Frage an Wolfgang Wieland von Annette B. bezüglich Verkehr
Sehr geehrter Herr Wieland,
ich wohne in Mitte, Leipziger Straße. Diese autobahnhafte Straße, in der durch die Hochhäuser viele Menschen leben und wohnen, entwickelt immer mehr Lärm u. Gestank. An einer Straßenseite stehen sehr viele Geschäfte leer. Wohn- u. Lebensqualität ist bei den genannten Umständen nicht sehr groß. Der einzige Vorteil ist die Nähe kultureller Einrichtungen. Wie stellen Sie sich als "Grüner" diesen urbanen Herausforderungen? Ein weiteres Problem bei der Leipziger Str. ist ihre Überquerung. Die Grünphasen für die Fußgänger sind zu kurz. Ältere Menschen haben, so habe ich es desöfteren beobachtet, Schwierigkeiten bei der Überquerung des Dammes. Ist der Autoverkehr wichtiger als die Lebensqualität der Menschen? Da Sie, lieber Herr Wieland, für die Grünen in Berlin-Mitte kandidieren, würde ich mich freuen, Ihre Vorstellungen zu meinem Problem bzw. zu seiner Lösung zu lesen.
Viel Kraft für die kommende Zeit und freundliche Grüße von
Annette Bönisch
Sehr geehrte Frau Bönisch,
die Leipziger Strasse ist in der Tat ein leider an allzu vielen Stellen ein beeindruckendes Zeugnis für stadtplanerischen Autowahn. Bündnis 90/Die Grünen kämpfen in Berlin schon lange für ein Umdenken: Statt Beinahe-Autobahnen wie die Leipziger Strasse zu bauen oder zu erhalten, wollen wir mehr Menschen für den Umstieg in Bus, Tram und Bahnen gewinnen. Dazu braucht es bessere Verbindungen - zum Beispiel auf der Leipziger Strasse: Eine Tram vom Alex bis zum Potsdamer Platz, und von dort auch weiter nach Schöneberg. Damit würden Dreck, Gestank und Lärm schon mal erheblich weniger, die modernen Züge und Gleise sind leise uns sauber.
Eine entsprechende Umgestaltung der Strasse wäre dann auch möglich. Momentan erinnert die Anlage der Bürgersteige streckenweise ja eher an die Randstreifen einer Autobahn - auch, um etwas Schutz vor dem rasenden Autoverkehr zu bieten. Tramhaltstellen bringen mehr Fußgänger, die die Straße beleben und die eine andere Gestaltung brauchen. Eine Strasse mit mehr Menschen und weniger Autos ist dann auch für Geschäftsinhaber wieder interessanter und die Anwohner lebenswerter.
Leider liegen diese Pläne seit Jahren auf Eis. Dass vor ein paar Tagen nun aus der Linkspartei zaghafte Unterstützung kommt, klingt mir eher nach Wahlkampf. Und die SPD bewegt sich gar nicht. Der Senat hat sich auf sündhaft teure Projekte wie den Bau der wenigen U-Bahn-Kilometer vom Hauptbahnhof zum Brandenburger Tor und den Weiterbau der Autobahn A100 festgelegt. Die drei Kilometer A100 kosten 420 Millionen Euro - eine Tram vom Alex bis hinunter nach Steglitz wäre für 120 Millionen zu haben. Das wäre besser angelegtes Geld!
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Wieland