Frage an Wolfgang Wieland von Alfred V. bezüglich Innere Sicherheit
Sehr geehrter Herr Wieland,
als mittlerweile seit 12 Jahren in Berlin-Wedding Wohnender frage ich mich, ob durch die Bezirksfusion vor ein paar Jahren nun Wedding endgültig an den Rand des sozial vertretbaren geschoben wird. Sprich, ob das, was in und mit Wedding geschieht nun überhaupt keine Rolle mehr spielt. Ich habe den Eindruck, dass Wedding sehr stiefmütterlich behandelt wird und wurde. Das erkennt man bereits an der Postleitzahl (nur Wedding hat eine Postleitzahl, die nicht mit 10 beginnt, obwohl es sehr zentral liegt, dafür aber Bezirke wie z. B. Lichtenberg, das überhaupt nicht zentral liegt).
Viel schlimmer ist allerdings, dass hier fast nur noch Obdachlose, nicht integrierte Migranten und Rentner wohnen, die nur eines gemeinsam haben: Zu wenig Geld, um woanders hinzuziehen. Ist das der VERGESSENE BEZIRK? Soll es hier so wie in Neukölln werden? Dass man sich kaum mehr aus dem Hause traut?
Wenn das Gleichgewicht zwischen reicheren und ärmeren, deutschen und nicht deutschen kippt, wird es immer schneller immer unproportionaler. Das muss verhindert werden um Sicherheit für ALLE Bewohner und Besucher des Bezirkes zu gewährleisten. Dass es auch anders geht, sieht man ja in Prenzlauer Berg, wo zwar auch viele Migranten wohnen, die aber unter sich unterschiedlicher Herkunft sind, so dass sie sich zwangsläufig integrieren (müssen) und das Klima ist durchaus akzeptabel (wenn es dort nur nicht so viele Nazies geben würde).
Wo bleibt Weddings Chance für Gleichgewicht und Sicherheit?
Mit freundlichem Gruß
Alfred Vogel
Sehr geehrter Herr Vogel,
der Wedding ist ohne Zweifel der Stadtteil im Bezirk Mitte, der die meisten sozialen Probleme vorweist. Insofern ist er durchaus mit Neukölln vergleichbar. Es kann dabei aber nicht richtig sein, mit dem Finger auf Neukölln zu zeigen. Es müssen vielmehr Strategien für diese beiden großen Problemkieze entwickelt werden. In beiden tut sich auch schon einiges. Ich darf hier nur auf das Modellprojekt Rütli - Campus in Neukölln verweisen.
Auch im Wedding gibt es nicht nur Tristesse zu vermelden. So stabilisiert sich das frühere Sanierungsgebiet Brunnenstrasse durch eine bewußte Vermietungspolitik an Mieter mit eigenem Einkommen und an junge Familien zusehends. Am Gesundbrunnen wächst die Kreativszene ( Mode, Musiklabels, Galerien etc.). Ähnliches lässt sich über die Gegend rings um Schering sagen, die mit der Aufwertung der Heidestraße weiter gewinnen wird.
Dies alles reicht noch nicht, sollte aber als hoffnungsvoller Anfang gesehen werden. Die neuen Postleitzahlen haben sich im übrigen die Experten der Post ausgedacht, nicht die Politik. Allerdings wurden Anträge der Grünen, weiter als Zusatz die alten Bezeichnungen ( wie Berlin 36) schreiben zu können, abgelehnt. Nun muss man schon selber Experte sein, um an der Postleitzahl zu erkennen, wo jemand wohnt.
Mit freundlichen Grüssen
Wolfgang Wieland