Frage an Yvonne Ploetz von Jürgen B. bezüglich Innere Sicherheit
Betreff: Schweineplakat
Guten Tag,
können Sie sich vorstellen, dass es Menschen gibt, die mit den Zielen der Partei „Die Linke“ in den meisten Punkten übereinstimmen, auch mit der Forderung „raus aus Afghanistan“, die aber die Soldaten in Ihren Persönlichkeitsrechten geschützt sehen möchten. Sind sie für den Schutz der Persönlichkeitsrechte wie sie in unserem GG vorgesehen sind?
Ich war schon immer ein sozial eingestellter Mensch, habe immer SPD gewählt, bis sie sich von der Sozialdemokratie verabschiedet hat. Bei der letzten Landtagswahl im Saarland habe ich Die Linke gewählt. Glauben sie mir es gibt sehr viele Menschen die das Programm der Linken in fast allen Punkten gut finden, auch vieles in der Verteidigungs- und Außenpolitik. Sie können die Bundeswehr in Frage stellen, aber nicht die Menschen die dort Dienst tun verunglimpfen. Sind Sie für die Abschaffung der Bundeswehr?
Machen Sie Politik mit den Politikern, nicht mit den Soldaten. Sie sind nur Teil des ausführenden Organs Bundeswehr. Soldaten als Schweine darzustellen ist eine Beleidigung! Als ehemaliger Soldat finde ich solche Verunglimpfungen unerträglich. Möchten Sie so dargestellt werden?
Ich würde es sehr bedauern, wenn ich und bestimmt noch viele andere wegen mangelnder Alternative gar nicht mehr wählen gingen. Schuld wären dann Sie mit ihrem undifferenzierten Denken. Indem Sie sich darin gefallen, Menschen die es für richtig finden unser Land zu verteidigen an den Pranger zu stellen. Soldaten sind auch Menschen, mit allen Pflichten und Rechten eines deutschen Staatsbürgers. Sie sind auch Wähler. Wissen Sie, dass Soldaten auch Bürger in Uniform genannt werden?
Das polizeiliche Entfernen des Plakates finde ich übrigens übertrieben. Es wäre, auch für Sie und Ihre Partei, besser gewesen, Sie hätten es aus Einsicht selbst entfernt! Oder noch besser, es erst gar nicht aufgehängt!
Werden Sie Kontakt zur Truppe suchen, damit Sie zukünftig auch den Menschen sehen der in der Uniform steckt???
Sehr geehrter Herr Bick,
vielen Dank für Ihre freundliche Anfrage.
Grund- und Menschenrechte müssen in allen Bereichen oberste Priorität haben. Das bedeutet aber auch, Gewalt und Übergriffe auf Leben zu ächten. Und genau da setzt meine Kritik am Auslandseinsatz der Bundeswehr an. Der Militäreinsatz in Afghanistan hat neben zivilen und militärischen Opfern auch schon über 50 Bundeswehrsoldaten das Leben gekostet. Soldatinnen und Soldaten kommen traumatisiert zurück. Nervenzehrende Kämpfe hinterlassen tiefe Wunden. Bilder des Krieges bleiben für immer und ewig im Gedächtnis haften. Und das sollte auch das Plakat verdeutlichen. Meine Lesart der Linksjugend-Karikatur war von Anbeginn an eine andere. Für mich zeigte die Karikatur jemanden, der einsam und verlassen im Kriegstreiben, ohne Schutz und wirkliche Ausrüstung, der Dinge harren muss, die da kommen. Niemals käme es mir in den Sinn, Soldatinnen und Soldaten zu verhöhnen. Genau das Gegenteil ist der Fall. Ich möchte, dass sie schnellstmöglich unversehrt nach Hause kehren können. Es ist sehr bedauerlich, dass die Deutung der BILD, unhinterfragt aufgenommen wurde.
Trotzdem bleibe ich bei meiner Kritik des Einsatz. Und das ist insbesondere an der Stelle mehr als geboten, an der sich FDP und CDU nicht nur mit Ihrer Politik gegen die Überzeugung von 70 Prozent der Bevölkerung stellen, sondern dabei das Leben unschuldiger Menschen aufs Spiel setzen. Und ich fordere vehement ein Umdenken in der Afghanistanstrategie.
Mit den besten Wünschen,
Yvonne Ploetz