Albert Stegemann, Ihr Abgeordneter für das Emsland und die Grafschaft Bentheim
Albert Stegemann
CDU
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Frage von Bernd S. •

Frage an Albert Stegemann von Bernd S. bezüglich Umwelt

Sehr geehrter Herr Stegemann,

bevor ich meine Frage stelle, möchte ich kurz anmerken, das Frau L. und Herr C. ihren Fragebogen nutzen um ihre Statements abzugeben. ich weiss nicht auf welche wissenschaftliche Berichten aus den USA sich Fr. L. beruft, der Bericht der US-Umweltschutzbhörde EPA kommt zu dem eindeutigen Schluss, das ein konkrete Gefahr durch fracking nicht besteht. Dazu passt der Bericht der Acatech: Darstellungen im TV u.a. Medien haben sich als Falsch erwiesen, isnbesondere die "brennenden Wasserhähne" hatten einen natürlichen Ursprung (Oberflächen Gas).

Meine Fragen betreffen sie nicht nur als Politiker sondern insbesondere auch als Landwirt.
Es wird immer mehr, auch in der Lünner Landwirtschaft, das N-Effizienz Mittel PIADIN eingesetzt. Piadin enthält u.a. 1,2,4 Triazol und 3 Methylpyrazol. Beide Stoffe sind als Gesundheitsschädlich eingestuft, insbesondere Triazol steht in Verdacht die Fruchtbarkeit zu beeinträchtigen, das Kind im Mutterleib zu schädigen und krebs zu verursachen.
Da dieses Mittel wird verstärkt in die Gülle gemischt und auf unsere Äcker ausgebracht. Die DüMV vom 5.9.2014 schreibt u.a. das Piadin nicht in das Grund-und Oberflächenwasser gelangen soll!
Wie stehen sie zu diesem Thema?
Unser Grundwasser ist stark mit Chmeikalien belastet und verunreinigt.Hormone, Pestizide und Antibiotika sind Bestandteil der Gülle die inzwischen nicht mehr traditionell ausgebracht wird sonder industriell verklappt wird.
Wie wollen sie dafür sorgen, das wir auch in Zukunft unser Wasser trinken können?
Was muss ihrer Meinung nach geschehen das weniger Gülle verklappt wird?
Was wollen sie tun damit unsere, von Monokultur und Massentierhaltung abhängigen, Landwirte eine Zukunft haben und wir auch?

ps:PIADIN wird übrigens von SKW hergestellt, die kennen sich bestens aus mit giftigen Chemikalien, kommen doch die Zustatzstoffe die der fracking-Flüssigkeit beigemischt werden aus dem selben Haus.So schließt sich der Kreis.

Albert Stegemann, Ihr Abgeordneter für das Emsland und die Grafschaft Bentheim
Antwort von
CDU

Sehr geehrter Herr Schulte,

haben Sie vielen Dank für Ihre Fragen vom 04. August 2015.

Gerne möchte ich versuchen Ihre Fragen, zu beantworten.

1) Piadin:
Beim Einsatz von Piadin sprechen Sie ein sehr komplexes Thema an. Die letzten Wochen habe ich daher genutzt, um mich in dieser Sache bei verschiedenster Stelle zu informieren. Unter anderem habe ich mich direkt mit der SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH, kurz SKW, in Verbindung gesetzt. Vorweg: Das Unternehmen garantiert mir, dass Sie „keine Produkte zu dem Zweck verkaufen, sie bei Fracking einzusetzen“.

Ähnlich wie bei anderen chemischen Stoffen kann ich natürlich nicht ausschließen, dass bei schlechter und unsachgemäßer Anwendung gesundheitliche Risiken bestehen. Aber nach meinem derzeitigen Sachstand hat Piadin die Zulassung als Zusatz für Düngemittel erhalten, weil es bei fachgerechter Anwendung Nutzen für Anwender, Pflanzen und Umwelt bringen kann und dabei eben keine signifikanten negativen Auswirkungen auf Gesundheit und Wasserqualität hat.

Piadin nützt dem Boden und dem Grundwasser, sofern es nach guter fachlicher Praxis angewendet wird. Zum einen muss der Ackerbauer die Fläche auf Grund der längeren Wirkungsdauer des Wirtschaftsdüngers seltener mit seinen Landmaschinen befahren. Zum anderen ist der Dünger für die Pflanzen länger verfügbar, da es die Umwandlung von Stickstoff in Nitrat verzögert. Das dürfte zu einer besseren Nährstoffaufnahme und damit zu einer geringeren Belastung des Grundwassers und zu weniger Emissionen an klimaschädlichen Gasen (Lachgas) führen.

