Frage an Wolfgang Rosenow von Ines K. bezüglich Bildung und Erziehung
Sehr geehrter Herr Dr. Rosenow,
ich habe bereits viel über Sie in der Zeitung gelesen. Unter anderem habe ich so erfahren, dass Sie Schulleiter eines Gymnasiums sind. Nun frage ich mich, ob sich der Schulalltag durch ihre Kandidatur verändern wird.
Desweiteren interessiert mich, wie Ihrer Meinung nach eine funktionierende Bildungsreform aussehen sollte.
Mit freundlichen Grüßen
Ines Kohl
Sehr geehrte Frau Kohl,
vielen Dank für Ihr Interesse.
Zunächst einmal wird meine Kandidatur nichts am Schulalltag ändern. Ich habe schlicht meiner Arbeit nachzugehen. Und das werde ich auch uneingeschränkt tun. Zusätzliche Wahlkampftermine kann ich nur an Abenden und an Wochenenden wahrnehmen.
Natürlich hat meine Kandidatur auch Nachfragen durch meine Kollegen gebracht, denen ich dann meine Gründe für die Kandidatur erläutert habe. Gleiches kann mir passieren, wenn die Schule am Montag wieder beginnt, und die Schüler nachfragen. Wo es hinpasst, werde ich ihnen meine Beweggründe darlegen.
Das Programm für eine umfassende Bildungsreform kann ich hier in einer Email nicht vollständig darlegen. Deshalb vielleicht ein paar Gedanken in Kürze:
Ansätze für Bildungsreformen gibt es ja reichlich. Viele sind im Kern auch sinnvoll. Sie müssten nur konsequent umgesetzt werden. Und an dieser Konsequenz mangelt es in MV und in Deutschland insgesamt.
Solche Ansätze wie die Erweiterung des Ganztagsschulangebots, mehr Selbstständigkeit für Schulen, Sicherung von Schulqualität durch Standards und deren Überprüfung, verstärkte Förderung vor allem in jüngeren Jahrgängen sind durchaus vernünftig und müssten fortgeführt werden.. Das eben auch deshalb, weil wir nicht ständig Umorientierungen brauchen..
Einige Ergebnisse der jetzigen Landesregierung müssten allerdings korrigiert werden:
Das längere gemeinsame Lernen ist häufig nicht wirkliche ein solches.
Die Fördermaßnahmen speziell in der neuen Orientierungsstufe 5/6 halte ich für nicht ausreichend.
Die neue gymnasiale Oberstufe schränkt die individuellen Entwicklungschancen der 17/18jährigen Jugendliche grundlos ein.
Die Ungleichbehandlung der Schüler der Gymnasien im Vergleich zu den Schülern an Gesamtschulen ist speziell in der Oberstufe nicht gerechtfertigt..
Die Gesellschaftswissenschaften werden meines Erachtens an unseren Schulen überbetont, zum Nachteil von Sprachen und Naturwissenschaften.
Vielfach spielen die verfügbaren Finanzen eine entscheidende Rolle. Eine Mehrheit für weitere Investitionen in die Bildung zu gewinnen, dürfte realistisch betrachtet schwierig sein. Es gibt aber durchaus Möglichkeiten, die vorhandenen Ressourcen besser zu nutzen. Im Landkreis Ludwigslust verwalten die Schulen seit Jahren ihre Sachmittelkosten recht erfolgreich. Schulen, die am Modellprojekt "Mehr Selbstständigkeit für Schulen" teilnehmen, bestätigen das. Diese Erfahrungen müssen verallgemeinert werden.
Die getrennte Verwaltung von Sachmitteln (Gemeinden, Landkreise) und Personalkosten hat in den vergangenen Jahren zu unnötigen Mehrausgaben in Größenordnung geführt. Das müsste doch zu ändern sein. Es würde wohl auch die Erarbeitung von verlässlichen und konkreten Schulentwicklungskonzepten vereinfachen
Das komplizierte Lehrerpersonalkonzept wird wenig geliebt. Aber eine vernünftige Alternative hat bisher niemand erfunden. Allerdings könnte es flexibler gehandhabt werden, durch mehr Zeitausgleichsmöglichkeiten z.B. oder durch mehr Kompetenzen für die einzelne Schule.
Damit habe ich ein paar Ansätze aufgelistet. Ich hoffe, damit ihr Interesse an den bildungspolitischen und pädagogischen
Kernpunkten des Wahlprogramms der FDP geweckt zu haben. Weiteres ist dort nachzulesen. Es entspricht weitgehend meinen Vorstellungen, was auch daran liegt, dass ich daran mitgearbeitet habe.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Rosenow