Frage an Wolfgang Wieland von Eckbert R. bezüglich Recht
Sehr geehrter Herr Wieland,
warum gibt es eigentlich kein grundsätzliches Verbot von Großkaliber Waffen in Privatbesitz? Und wieso ist es so schwer den Sportschützen zu erklären, das der Vorteil zu Hause auf dem Sofa die eigenen Waffen gemütlich zu reinigen oder Ähnliches, dem Nachteil das bei Millionen Waffen in Privatbesitz es rein statistisch immer wieder zu Unglücken kommen muss, entgegen steht?
Wie die jüngste Vergangenheit zeigt sind die Probleme der USA, schwierige soziale Probleme, eine große Menge Schusswaffen in Privatbesitz, soziophobe Jugendliche durch übermässigen Medienkonsum auch bei uns angekommen. Dies wird in naher Zukunft sicher auch nicht besser, weil das Loser produzierende deutsche Schulsystem unverwüstlich scheint (erst neulich eine 30 Jahre alte Doku über die Schulprobleme von Jugendlichen gesehen, wäre nicht die Kleidung, man könnte ihn als aktuelle Berichterstattung senden). Bill Clinton hat sich 1994 gegen die Waffenlobby durchgesetzt und kleine Korrekturen am Waffenrecht vorgenommen, gleichzeitig wurden viele Aktionen gestartet um die Anzahl der in Umlauf befindlichen Schußwaffen zu reduzieren, und hat u.a. damit die zuvor seit Jahren bestandene hohe Mordrate halbiert.
Ich finde das zeigt, das die Anzahl der Tötungen in Zusammenhang mit Schußwaffen in Privatbesitz steht.
Etwas höhere Vereinsbeiträge, ein gutes Sponsoring der Schützenvereine durch die Waffenindustrie zur Förderung finanziell schwacher olympischer Talente und der bewachten Vereinshäuser zur Lagerung der Sportwaffen, ist das so unvorstellbar?
Wenn ich zwischen weiteren Toten an Schulen und steigenden Gefährdungen in der Gesellschaft oder erhöhten Umständen von Hobby-Schützen wählen kann, fällt mir die Entscheidung nicht schwer.
Lieben Gruß
Eckbert Reinhardt
Sehr geehrter Herr Reinhardt,
auch ich finde es traurig, wie diese Regierung sich um wirksame Maßnahmen zur Beschränkung von Schusswaffen drückt. Bei den Diskussionen um die letzte Waffenrechtsnovelle konnte man immer sehen, welche Abgeordneten am Wochenende im Wahlkreis bei ihren Schützenvereinen waren und von denen wieder „auf Linie“ gebracht wurden.
Die Parallelen, die Sie zu den USA ziehen, würde ich in dieser Schärfe so nicht sehen. Zwar gibt es auch bei uns eine Zunahme von Gewalt, aber die Massenbewaffnung, wie wir sie aus den USA kennen und wie sie dort ja auch verfassungsrechtlich verbrieft ist, gibt es in Deutschland nicht.
Und auch ihr Beispiel zeigt ja: Soziale Probleme, gerade auch die Perspektivlosigkeit für die Verlierer unseres Bildungssystems, gibt es in Deutschland seit vielen Jahren. Zu einer vergleichbar dramatischen bewaffneten Gewaltkriminalität wie in den USA hat dies aber nicht geführt.
Dennoch haben Sie Recht, dass Waffenbesitz stärker reguliert werden muss. Den Schützensport insgesamt zu verdammen ist unsinnig. Aber ein Verbot etwa von Großkalibern (die ohnehin nicht Teil des olympischen Disziplinenkanons sind) muss ins Auge gefasst werden. Auch die Lagerung muss reglementiert werden können, denn im Unterschied zu Fußbällen und Tennisschlägern sind Pistolen und Gewehre eben tödlich missbrauchbar.
Die Bundesregierung setzt leider weiterhin auf Placebos. Ob das Verbot von Paintball endgültig vom Tisch ist, werden wir sehen. Meine Fraktion und ich fordern stattdessen wirksame und gezielte Beschränkungen.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Wieland