Schwierig ist das Thema nicht zuletzt deshalb, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass die Einzelkomponenten grundsätzlich in hoher Konzentration gesundheitsschädlich sein können. Hierüber wird in der Fachwelt intensiv diskutiert. Allerdings sind mir keine signifikanten Anhaltspunkte bekannt, die dies auch für die Zusammensetzung und Konzentration in PIADIN vermuten lassen. Gleiches gilt für die Aussagen mit Blick auf die Düngemittelverordnung aus dem Jahr 2014. Die aktuell gültige Fassung stammt aus 2012.

Können Sie mir hier weitere Informationen zur Verfügung stellen? Ich würde der Sache dann gerne nachgehen. Gerne können Sie sich hierfür direkt per E-Mail (albert.stegemann@bundestag.de) oder telefonisch (030/227-77155) an mich wenden. Ferner bin ich gerne bereit, einen persönlichen Austausch zum Thema Piadin mit Experten zu vermitteln, wenn dies von Ihnen gewünscht sein sollte.

2) Chemische Belastung vom Grundwasser
In der Tat lassen sich im Grundwasser verschiedenste chemische Verbindungen nachweisen. Die hierzu erhobenen Messwerte werden in der wasserwirtschaftlichen Datenbank des Landes Niedersachsen gepflegt und sind dort öffentlich einsehbar. Jeder Bürger kann sich ein Bild von der aktuellen und historischen Belastung, z.B. mit Nitrat, machen.

Insgesamt bin ich fest davon überzeugt, dass wir Wirtschaftsdünger heute deutlich besser verteilen als noch vor wenigen Jahren. Dank neuer Techniken, wie Schleppschläuche, Unterfußdüngung etc., können wir mit weniger Dünger die Pflanzen viel zielgenauer düngen. Abgesehen von einzelnen „Schwarzen Schafen“ kann ich nicht erkennen, dass Gülle verklappt würde. Und diesen Verstößen muss mit der ganzen Härte des Rechtsstaats nachgegangen werden. Gleichwohl haben wir weiter unsere Hausarbeiten zu machen. Zum Beispiel bei der Ausbringung und Anrechnung von Gärresten aus Biomasseanlagen. Das Thema soll in der aktuellen Neuregelung der Düngeverordnung geklärt werden.

Auch in anderen Bereichen gab es für das Grundwasser Verbesserungen. Einige Schlaglichter: In der Tierhaltung sind Wachstumshormone zur Leistungssteigerung EU-weit verboten. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland stagniert in den letzten Jahren bei weiter steigenden Ernteerträgen. Das Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung hat ein Antibiotika-Minimierungskonzept auf den Weg gebracht. Landwirtschaftliche Betriebe, die überdurchschnittlich viele Antibiotika einsetzen, sollen den Antibiotikaeinsatz reduzieren.

Zu Ihrer Frage, wie ich für eine gute Trinkwasserversorgung von morgen sorgen möchte, nenne ich Ihnen gern einige Bereiche, in denen ich mich derzeit engagiere:
- Nationale Umsetzung der Gemeinsamen Agrarpolitik der Europäischen Union beim Thema „Greening“ (Erhalt von Dauergrünlandflächen (wie Wiesen und Weiden), eine verstärkte Anbaudiversifizierung (größere Vielfalt bei der Auswahl der angebauten Feldfrüchte) sowie die Bereitstellung sogenannter "ökologischer Vorrangflächen" auf Ackerland);
- Novellierung der Düngeverordnung und des Düngegesetzes;
- Maßnahmen in unserer Region in Abstimmung mit den Landkreisen, den Landwirtschaftskammern, der Wasserverbände und dem Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) (beispielsweise zu den Themen Antibiotika im Grundwasser und Nitratbelastung).

Sehr geehrter Herr Schulte,
zurecht schauen wir heute genau hin, wenn es um eine gute Trinkwasserversorgung geht. Zur Ehrlichkeit gehört aber auch, dass wir in Deutschland weltweit mit das beste Trinkwasser haben. Zugleich wurden der rechtliche Rahmen für den Gewässerschutz seit Anfang der 1990er Jahre deutlich verschärft. Mit der europäischen Wasserrahmenrichtlinie streben wir einen „guten Zustand“ des Wassers an. Ich bin mir sicher, dass wir trotz aller berechtigten Sorgen auch in Zukunft tagtäglich gutes und sauberes Trinkwasser über die öffentliche Versorgung werden trinken können.

Gerne können Sie mich bei diesem, wie auch bei anderen Themen jederzeit persönlich ansprechen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Albert Stegemann

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