Globaler Pakt für Migration

Im Dezember 2018 soll in Marrakesch der "Globale Pakt für eine sichere, geordnete und reguläre Migration" (GCM) von den 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen unterschrieben werden. Am 29.11.2018 wurde nun im Bundestag über den Antrag der Fraktionen CDU/CSU und SPD abgestimmt, dem UN-Migrationspakt zuzustimmen und ihn auf der Konferenz in Marokko zu unterschreiben. Der GCM solle einen Beitrag dazu leisten, Migration stärker zu ordnen, zu steuern und zu begrenzen, sowie gleichzeitig die Rechte von Migrant*innen zu schützen. Angenommen wurde der Antrag durch die Regierungsfraktionen CDU/CSU und SPD, abgelehnt durch AfD und die Linke. Die FDP-Fraktion sowie die Grünen-Fraktion enthielten sich geschlossen.

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Dafür gestimmt
372
Dagegen gestimmt
153
Enthalten
141
Nicht beteiligt
43
Abstimmungsverhalten von insgesamt 709 Abgeordneten.
Name Absteigend sortieren FraktionWahlkreisStimmverhalten
Bernd ReutherBernd ReutherFDP113 - Wesel I Enthalten
Portrait von Lothar RiebsamenLothar RiebsamenCDU/CSU293 - Bodensee Dafür gestimmt
Portrait von Josef RiefJosef RiefCDU/CSU292 - Biberach Dafür gestimmt
Portrait von Bernd RiexingerBernd RiexingerDIE LINKE259 - Stuttgart II Dagegen gestimmt
Foto zeigt den Politiker Andreas RimkusAndreas RimkusSPD107 - Düsseldorf II Dafür gestimmt
Portrait von Sönke RixSönke RixSPD4 - Rendsburg-Eckernförde Dafür gestimmt
Dennis Rohde, MdB (SPD)Dennis RohdeSPD27 - Oldenburg - Ammerland Dafür gestimmt
Portrait von Johannes RöringJohannes RöringCDU/CSU126 - Borken II Dafür gestimmt
Portrait von Martin RosemannMartin RosemannSPD290 - Tübingen Dafür gestimmt
Das Foto zeigt eine Portraitaufnahme von Tabea Rößner vom Juni 2021.Tabea RößnerDIE GRÜNEN205 - Mainz Enthalten
Portrait von René RöspelRené RöspelSPD138 - Hagen - Ennepe-Ruhr-Kreis I Dafür gestimmt
Portrait von Ernst Dieter RossmannErnst Dieter RossmannSPD7 - Pinneberg Dafür gestimmt
Portrait von Michael RothMichael RothSPD169 - Werra-Meißner - Hersfeld-Rotenburg Dafür gestimmt
Portrait von Claudia RothClaudia RothDIE GRÜNEN252 - Augsburg-Stadt Enthalten
Portrait von Norbert RöttgenNorbert RöttgenCDU/CSU98 - Rhein-Sieg-Kreis II Dafür gestimmt
Portrait von Manuela RottmannManuela RottmannDIE GRÜNEN248 - Bad Kissingen Enthalten
Stefan RouenhoffStefan RouenhoffCDU/CSU112 - Kleve Dafür gestimmt
Portrait von Erwin RüddelErwin RüddelCDU/CSU197 - Neuwied Dafür gestimmt
Portrait von Corinna RüfferCorinna RüfferDIE GRÜNEN203 - Trier Enthalten
Portrait von Stefan RuppertStefan RuppertFDP176 - Hochtaunus Enthalten
Portrait von Albert RupprechtAlbert RupprechtCDU/CSU235 - Weiden Dafür gestimmt
Portrait von Susann RüthrichSusann RüthrichSPD155 - Meißen Nicht beteiligt
Bernd RützelBernd RützelSPD249 - Main-Spessart Dafür gestimmt
Portrait von Sarah RyglewskiSarah RyglewskiSPD54 - Bremen I Dafür gestimmt
Portrait von Johann SaathoffJohann SaathoffSPD24 - Aurich - Emden Dafür gestimmt

Bereits 2016 verabschiedeten die 193 Mitgliedstaaten der UN die "New Yorker Erklärung für Flüchtlinge und Migranten", die Vorlage für den geplanten Migrationspakt. Am 10. und 11. Dezember 2018 soll nun in Marrakesch der sogenannte "Globale Pakt für eine sichere, geordnete und reguläre Migration", kurz "UN-Migrationspakt", von den 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen angenommen werden. Zusammengefasst beinhaltet das Papier Punkte wie

  • die Stärkung der internationalen Zusammenarbeit
  • die Stärkung der gemeinsamen, globalen Verantwortung in der Migrationspolitik
  • und die Verbesserung der rechtlichen Stellung der Migrant*innen

Dieser Migrationspakt ist jedoch nicht rechtlich bindend, die Staatensouveränität wird besonders hervorgehoben. Richtlinien, die auf Grundlage des möglicherweise in Kraft tretenden Paktes beschlossen würden, können dann in den einzelnen Mitgliedstaaten an die verschiedenen "nationalen Realitäten, Politiken, Prioritäten und Bestimmungen für Einreise, Aufenthalt und Arbeit" der Länder angepasst werden, so der Entwurf der Vereinten Nationen.

