Frage an Wolfgang Wieland von Hamid N. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Wieland,
es ist fast vier Monate, dass der Drahtzieher des Mykonosanschalages, der Iraner Kazem darabi, in den Iran abgeschoben wurde. Mir ist bekannt, dass er offiziell am Flughafen empfangen wurde, und in anschießender Pressekonferenz sich als Opfer der deutschen Politik und Justiz darstellte. Nochdazu hat er angekündigt, ein Buch auf deutsch über Mykonosprozeß zu schreiben. Ich frage ob Sie inzwischen über andere Informationen diesbezüglich, seitens der Bundesregierung oder der deutschen Botschaft in Teheran, verfügen. Ich frage Sie ausserdem,ob die zuständigen Stellen nach Abschiebung vom Darbi eine Art Schlussbericht darüber verfasst haben.
Ich frage Sie deshalb, weil am 08.04.2008 in einer Website, nämlich "rajanews.com", die dem iranischen Staatspräsidenten nahesteht, in einem Artikel im Vorfeld des Jahrestages des Mykonosurtei am 10.04.1997, die Angaben vom Darabi komplett zu eigen machte, und der Verfasser, der dem offiziellen "Dokumentationszetrum der Islamischen Revolution" angehört, das Mykonosurteil als ein poltisches Urteil bezeichnete, das durch Druck der USA und Israel zustande kam.
Mit freundlichen Grüssen
Hamid Nowzari
Sehr geehrter Herr Nowzari,
Ich bedanke mich für die Informationen, die Sie mit Ihrer Frage vom 9.4.2008 mitgeliefert haben.Mir fehlt die Möglichkeit, die iranischen Medien so umfassend auszuwerten, wie Sie es dankenswerter Weise tun.
Die Auftritte von Herrn Darabi im Iran nach seiner vorzeitgen Haftentlassung bestätigen leider vollständig die von mir daran geübte Kritik, es fehlt nicht nur jedes Geständnis, jedes Zeichen der Reue oder Wiedergutmachungsbereitschaft gegenüber den Opfern. Darabi strickt vielmehr dreist an einer Geschichtsrevision im Sinne des Mullah-Regimes, nicht der iranische Staat, sondern Regimegegner selber sollen die Täter gewesen sein. Die Dankbarkeit von Herrn Darabi für die Vorzugsbehandlung der deutschen Justiz ihm gegenüber besteht in einer Beleidigung eben dieser Justiz, niemand soll sagen, davor wäre sie nicht ausdrücklich gewarnt worden.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Wieland