Frage an Adalbert Ding von Harald J. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Ding,
mir ist bekannt, am 11. 9. wird an der Kaiser-Friedrich-Straße Ecke Bismarckstraße ein "Denk mal! für Kinder im Straßenverkehr" eingeweiht. An dieser Stelle starb vor zweieinhalb Jahren der neunjährige Dersu im toten Winkel eines rechtsabbiegenden LKWs.
Es ist das erste Mahnmal seiner Art in Deutschland. Es soll an die Kinder erinnern, die Opfer des Straßenverkehrs geworden sind. Der Unfall hatte ein mächtiges Medien-Echo ausgelöst und zur Einführung eines für alle LKWs verpflichtenden Dobli-Spiegels, Ampelphasenschaltungen etc. geführt.
Wird Ihre Partei bei der Einweihung des "Denk Mals!" vetreten sein? Welche Standpunkte vertritt ihre Partei zur Verkehrssicherheit für Fußgänger und Radfahrer (besonders für Kinder und ältere Leute)
Mit freundlichen Grüßen
Harald
Sehr geehrter Herr Jaworski,
entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie mit der beantwortung Ihrer Frage so lange habe warten lassen, aber ich wollte mich dazu kompetent äußern und nicht nur eine unverbindliche Absichtserklärung abgeben.
Der Verlust eines kleinen Kindes durch einen - wie auch immer gearteten - Verkehrsunfall ist schrecklich und das Trauma der meisten Eltern. Ich habe selber Fälle in der nächsten Umgebung erlebt und weiß wie schmerzlich das für alle Beteiligten ist. Außerdem habe ich selber eine kleine 8-jährige Tochter, bei der ich schon jetzt unruhig werde, wenn ich daran denke, dass sie in naher Zukunft mit dem Fahrrad im Straßenverkehr fahren wird.
Meiner Meinung nach gibt es in dieser Frage 3 wesentliche Aspekte:
1. Kann durch eine Verkehrserziehung die gegenseitige Rücksichtnahme so gesteigert werden, dass solche Unfälle stark zurückgehen?
2. Wenn (1) nicht möglich ist: kann durch technische Mittel die gegenseitige Erkennung verbessert und damit das Unfallrisiko wesentlich verkleinert werden?
3. Kann die Polizei bzw. die Verkehrsbehörde mit geeigneten Methoden dafür sorgen, dass die Wahrscheinlichkeit solcher Unfälle wesentlich abnimmt.
Zu 1. Verkehrsrowdies hat es schon immer gegeben. Durch geeignete polizeiliche Maßnahmen kann man aber dafür sorgen, dass solche Leute maximal Ersttäter bleiben. Das setzt aber eine effektive Überwachung der Fahrgewohnheiten solcher Leute voraus. Technisch ist das möglich, es beötigt aber einer gewissen Flexibilität der überwachenden Personen, die nicht immer gegeben ist. Es gibt durchaus aber auch eine Reihe - bewusst oder unbewusst - rücksichtsloser Radfahrer, die beispielsweise ohne zu schauen bei Rot über die Ampel fahren, nachts keine ausreichende Beleuchtung haben, oder in zu kleine und unübersichtliche Verkehrslücken hineinfahren. Durch Verkehrserziehung - insbesondere die Erziehung zum Mitdenken in potenziell gefährlichen Situationen - kann sicher eine wesentliche Besserung herbeigeführt werden. Leider ist in Deutschland immer noch eine Mentalität der "Vorfahrtsberechtigten" weit verbreitet, für die defensives Fahren ein Fremdwort ist. Diese zu ändern bedarf einer psychologisch gut durchdachten Schulung, die schon im Kindergarten anfangen muss.
zu 2.
wir sind technisch in der Lage, mit einem Marschflugkörper jeden Ort der Erde mit der Genauigkeit von Bruchteilen eines Meters zu erreichen, können die Erde millimetergenau vermessen aber scheinen außerstande zu sein, den Abstand zweier Verkehrsteilnehmer mit geringem technischen Aufwand zu überwachen. Dem ist nicht so!
Man kann durchaus einem Lastwagenfahrer die Anwesenheit eines im Blickschatten seines Fahrzeugs durch relativ einfache technische Mittel (Radar, Sonar, Lidar) bekanntgeben. Es werden zur Zeit solche Entwicklungen - auch mit Bundeshilfe - industriell durchgeführt, leider nicht in genügender Zahl.. Wir werden uns als politische Partei stark dafür einsetzen, solche Methoden insbesondere in kleinen mittelständischen Unternehmen zu entwickeln und zur Serienreife zu bringen.
Schauen Sie beispielsweise mal im Internet unter: http://www.ftm.mw.tum.de/zubehoer/pdf/Tagung_AS/22_sauerbrey.pdf nach. Dort ist das Problem und einige Lösungsvorschläge detailliert beschrieben.
In der Zwischenzeit kann man das Unfallrisiko dadurch verringern, dass man die Radfahrer (z.B. durch lange, hohe, flexible Fahnenstangen) für die anderen Verkehrsteilnehmer sichtbarer macht. Wichtig ist, dass hier schnell und effektiv etwas geschieht. Im übrigen ist die Wirksamkeit der DOBLI-Spiegel umstritten, da sich auch mit diesen tote Winkel nicht vollständig vermeiden lassen. Aber immerhin besser als gar nichts.
Zu 3.
Es wäre wünschenswert, wenn sich die Polizei mehr auf Gefährdung im Straßenverkehr durch gezielte Kontrollen in der Nähe von Schulen und Jugendtreffpunkten konzentrieren würde als auf das Einsammeln von Knöllchen an Orten, wo es keinen wesentlichen Publikumsverkehr gibt insbesondere zu unüblichen Zeiten (z.B. spät nachts).
Diese Punkte werden wir mit Engagement weiterverfolgen, damit nicht noch mehr Kinder dem Moloch Verkehr zum Opfer fallen müssen.
Wir sind natürlich bei der Denkmalseinweihung dabei.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Adalbert Ding