Für die Studie hat Manfred Güllner, Demoskop beim Meinungsforschungsinstitut Forsa, die Nichtwähler der vergangenen 15 Jahr untersucht und dafür u.a. die Daten aus Tausenden Telefoninterviews von 2012 ausgewertet. Erkenntnis Nummer 1: Nichtwähler sind durchaus politisch interessiert und informiert. Erkenntnis Nummer 2: Die meisten Nichtwähler sind keine Dauer-Nichtwähler, sondern sehen sich als „Wähler im Wartestand“. D.h. sie wären für die Teilnahme an Wahlen durchaus zu gewinnen - wenn denn die Rahmenbedingungen stimmen würden. Und das heißt vor allem: Wenn Politiker sich den Sorgen der "kleinen Leute" annähmen. Dies ist aus Sicht vieler Nichtwähler derzeit nicht der Fall.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie im Überblick:
- ein Großteil der Nichtwähler ist mit der Demokratie zufrieden (71 Prozent), nicht aber mit der tatsächlichen Politik (78 Prozent Unzufriedenheit).
- jeder dritte Nichtwähler bleibt bei Wahlen zu Hause, weil aus seiner Sicht die Politiker "kein Ohr mehr für die Sorgen der kleinen Leute haben" (34 Prozent).
- bei den allermeisten Nichtwählern würde sich die Bereitschaft zur Wahl erhöhen, wenn sich Politiker wieder den Sorgen der "kleinen Leute" annehmen würden (87 Prozent)
- mehr als zwei Drittel der Nichtwähler meint, dass man durch seine Stimmabgabe "etwas" oder sogar "viel" ändern kann (44 bzw. 24 Prozent).
- eine Mehrheit der Nichtwähler interessiert sich stark für das politische Geschehen in Deutschland (61 Prozent), ihrem Bundesland (71 Prozent) und ihrer Gemeinde (74 Prozent)
- das größte Vertrauen haben die Nichtwähler in ihre Gemeinde- und Stadtverwaltung (53 Prozent). Erst dann folgen mit großem Abstand die Landesregierung (42 Prozent), die Bundesregierung (35 Prozent), der Bundestag (34 Prozent) und die Europäische Union (20 Prozent)
Die komplette Studie "Nichtwähler in Deutschland" gibt es hier zum Downloaden (pdf)
Die Schlussfolgerungen von Meinungsforscher Güllner:
Nichtwähler haben überwiegend politische Gründe zur Wahlenthaltung - insbesondere die Unzufriedenheit mit der Art und Weise, wie viele politische Akteure heute Politik betreiben. Nach Ansicht von Güllner zeigt sich darin "ein Kommunikationsdefizit zwischen Politiker/innen und Bürger/innen", das es zu beheben gelte. Ebenfalls müssten "die konkreten politischen Entscheidungen und deren Auswirkungen auf die Bevölkerung" hinterfragt werden.
Güllners Empfehlung an die Politiker:
In erster Linie müssten die politischen Entscheidungsträger sowie ihre Parteien die entstandene Distanz und Entfremdung zwischen Politik und Bürgern verringern. Sie sollten wieder stärker auf die Interessen der Mehrheit der Bürger Rücksicht nehmen und nicht die Interessen von Minderheiten oder Partikular-Gruppen in so starkem Maße, wie es heute oft der Fall ist, in politische Entscheidungen einfließen lassen. Die Parteien müssten allerdings auch ihr personelles und inhaltliches Angebot überprüfen und optimieren. So können Parteien durchaus ihre früher einmal vorhandene Bindekraft wieder erlangen.
Die wichtigsten Daten aus der Studie als Grafik (Quelle: Manfred Güllner, Friedrich Ebert-Stiftung, Forum Berlin):