Portrait von Adalbert Ding
Adalbert Ding
Bildungspartei
Zum Profil
Frage stellen
Die Frage-Funktion ist deaktiviert, weil Adalbert Ding zur Zeit keine aktive Kandidatur hat.
Frage von Frank R. •

Frage an Adalbert Ding von Frank R. bezüglich Finanzen

Sehr geehrter Herr Prof. Ding,

nachdem nun der Finanzsenator die Bildungspolitik bestimmt: wie würden Sie erfolgreich mehr Lehrer und moderne Bildungskozepte an den Berliner Schulen finanzieren können?

Mit freundlichen Grüßen

Frank Rawlinson

Portrait von Adalbert Ding
Antwort von
Bildungspartei

Sehr geehrter Herr Rawlinson,

vielen Dank für Ihre Frage.

Die Nachkriegsgeschichte hat in Berlin zu einem Aufblasen der städtischen Verwaltungen geführt. Davon ist auch die Bildungsverwaltung nicht ausgenommen. Hier stehen etwa 33000 Verwaltungsstellen nur ca. 27000 Lehrerstellen gegenüber, d.h auf je 100 Lehrer kommen 120 Verwaltungsangestellte bzw. -beamte.

 Ich habe selbst im letzten Jahr mit diesem Moloch Bekanntschaft gemacht, als wir im Rahmen einer großen Physikertagung versuchten, ein Grundschulprojekt durchzuführen. Die effektive Benachrichtigung der einzelnen Schulen gelang uns erst durch Einschaltung des Landeselternausschusses.

Wenn Sie mit den Lehrern in den Schulen sprechen, werden diese Ihnen ihr Leid über die überdurchnittlichen Anforderungen für ausgefüllte Formulare, Einschätzungen und über Bürokratie im allgemeinen klagen. Solche Erhebungen sind in vielen Fällen sicher angebracht, könnten aber durch passende Software von den mit einem vernetzten Rechner (z.B. ein Laptop) ausgestatteten Lehrern automatisch erstellt werden und im Bedarfsfall abgefragt werden. Damit würde die Überhäufung der Lehrer mit Bürokratie vermindert werden. Die Lehrer selber hätten dann mehr Zeit sich Ihren ureigensten Interessen, d.h. dem Vermitteln von Wissen und Fähigkeiten zu widmen. Gleichzeitig wären die Rechner für schulspezifische Anwendungen verfügbar, wie Anwendungen von Wörterbüchern, mathematischen Programmen, Text-, Tabellen- und Bildverarbeitung, Notensatz und lexikalischen Anwendungen sowie der Aquisition von Lerninhalten aus dem Internet. Kosten könnten minimiert werden, wenn man den Lehrern erlaubte, ihre meist ohnehin vorhandenen privaten Rechner zu verwenden, und ihnen dafür eine Aufwendungspauschale erstatten würde. Die Sammlung der Daten könnte halbautomatisch – natürlich unter Anwendung des Datenschutzes – durchgeführt werden, was zusätzliche Resourcen in der Bildungsverwaltung freisetzen würde. Es gibt eine ganze Reihe solcher Vorschläge, die effektiv zu einer Verschlankung (was für ein schreckliches Wort) der Verwaltung führen würde. Wenn wir mal davon ausgehen, dass bezahlungsmäßig 1,5 Verwaltungsangestellte einem Lehrer entsprächen, würde man bei einer 10%igen Reduzierung der Verwaltung ca. 2000 neue Lehrerstellen schaffen können und gleichzeitig die Lehrer von übermäßiger Bürokratie entlasten. Viele solcher Anwendungen würden die Versorgung der Schüler bei gleichzeitiger Reduktion der Verwaltung verbessern.

Die Bildungspartei hat sich zum Ziel gesetzt, übermäßige und überflüssige Verwaltung in Berlin einzusparen. Das Einsparpotential sollte dann in die Schulen vor Ort investiert werden.

  Eine engere Zusammenarbeit mit den Universitäten – beispielsweise mit den Didaktikfachbereichen oder bei technisch naturwissenschaftlichen Fächern mit den entsprechenden universitären Fachbereichen - könnte zu einer weiteren Verbesserung der Lehrsituation bei gleichzeitiger Kostensenkung führen. In einigen Städten Nordrhein-Westfalens existieren derartige Vorhaben bereits: dort werden Experimente, in Lehrkoffern aufbewahrt und von einem Techniker zentral betreut, zur Ausleihe vorgehalten. Die einzelnen Schulen können diese Koffer, die in den meisten Fällen pro Klasse nur 1-2 Mal pro Jahr verwendet werden, ausleihen. Das Pilotprojekt ist dort wohl zunächst vom BMBF bzw. der EU finanziert und ist gut von den Schulen angenommen worden. Zusätzlich bringt die Verzahnung mit den Universitäten einen Gewinn für beide Seiten.
 
Im übrigen verweise ich auf die politischen Ziele: der Punkt „Wie finanzieren wir unsere Ziele in den Zeiten knapper Kassen?“ stellt einige generelle Lösungsvorschläge zu dem Thema vor.

Ich hoffe, ich habe Ihnen mit diesen Ausführungen gedient zu haben.

Mit freundlichen
Grüßen

 Adalbert Ding