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Wolfgang Wieland
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Frage von Nicole R. •

Frage an Wolfgang Wieland von Nicole R. bezüglich Innere Sicherheit

Sehr geehrter Herr Wieland,

zu meinem Bedauern ist es im Gespräch, dass in baldiger Zukunft die Sportart Paintball verboten werden soll. Ich hätte gerne gewusst wie Sie und Ihre Partei dazu stehen?

Kurz zu meiner Person: Ich bin 30 Jahre alt und verabscheuen jede Form der Gewalt. Ich war sehr geschockt und betroffen über den Amoklauf. Aber, kann es sein, dass ein Sport wie Paintball verboten werden sollte aufgrund eines Amokläufers?

Wenn ich kurz folgendes dazu anmerken darf: Paintball eine Sportart, die erst ausgeübt werden darf, wenn man das 18. Lebensjahr vollendet hat. Keiner der Amokläufer hat Paintball gespielt!

Es ist bedauerlich, dass in diesem Zusammenhang eine Sportart als böser Bube an den Pranger gestellt wird, die mit Gewalt und deren Auswirkungen nichts und in keiner Weise etwas damit zu tun hat!

In den Medien wird publiziert, dass man bei Paintball Tötungsabsichten simulieren würde. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dies nicht so ist!
Grundsätzlich ist Paintball die gleiche Spielart mit den gleichen Regeln wie Brennball/Völkerball. Werden Ihres Erachtens etwa auch Tötungsabsichten in der Schule simuliert wenn Brennball gespielt wird?

Paintball kann nur als Mannschaftssportart betrieben werden. Dadurch entstehen in den Teams soziale Gemeinschaften, die Einzelgängertum gar nicht erst entstehen lassen.

Wussten Sie, dass es Regionalligen und Bundesligen wie beim Fußball gibt? Dass diese anerkannt sind und einem absolut strengen Regelwerk unterliegen?

Jugendliche dürfen weiter im Schützenverein weiterhin üben, ab 18 Jahren dürfen sie auch mit großkalibrigen Waffen hantieren. Ich persönlich hätte hier eher Handlungsbedarf gesehen.

Ich entschuldige mich vorab, falls ich meine Frage zum falschen Thema gestellt haben sollte und hoffe dennoch auf eine Antwort.

Mit freundlichen Grüßen
N. Reinhold

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Antwort von
Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrte Frau Reinhold,

mich hat der Vorschlag der Koalition zur Reform des Waffenrechts sehr geärgert. Nach dem schrecklichen Amoklauf hatte die Koalition endlich eingesehen, dass Handlungsbedarf besteht ? im letzten Jahr hatte sie Vorschläge unsererseits bei der Waffenrechtsnovelle noch unberücksichtigt gelassen. Aber das, was sie nun vorschlägt, ist nur traurig und lächerlich zu nennen.

Die Kontrolle der sicheren Aufbewahrung der Waffen hätte längst stattfinden müssen, ebenso die europarechtlich seit Jahren vorgegebene Schaffung eines nationalen Waffenregisters.

Stattdessen liefert die Regierung zwei Placebos - die Erhöhung der Altersgrenze für Großkaliber- Waffen und das Paintball-Verbot.

Ich frage mich, warum großkalibrige Waffen für den Schützensport überhaupt erforderlich sind - im olympischen Disziplinenkatalog kommen sie ja nicht vor. Eine Erhöhung des Zugangsalters hilft eben nicht, wenn Großkaliber weiter in den Wohnungen aufbewahrt werden. Aber an die Auslagerung der Waffen und der Munition aus Privatwohnungen will die Regierung nicht ran. Das war bei der letzten Waffenrechtsreform schon so: Da konnte man sehr gut sehen, welcher Abgeordnete am Wochenende vom heimischen Schützenverein bearbeitet worden war und wie sich die zunächst wirksam angelegte Reform nach und nach auflöste.

Und in die Rubrik Placebo fällt auch das Paintball-Verbot. Ich muss sagen, dass sich mir selbst der Reiz von Paintball als Hobbysport nicht erschließt. Aber in einer Demokratie brauche ich einen Grund, es zu verbieten - und den gibt es nicht. Da wird aufeinander geschossen - aber mit Farbkügelchen. Und einen Trainingseffekt für scharfes Schießen kann ich auch nicht erkennen, denn die Paintballwaffen haben keinen annähernd gleichen Rückstoß und auch sonst nur wenig Ähnlichkeit mit Schusswaffen.

Statt an die wirklichen Gefahren heranzugehen, kühlt man sein Mütchen an weiterentwickelten Wasserpistolen. Da passt nur ein Wort: kläglich.

Mit freundlichen Grüßen

Wolfgang Wieland