl Hochbegabte als auch Kinder mit Lernhemmungen schnell ins Abseits. Keine Gesellschaft kann sich dies auf Dauer leisten. Den Liberalen ist es wichtig, dass lernschwachen Kindern individuelle Förderung zuteil wird. Den Liberalen ist es auch wichtig, dass für Hochbegabte gezielte Förderung zur Verfügung gestellt wird. Hier mangelt es bereits im Vorfeld an Möglichkeiten, um Hochbegabung wie auch Lernschwächen festzustellen, deshalb will die FDP die Diagnosefähigkeit bei Lehrern verbessern, die betroffenen Kinder unterstützen und sie so gezielt fördern. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Integration von Kindern mit Behinderungen in den Betrieb der Regelschule, wo immer dies möglich ist. Dieser Grundsatz ist ein wichtiger Baustein für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an allen gesellschaftlichen Bereichen. Mit der Vielfalt der Bildungseinrichtungen wächst die Möglichkeit des Vergleichs und des Wettbewerbs, sowie des Eingehens auf individuelle Besonderheiten und Vorlieben. Darum sollen unterschiedliche Schulformen bewahrt und gegebenenfalls weiterentwickelt werden. Der Elternwille und nicht der Wohnort soll für die Wahl der Schule ausschlaggebend sein, die Grundschulen sind dabei mit einbezogen. Bildungsvielfalt braucht auch Schulen in freier Trägerschaft. Damit weitere Neugründungen ermöglicht werden, muss es Ziel sein, den „Freien Schulen“ mindestens 80 Prozent der vergleichbaren Schülerkostensätze an öffentlichen Schulen zu erstatten! Berlin soll bedarfsgerecht mit Ganztagsschulangeboten versorgt werden. Hierfür kooperieren die Schulen mit freien Trägern, Sportvereinen und bezirklichen Musikschulen und Volkhochschulen. Zwei Ziele stehen im Vordergrund: Ganztagsangebote erhöhen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und erweitern das Bildungsangebot. Eine allgemeine Ganztagsschulpflicht lehnt die FDP ab. Durch die Verkürzung der Schulzeit auf 12 Jahre muss ein regulärer Ganztagsbetrieb in der Sekundarstufe I und II (inkl. Verpflegung) ermöglicht werden. Religion/ Ethik soll als Wahlpflichtfach eingeführt werden. Ziel ist, durch die Begegnung mit einer Religion oder Konfession und durch Einblicke in das Werte- und Glaubensgefüge anderer Religionen und Weltanschauungen die Entwicklung eines eigenen Wertegerüstes im Kind aktiv und frühzeitig zu fördern. Der Religionsunterricht soll ausschließlich durch staatlich ausgebildete Lehrkräfte erfolgen. Der Zustand der Berliner Schulgebäude soll schnell verbessert werden. Die vorhandenen Mittel und Investitionsprogramme sollen zusammengefasst werden; alle Möglichkeiten zur Beteiligung von privaten Förderern sollen genutzt werden. Auf freiwilliger Basis soll Schülern und Schülerinnen im Rahmen von Sommerschulen die Möglichkeit gegeben werden, Wissenslücken zu schließen und neue Anregungen, auch im kulturellen und sportlichen Bereich zu erfahren. Der Girl’s Day soll beibehalten werden und um einen Boy’s Day ergänzt werden; diese Einrichtungen werden gestärkt durch intensive Vernetzung und Bindung der beteiligten Schulen und Unternehmen. Die bestehenden Lehramtsstudiengänge werden auf Bachelor und Master umgestellt und müssen mit einem deutlich erhöhten Praxisbezug (frühzeitig einsetzend und kontinuierlich studienbegleitend) versehen werden. Angehende Lehrer bekommen somit frühzeitig einen intensiven und realistischen Einblick in den Berufsalltag. An den Bachelor schließt sich ein Master Lehramtsstudiengang an, dessen erfolgreicher Abschluss Voraussetzung für die volle Lehramtsbefähigung ist. Der erfolgreiche Abschluss eines Bachelor-Studiengangs soll für die Aufnahme einer Tätigkeit als Schul-Assistent an den Berliner Schulen qualifizieren. Der Bedarf der Grundschulen (Abbau von Sprachbarrieren, frühzeitige und individuelle Förderung) zeigt schon jetzt ein potentielles Tätigkeitsfeld für Schul-Assistenten.

Dem erfolgreichen Vorbild aus anderen Ländern folgend (z.B. Finnland), können Schul-Assistenten flächendeckend den Unterricht unterstützen und Förderunterricht geben. Die FDP wird dafür eintreten, dass die vakanten Schulleiterstellen zügig mit kompetenten und engagierten Lehrerinnen und Lehrern neu besetzt werden. Die langwierigen Besetzungsverfahren sollen entbürokratisiert und beschleunigt werden. Das Engagement vieler Berliner Lehrkräfte wird häufig nicht in ausreichendem Maße gewürdigt. Die verbreitete pauschale Lehrerschelte darf nicht hingenommen werden – schließlich wollen die Liberalen den Lehrerberuf gesellschaftlich aufwerten. Angesichts der Tatsache, dass die Belastungen im Schulalltag kontinuierlich gestiegen sind, bedarf es unterstützender Maßnahmen. Die FDP setzt sich für eine Personal- und Einsatzplanung durch die einzelnen Schulen sowie für mehr Arbeitszeitgerechtigkeit ein.

Mit freundlichen Grüßen

Albert Weingartner