Frage an Wolfgang Wieland von Tilmann H. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Wieland,
mit großem Unmut beobachte ich zurzeit die Debatte über die von der Politik als "Killerspiele" deklarierten Ego-Shooter. Ständig werden Entwickler sowie Nutzer durch Politiker denunziert, die selber nur sehr wenig mit diesem Thema vertraut sind.
z.B. Günther Beckstein
Von Ihnen, als Fachsprecher für Innere Sicherheit der Grünen, hätte ich gerne ihre Position zu diesem Thema erläutert gehabt. Ich persönlich halte die polemische Rhetorik der meisten Politiker zu diesem Sachverhalt für eine Zumutung. Denn wenn solche "Killerspiele" Menschen aggressiv machen würden, dann hätten wir auf der Welt 200 Millionen potentielle Amokläufer, was nicht der Fall ist.
Mit freundliche Grüßen
T. Häußler
Sehr geehrter Herr Häußler,
ich teile Ihre Kritik an der Art und Weise, wie diese Diskussion geführt wird. Dass das Thema gerne in Wahlkämpfen aufgegriffen wird, um stramm konservativ zu blinken, ist ein weiterer Hinweis, dass es sich um eine oberflächliche und oft unernste Debatte handelt.
Grundsätzlich gilt zunächst die Kunstfreiheit. Sprich: Wer derartige Spiele programmieren will, der soll es auch dürfen. Und ebenso wie bei Büchern, Filmen und anderen Medien sollte der Verkauf legal sein.
Aber zwei Einschränkungen muss es geben: Erstens dürfen Inhalte, die menschenverachtend sind, nicht Teil der Unterhaltungskultur sein. In solchen Fällen ist ein Herstellungs- und Vermarktungsverbot gerechtfertigt.
Zweitens muss der Zugang von Kindern und Jugendlichen zu solchen Spielen wirksam begrenzt werden. Zwar – sie sagen es ja recht plakativ selbst – gibt es keinen automatischen und direkten Zusammenhang zwischen dem Spielen sogenannter „Killerspiele“ und eigener Gewaltkriminalität. Aber es gibt umgekehrt gerade bei Jugendlichen Gewalttätern häufig eine ausgeprägte Vorgeschichte des medialen Gewaltkonsums. Wo ein Erwachsener problemlos zwischen Realität und Spiel unterscheiden kann, ist das bei Kindern und Jugendlichen noch nicht der Fall.
Der Jugendschutz ist in seinen gesetzlichen Regelungen streng genug. Die Defizite liegen alle im Vollzug. Hier wäre ein Landeschef wie Beckstein gefordert und hier versagt er. Und Eltern müssen sich klarzumachen, dass es ihre Aufgabe ist, den Medienkonsum ihrer Kinder zu kontrollieren. Sie sind zu allererst zuständig, zur Gewaltfreiheit zu erziehen.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Wieland