Wie überall gilt: Der Alltag wird, soweit es geht, aufrechterhalten, denn Interessen müssen und sollen weiterhin in die Parlaments- und Regierungsarbeit eingebracht werden, trotz der Einschränkungen durch Corona. Die zufälligen Treffen, die spontanen Unterhaltungen – das ist gerade nicht möglich. Veranstaltungen, wie parlamentarische Abende oder Podiumsdiskussionen, sind bis in den Mai hinein abgesagt, sagen Gesprächspartner. Viele bemerken gegenüber abgeordnetenwatch.de, wie sehr die persönliche Begegnung eben doch wichtig ist. Die ist zwar nicht immer nötig, doch eine Voraussetzung ihrer Arbeit ist Vertrauen. Wenn Politiker und Interessenvertreter sich noch nicht kennen, sei es hilfreich, sich real gegenüber zu sitzen und nicht virtuell per Videocall zu begegnen. Und auch sensible Informationen, die vertraulich bleiben sollen, verewigt man eher ungern in E-Mails oder äußert sie in einer Video-Konferenz. Auch wenn die technologische Lernkurve bei allen gerade nach oben schnellt.
Ob die Corona-Krise langfristig etwas an den Arbeitsstrukturen ändert? Möglich, sagen die einen, eher nicht, meinen andere. Rüdiger Jürgensen, Geschäftsführer der Tierschutzorganisation Vier Pfoten in Deutschland, bemerkt: „Wir befinden uns noch am Anfang dieser kollektiven Erfahrung. Einige Wochen wird es sicher noch dauern, bis wir die Auswirkungen wirklich zu spüren bekommen.“
Wenn man derzeit mit Lobbyisten und Politikerinnen spricht, zeigt sich: Auch das Argument „Systemrelevanz“ ist noch kein Garant für einen Interessenaustausch, bei dem alle die gleichen Möglichkeiten haben, Politiker auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. Gerade in der Krise wird offenkundig, was in der pluralistischen demokratischen Gesellschaft grundsätzlich gewährleistet werden muss: Ein fairer und transparenter Interessenaustausch aller.
Mitarbeit: Susan Jörges