Frage an Wolfgang Heubisch von Alexandra F. bezüglich Arbeit und Beschäftigung
Sehr geehrter Herr Dr. Heubisch,
seit Jahren nehme ich in Kauf, dass ich weniger Geld verdiene, als mit meiner Ausbildung möglich, weil einfach keine Arbeitsplätze für diplomierte Biologen in der Wirtschaft vorgesehen sind. Und das, obwohl Biologen eine umfassende Ausbildung erhalten und sowohl in der Medizin als auch in der Forschung und anderen Bereichen einsetzbar sind.
Ich habe bislang nur Zeitverträge bekommen, nun steht wieder ein Ende und damit Wechsel in der Arbeit an, diesmal trifft es mich besonders hart. Selbst wenn ich an anderer Stelle dieselbe (TV-L) Stelle erhalte, sind das brutto 354 Euro weniger als jetzt, netto wahrscheinlich knapp 200 Euro, und das bei steigender Inflation, höheren Preisen bei Miete, Lebensmittel und Kraftstoff. Was den wenigsten jungen Menschen bewusst ist: die Höhe der Rentenpunkte errechnet sich aus dem Bruttoverdienst, wie soll man mit diesen Strukturen a) selbst ein einigermaßen akzeptables Rentenkonto aufbauen und b) wie soll man privat eine Versorgungslücke schließen? Wohin führt eine solche Bezahlungsstruktur Ihrer Meinung nach? Könnte ich damit rechnen, durch Ihr Programm (Bündnis für mehr netto) tatsächlich um 200 Euro mehr in der Tasche zu haben als mit anderen Parteien?
Mit besten Grüßen
Alexandra Fabry
Sehr geehrte Frau Fabry,
Sie sprechen mit Ihrem Problem genau einen Punkt an, der uns Liberalen besonders wichtig ist. Wir wollen mehr soziale Fairness. Und dies bedeutet eben auch, dass Menschen, die arbeiten, von ihrem hart verdienten Geld genug übrig bleibt.
Ob dies in Ihrem konkreten Fall nach dem FDP Steuermodell so wäre, kann ich nur vermuten, aber nicht mit Bestimmtheit sagen. Aber prüfen Sie es doch selbst. Der Mit-Initiator des Bündnis für MEHR NETTO (www. buendnis-fuer-mehr-netto.de), Dr. Hermann Ottp Solms, hat auf seiner Website einen Online-Rechner installiert, mit dessen Hilfe Sie selbst errechnen können, wieviel Ihnen von Ihrem Gehalt übrig bleiben würde.
-> http://www.hermann-otto-solms.de/wcsite.php?wc_b=5975
Das zweite wichtige Thema, das Sie implizit ansprechen, ist die dringend notwendige Liberalisierung des Arbeitsmarktes. Hier führte und führt die aktuelle Gesetzeslage unter anderem zu einer deutlichen Zunahme von befristeten Arbeitsverhältnissen und Anstellungen über Zeitarbeitsfirmen. Aus Sicht der Unternehmen ist dieses Verhalten nachvollziehbar, weil diese sich so ihre Flexibilität hinsichtlich schwankender Auftragslagen sichern. Für die Arbeitnehmer heisst das aber immer öfter: Anstellung bei Zeitarbeitsfirmen zu vergleichsweise geringen Löhnen. Oder auch zu häufigen Arbeitgeberwechsel, weil befristete Arbeitsverträge nicht beliebig verlängert werden können und die Unternehmen deshalb gezwungen sind neue Verträge mit neuen Mitarbeitern abzuschliessen.
Besser wäre hier eine deutliche Deregulierung des Arbeitsmarktes, eine kluge, wirklichkeitsnahe Regelung z. B. des Kündigungsschutzes, die nicht zu für die Arbeitnehmer schädlichen Ausweichreaktionen führt. Für eine solche Politik ist jedoch wirtschaftlicher Sachverstand gepaart mit sozialer Verantwortung gefragt. Eine Kombination, die ich zur Zeit weder bei der CSU in München noch bei der großen Koalition in Berlin erkennen kann.
Auch das ist ein Grund für meine Kandidatur.
Ihnen alles Gute!
Ihr
Dr. Wolfgang Heubisch