Frage an Wolfgang Wieland von Tim K. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Guten Tag Herr Wieland,
vielen Dank!
Sie sagen: "Es wird gezielt gegen militärische Gruppen vorgegangen, nachdem die höchstmögliche Sicherheit besteht, dass keine zivilen Opfer zu befürchten sind. Aber diese Sicherheit kann nie vollständig sein, weswegen es leider auch bei ISAF-Aktionen zu zivilen Opfern kommen kann."
Warum ist das kein Abwägen von Leben gegen Leben, frage ich mich, und Sie. Warum darf ein entführtes Passagierflugzeug in Deutschland - zu Recht! - nicht abgeschossen werden, also unschuldige Zivilisten nicht getötet werden, in Afghanistan aber schon? Weil es Afghaner sind, und keine Deutschen? Weil das den Wähler hier nicht interessiert und daher auch nicht die Politiker? Beim entführten Flugzeug geht man von Terroristen aus, genauso handelt es sich bei den Aufständischen in Afghanistan um Terroristen. Hier darf man Terroristen - wenn Kollateralschäden zu befürchten sind - nicht töten, dort - mit dem Wissen um Kollateralschäden - aber schon? Ich versteh die Logik nicht, können Sie mir das bitte erklären? Vielen Dank.
Sehr geehrter Herr Karsten,
da gibt es einen gewaltigen Unterschied. Der Abschuß eines entführten Passagierflugzeuges ist nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes deshalb nicht gesetzlich zu regeln, da niemand rechtmäßig Leben gegen Leben aufrechnen kann. Ich darf also Unschuldige nicht bewußt töten, um andere Unschuldige zu retten. Ein Flugzeug nur mit Terroristen hingegen darf abgeschossen werden.
Bei den sogenannten Kolateralschäden werden Unschuldige nicht vorsätzlich getötet, sondern unbeabsichtigt. In dem einen Fall also mit Vorsatz, im anderen Fall ohne Vorsatz - das macht den Unterschied aus. Natürlich ist zu fordern, dass derartige Kolateralschäden tunlichst zu vermeiden sind. Wir Grüne kritisieren die Kriegführung im Süden und Osten Afghanistan genau deswegen: weil zu viele Opfer unter der Zivilbevölkerung entstehen. Aber bitten nicht Birnen mit Äpfeln vergleichen.
Mit freundlichem Gruß
Wolfgang Wieland