Teilweise wird schon ein Renteneintrittsalter von 70 Jahren gefordert, angeblich sei die Rente sonst nicht mehr bezahlbar. Wie ist ihre Position dazu?
Herr F.
Sie haben recht, die Erhöhung des Rentenalter wird vorbereitet. Das steht natürlich auf keinem Wahlpakt. Der sogenannte Wissenschaftsbeirat der Regierung malt das Horrorszenario an die Wand, dass aufgrund einer "demographischen Schieflage" ab 2035 zwei Erwerbstätige einen Rentner, eine Rentnerin finanzieren müssen. Das ist eine bewusst falsche Aussage, oder man könnte auch sagen eine glatte Lüge. Es geht hier nicht um einen Konflikt zwischen den Älteren und der jüngeren Generation. Tatsächlich haben die Beschäftigten in unserem Land, vor allem die Arbeiter und Angestellten, im Laufe ihres Arbeitslebens das Mehrfache an Mitteln erwirtschaftet, um jedem Rentner, jeder Rentnerin ein würdiges Alterseinkommen zu gewährleisten. Im Edelstahlwerk Witten arbeiteten 1980 noch um die 8.000 Leute, heute sind des ca. 1500. Doch diese produzieren mehr Stahl als 1980.
Seit 2003 ist die Arbeitsproduktivität um 45 Prozent gestiegen. Doch das kommt denen, die das erarbeitet haben, nicht zugute. So steigerten die größten Konzerne ihre Profite um das 2,8 fache. Wir brauchen keine "Haltelinien" für einen höchstens 20 prozentigen Beitragssatz oder für 48 Prozent des Rentenniveaus. Im Gegenteil ist die Übernahme der gesamten Sozialversicherungsbeiträge – Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung - durch die Kapitalisten zu fordern. Mit einer umsatzbezogenen Sozialsteuer, ähnlich wie bei den von Betrieben finanzierten Unfallversicherungen, wäre eine Rentenniveau von 70 Prozent möglich und die Absenkung des Rentenalters auf 60 für Männer und 55 für Frauen. Wir müssen die kapitalistische Logik durchbrechen, dass sich alles nur dann rechnet, wenn es dem Profit dient. Die Rentner sind für die Kapitalisten letztlich nur eine Masse nicht zu verwertender Arbeitskraft und somit Ballast. Daher ihr Bestreben, die Menschen so lange wie möglich auszubeuten und sie dann mit einer Armutsrente abzuspeisen. Auch in der Rentenfrage muss sich grundsätzlich was ändern.
Mit freundlichen Grüßen