Frage an Wolfgang Wieland von Reinhard W. bezüglich Umwelt
Sehr geehrter Herr Wieland,
in Kürze wird im Bundestag der Staatsvertrag zwischen D und DK zum geplanten Bau der Fehmarnbeltbrücke verhandelt. Im "Umweltkonsultationsbericht" vom Jan. 2006 des BM für Verkehr Bau u. Stadtentwicklung D und dem Ministerium f.Verkehr und Energie DK, unterstützt von der EU-Kommission heißt es auf den Seiten 55- 60 u.a.: der Wasseraustausch,mit Verweildauer in der Ostsee von 20-30 Jahren zwischen Nord- und Ostsee findet z.Zt. zu 25% durch den Öresund und zu 75% durch den Fehmarnbelt statt. Wenn die vorgesehenen 72 Stützpfeiler und die an beiden Küsten erforderlichen zusätzlichen Rampen für die Brücke den Wasseraustausch zusätzlich verringern, ist zu befürchten, dass die Ostsee in naher Zukunft dauerhaft zu einer Kloake verkommt, mit allen Nachteilen für Natur und Fremdenverkehr in allen Anrainerstaaten der Ostsee. Zwar schrieb mir Bundesumweltminister Gabriel am 5. 2. 2008,AZ.: N II 2-07023/O-W dass "Dänemark als Planungs- und Vorhabensträger...die notwendigen Umweltverträglichkeits...prüfungen durchzuführen habe". Aber Dänemark traue ich nicht. WWF, Umweltbundesamt und Verbände und Behörden sind auch, gelinde gesagt, besorgt. Im Tagesspiegel vom 16. 11. 2008 ( http://www.tagesspiegel.de/meinung/kommentare/Gaspipeline-Russland;art141,2662314 ) schreibt der Direktor des Nordeuropa-Instituts an der Humboldt-Universität zu Berlin, Bernd Henningsen unter dem Titel "Mittelmeer des Nordens" u.a.: "Die Ostsee, das sagen Experten seit Jahren, ist zugleich eines der, wenn nicht das verdreckteste Gewässer der Welt..." Sehr viel Geld wurde schon für die Planung der Brücke ausgegeben, daher werden die Befürworter der Brücke dieses Projekt freiwillig nicht "canceln". Diese Frage habe ich kürzlich an den EU-Abgeordneten Michael Cramer gerichtet Die Kollosionsgefahr der den Fehmarnbelt benutzenden Tanker und anderer Schiffe ist angesichts der geplanten 724 Meter Durchfahrtsbreite auch besonders hoch. Ich bitte um Unterstützung.
MfG Reinhard
Sehr geehrter Herr Walden,
Sie mussten etwas auf Ihre Antwort warten, weil ich mich zunächst noch einmal mit meinem zuständigen Fraktionskollegen Rainder Steenblock über die Details dieses Projektes unterhalten wollte.
Mit Ihren Kritikpunkten haben Sie völlig Recht. Auch ich sehe die Umweltverträglichkeit als nicht ausreichend geprüft. Meine Fraktion kämpft deshalb dafür, in den Fachausschüssen des Deutschen Bundestages Anhörungen mit Sachverständigen durchzuführen, um die Probleme klar herauszuarbeiten. Dazu gehört ganz zentral auch die Frage nach dem Wasseraustausch, die Sie ansprechen. Denn so wie sie geplant ist, gefährdet die Brücke ganz erheblich ein ohnehin schon empfindliches Ökosystem. Von den negativen Auswirkungen auf den Tourismus ganz zu schweigen.
Vor allem ärgert mich, dass inzwischen wohl mehr die Begeisterung für ein Mammutprojekt die Entscheidungen prägt, als irgendwelche Sinnfragen. Denn die Verkehrsprognosen und die Kostenschätzungen zeigen, dass der Brückenbau wenig Sinn macht. Hier droht eine unrentable Verbindung, die mehr Verkehrsprobleme verursacht, als sie löst. Denn die Anbindung ans Hinterland ist auch nicht sicher finanziert und sie frisst all die Mittel auf, die in Schleswig-Holstein für sinnvolle und notwendige Verkehrsprojekte gebraucht werden.
Viele ökologische Risiken, sehr hohe Kosten, kaum erkennbarer verkehrspolitischer Nutzen ? wir bleiben bei unserem Widerstand gegen dieses Bauprojekt!
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Wieland.