Frage an Wolfgang Wieland von Matthias B. bezüglich Gesellschaftspolitik, soziale Gruppen
Sehr geehrter Herr Wieland,
Ich beobachte eine seit fünf Jahren andauernde extreme Eitelkeit und Verweigerung von Bürgerfragen auf Landes- wie Bundesebene. Das Objekt der Klage ist ein SS-Amt, historisch ansässig in der Friedrichstraße. Weil wir mit soliden Quellen gegenüber dem Kulturausschuss des Bezirks die verbrecherische Praxisrelevanz nachweisen konnten, erhielten wir schnell die angefragte bezirkspolitische Genehmigung. Das Kuriosum begann 2002, als alle angefragten Historischen Institute der Universitäten und die Berliner Gedenkstätten und jegliche themat. Stellungnahme radikal ablehnten.
Um Gelder für die Realisierung eines Mahnzeichens einzuwerben, sind fachwissenschaftliche Stellungnahmen unabdingbar. Rechtsradikale in vier Berliner Parlamenten begreife ich als eine Verpflichtung, an der Wahrhaftigkeit zu arbeiten und sich dem Potential von Politikverdrossenheit zu stellen. Da ich keine Antwort bekomme, hier die Bitte und Frage, ob es Ihnen vielleicht einmal möglich wäre, folgende Frageskizze an die Stiftung TOPOGRAPHIE d. T., zu richten?
Fragevorschlag: betr: Position der Stiftung zu Gedenkzeichen zum SS-Zentralbodenamt RKF
In meinem Wahlkreis Mitte von Berlin, Friedrichstr. 110/112 war Anfang der vierziger Jahre das SS-Zentralbodenamt RKF ansässig. 1940 bis 1941 unter der Leitung eines Berliner Hochschullehrers stehend arbeitete es an der Erfassung, Beschlagname und Überführung in deutsches Eigentum von 800.000 polnischen landwirtschaftlicher Kleinbetrieben mit über sieben Millionen Hektar lw Nutzfläche. Der Rechtshistoriker R. Strecker skizzierte den Inhalt des Mahn- und Gedenkzeichens nüchtern und konkret. Im Dez. 2003 hatte der Kulturausschuss der BVV Mitte von Berlin eine bezirkspolitische Befürwortung ausgesprochen. Es liegen über 50 Referenzschreiben aus Westpolen zum Grundanliegen vor. Im Febr. 2002 wurde der Vorschlag mit solider Hintergrundinformation Ihrer Stiftung bereits vorgestellt. Frage: Welches ist Ihre Position zur Sache?
Sehr geehrter Herr Burchard,
Sie haben ganz recht, dass an diesem historischen Ort, der ja an ganz prominenter Stelle in der Mitte der Stadt liegt, eine mahnende Erinnerung an das hier ehemals ansässige Zentralbodenamt notwendig wäre. Denn dieses Amt, angesiedelt beim sogenannten „Reichskommissar SS für die Festigung des Deutschen Volkstums“ zeigt exemplarisch die verbrecherische Vertreibungs-, Enteignungs- und Ermordungspolitik des Nazi-Regimes. Ich werde mich deshalb gerne noch einmal an die in Mitte Beteiligten Akteure wenden, um die Errichtung eines Mahnzeichens voranzutreiben und die Gründe zu erfahren, aus denen das Projekt bis jetzt nicht vorangekommen ist.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Wieland