Der Antrag der Fraktionen CDU/CSU und SPD fordert nun die Bundesregierung auf, in der UN dafür einzutreten, Mindeststandards für Migrant*innen zu etablieren und zu gewährleisten, um den Migrationsdruck nach Europa und Deutschland zu reduzieren. Es solle außerdem weiterhin klar zwischen legaler und illegaler Migration unterschieden werden, gemeinsam mit den internationalen Partnern der Schutz der europäischen Außengrenzen verbessert werden und die gemeinsamen Anstrengungen bei der Bekämpfung von Schleusung und Menschenhandel verstärkt werden.

Der Antrag wurde angenommen. Von den 666 teilnehmenden Bundestagsabgeordneten stimmten 372 MdB dem Antrag zu, 153 MdB waren dagegen und 141 Abgeordnete enthielten sich: Angenommen wurde der Antrag durch die Fraktionen CDU/CSU und SPD, abgelehnt durch AfD und die Linke. Die FDP-Fraktion sowie die Grüne-Fraktion enthielten sich vollständig.

Die Bundesregierung wird dem Migrationspakt im Dezember in Marrakesch demnach zustimmen.

Die AfD-Fraktionen einiger Landtage hatte in den letzten Wochen schon Entschließungsanträge zu diesem Thema in den Landtagen Berlin, Brandenburg und Sachsen vorgelegt, worin sie die Ablehnung des GCM forderten. Alle Anträge wurden abgelehnt.

 

Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) betont, dass ein internationales Handeln im Zuge der globalen Migration, die "so alt wie die Menschheit" sei, unabdingbar sei. Er wirft der AfD indirekt vor, dass diese unwahre Behauptungen aufstelle und versuche, den Pakt zu schädigen. Auch kontert er die Kritik, dass der Pakt hinter verschlossenen Türen ausgehandelt worden sei. Er stellt den Migrationspakt zusammenfassend als einen Erfolg der internationalen Zusammenarbeit und als "Akt der Vernunft" dar.

Gottfried Curio (AfD) bezeichnet den Pakt als ein "Trojanisches Pferd". Dieser suggeriere die Ordnung von Migration, dabei weite er sie eigentlich unkontrolliert aus. Die Mitarbeiter am GCM bezeichnet der Innenpolitische Sprecher der AfD-Fraktion als "undemokratische, ja diktatorische Akteure". Außerdem zeichnet er ein Bild von einem flüchtlingsdominierten Deutschland.

Andrea Lindholz (CDU/CSU) befindet, dass das Vertrauen in die Migrationspolitik in Deutschland verloren gegangen sei. Sie betont aber, dass man das Thema global angehen müsse. Außerdem fordert sie eine Bekämpfung der Fluchtursachen und der "kriminellen Schleuser". Sie erinnert an die Pflicht des Parlamentes, die Bundesregierung zu kontrollieren und ihr Ratschläge mit auf den Weg zu geben. Überdies unterstreicht sie, dass man keine Beschneidung des nationalen Rechtes zulassen werde.

Stephan Thomae (FDP) schiebt die öffentliche Debatte über den Migrationspakt auf Geschehnisse in der Weltpolitik, wie zum Beispiel den geplanten Mauerbau zwischen den USA und Mexiko oder den Eindruck einer großen Flüchtlingsbewegung. Er kritisiert die Bundesregierung für die mangelnde Informationsweitergabe und bezeichnet dies als Einfallstor für Populismus von links und rechts. Er stellt grundlegend jedoch die Ziele des GCM überwiegend mit den Zielen des Bundestages gleich, sodass die FDP dem Pakt an sich zustimmen werde.

Petra Pau (LINKE) bezeichnet Migration, ebenso wie Heiko Maas, als "uraltes Thema" und führt die Stadt Berlin und ihre unterschiedlichstämmige Bevölkerung als Beispiel dafür an. Indirekt wirft sie der AfD vor, in der Vergangenheit stehen geblieben zu sein. Sie verweist auf das Bestreben der Vereinten Nationen, die potenziellen Migrant*innen schon in den Herkunftsländern zu schützen. Doch den Antrag der Koalitionsfraktionen lehnt sie stellvertretend für die LINKE ab, da die CDU ihn mit einer Begrenzung der Migration begründe, was die LINKE so nicht mittragen könne.

Agnieszka Brugger (Die Grünen) stellt klar, dass es immer Migration geben werde. Doch sie fokussiert sich auf die Fragestellung, wie man damit umgehe: Man müsse Chancen nutzen und Probleme mithilfe der Leitlinien des Migrationspaktes lösen. Sie bemängelte, dass die Handlungen der Nationalisten an den Grenzen unmenschlich seine und diese überdies nicht funktionierten. Sie kritisiert die AfD für ihre Ablehnung des Paktes und der Migrant*innen allgemein und merkt an, dass sie es "besorgniserregend" fände, wenn ein Bewerber um den CDU-Vorsitz und Vertreter*innen der Partei die Linke den Rechten entgegenkomme. Sie fordert alle Parteien auf, "cool,  klar und menschlich" zu bleiben und erinnert daran, dass der Multilateralismus ein Wert an sich sei, der die Rechte aller beschütze.

Die fraktionslose Abgeordnete Frauke Petry bezeichnet den Pakt einem Zitat des israelischen Premierministers folgend als "Pakt der Wölfe, wie sie mit den Schafen umgehen wollen". Sie behauptet, dass der Pakt Grundrechte angreife und spielt damit auf eine Passage an, die ihrer Meinung nach die Pressefreiheit einschränke. Zum Schluss wirft sie den Herkunftsländern der Migrant*innen vor, an "Überbevölkerung" zu leiden und sich deshalb absichtlich eines Teils der Bevölkerung zu entledigen, der dann durch reiche Ziele angezogen würde.

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