Bei Gesprächen zur Wahl bekomme ich z.T. eine Antwort, dass sie "taktisch" wählen wollen, also eine Partei wählen, die sie zwar nicht gut finden, aber die AfD verhindern wollen. Was meinen sie dazu?

Hallo Herr V.,
die Hoffnung, die faschistische AfD durch die Wahl einer anderen Partei zu schwächen, ist ein Trugschluss!
Erstens haben CDU/CSU, FDP und BSW bewiesen, dass diese Parteien bereit sind, die AfD einzubinden. SPD und Grüne wollen das zwar erklärtermaßen nicht, aber sie haben in weiten Teilen die Position der AfD in der Migrationspolitik übernommen. Die AfD bekommt vielleicht weniger Stimmen, aber deren Politik wurde und wird mitgetragen. Das ist also keine Lösung. Es geht darum, die völkische Ideologie dieser faschistischen Partei durch ein breites antifaschistisches Bündnis zu bekämpfen. Mit Leuten, die auf die Demagogie der AfD hereinfallen, muss man reden und versuchen, ihnen die Augen zu öffnen. Die Denkweise "Ich zuerst, mein Land zuerst" führt zur Spaltung, Hass- und letztlich zum Krieg. Notwendig ist ein Verbot der AfD und der faschistischen Propaganda.
Zweitens: Die Orientierung auf eine taktische Stimmabgabe führt noch zu einem anderen grundlegenden Problem. Die taktische Stimmabgabe gegen die AfD ist zugleich, ob man will oder nicht, eine Förderung und Festigung der bürgerlichen Parteien und wird zum Freibrief für ihre Positionen, die man eigentlich auch nicht teilt. Die Forderungen von SPD, Grüne oder auch Linkspartei sind, sofern überhaupt konkret, rein plakativ. In einer Regierung zählt dann immer der "Kompromiss", also was die "deutsche Wirtschaft", sprich die Monopole wollen und brauchen. Der Wechsel zwischen Regierung und Opposition und umgekehrt ändert daran nichts, sondern zementiert dieses Prinzip.
Man kann diese Parteien wählen, wenn man am Kapitalismus festhalten will, wenn man im Kapitalismus das Ende der Geschichte sieht. Doch vor dem Hintergrund der Weltlage, dem Machtantritt des Faschisten Trump in den USA, geht es gerade bei dieser Wahl in Deutschland mit der Stimmabgabe auch um die Grundsatzentscheidung - für oder gegen den Kapitalismus, für oder gegen eine sozialistische Perspektive. Das taktische Wählen weicht dieser Entscheidung aus.
Es ist daher von großer Bedeutung für die Zukunft, bei dieser Wahl das Gewicht der MLPD und damit für die sozialistische Perspektive, zu erhöhen. Dafür brauchen wir beide Stimmen.
Mit freundlichen Grüßen
Achim Czylwick