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Adi Sprinkart
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Frage von Sebastian V. •

Frage an Adi Sprinkart von Sebastian V. bezüglich Energie

Sehr geehrter Herr Sprinkart,

Ihr Argumente bezüglich des Bildungssystems haben mich überzeugt, wobei sich für mich die Frage stellt,auch wenn ich die Studiengebühren gerne wieder abgeschafft hätte, wer dann das Geld aufbringen wird, das der ,,Verbesserung´´ unserer Studienqualität dienen soll.

Wie kann das finanziert werden?

eine weitere Frage die sich mir stellt sind die Konsequenzen des geplanten Atomausstieges.

Ich bin Gegner der Kernenergie, zumal nachwievor keine vernünftige Lösung der Beseitigung des Atommülls in Sicht ist.
Dennoch muss ich sagen, dass ich lieber Atomstrom aus einem sicheren deutschen Atomkraftwerk beziehe, als aus einem tschechischen, polnischen oder russischem Werk.

Denn wenn wir zur Deckung unseres doch sehr hohen Energiebdarfs den ,,Saft´´ aus unseren osteuropäischen Nachbarstaaten beziehen, dann sehe ich doch lieber noch einen Atommeiler in Deutschland stehen, von dem ich weiß das er lieber einmal zuviel als zu wenig gewartet wird.

Wie gesagt ich bin grundsätzlich natürlich für den sogenannten Ökostrom, aber solange dieser finanziell und technologisch nicht machbar ist würde ich beim Status quo bleiben wollen.

Bitte teilen sie mir ihr Meinung dazu mit.

mit freundlichen Grüßen,Sebastian Völkel

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Vökel,

es freut mich, dass Sie meine Argumente überzeugt haben. Die Verbesserung der Studienqualität werden wir aus öffentlichen Haushalten finanzieren müssen.

Zu Ihrer Frage nach den Konsequenzen des Atomausstieg musste ich mich erst etwas schlau machen, um meine Grundüberzeugung bzw. meine Aussage auch entsprechend belegen zu können:

Der Strommarkt ist nicht mehr so einfach, dass man sagen kann, ob Sie Strom aus einem deutschen oder einem osteuropäischen Atomkraftwerk bekommen. Dazu ein paar Beispiele.

Deutschland bezieht schon seit mehreren Jahren massiv Strom aus Tschechien. Denn dort wurde durch den Bau der Blöcke in Temelin eine Überkapazität aufgebaut, so dass der dortige Stromversorger die Überschüsse billig den westdeutschen Konzernen angeboten hat. Diese haben das Angebot angenommen, unabhängig davon, ob es in Deutschland genügend Kraftwerke gibt oder nicht, ob sie sicher sind oder nicht, weil es für e.on, RWE & Co. einfach gewinnbringend war.

Im letzten Jahr hatten wir z.B. die Situation, dass über Monate mehrere Atomkraftwerke aufgrund von Schäden und Reparaturen stillstanden. Trotzdem hat Deutschland im Jahr 2007 netto mehr als 20 Mrd kWh exportiert, und dabei trotzdem noch von Tschechien importiert.

Der europäische Strommarkt ermöglicht es einfach, den billigsten (und damit leider oft auf den schmutzigsten) Strom zu kaufen, so lange es das Hochspannungsnetz hergibt. Leider spielt dabei keine Rolle, ob die Kraftwerke im eigenen Land sicherer oder sauberer sind.

Unser Energiekonzept sieht im übrigen natürlich nicht vor, dass wir deutsche Atomkraftwerke stilllegen, um dann Atomstrom aus anderen Ländern zu kaufen. Gleichwohl wird es sicher - wie bisher - einen internationalen Stromaustausch geben. In der Summe soll aber Deutschland nicht zum Stromimportland werden. Die Energiewende besteht aus den drei Säulen: Energieeinsparung, Energieeffizienz und Ausbau der erneuerbaren Energien. In konkreten Zahlen wollen wir bis 2020 den Atomstrom durch Abschaltung der AKWs auf 7% verringern. Damit fallen 100 TWh = 100 Mrd. kWh weg. Wir halten es für realistisch, dass wir 11% Strom einsparen können, das macht 60 TWh aus. Effizienzsteigerung, z.B. durch den Ausbau des Kraft-Wärme-Kopplung-Anteils auf 25% liefert 40 TWh Strom. Und schließlich bringt die Verdoppelung der erneuerbaren Energien auf 28% 50 TWh. Bei diesem Szenario hätten wir sogar noch 50 TWh Reserven für die Stillegung alter Kohlekraftwerke.

Ich hoffe Ihre Frage damit ausreichend und vor allem für Sie schlüssig
beantwortet zu haben.

Mit freundlichen Grüßen
Adi Sprinkart