Frage an Wolfgang Heubisch von Guido L. bezüglich Innere Sicherheit
Sehr geehrter Herr Dr. Heubisch,
sicherlich ist Ihnen auch schon zu Ohren gekommen, dass der Forschungsreaktor FRM-II in Garching (leider) mit massiven Korrosionsproblemen im Reaktorbecken zu kämpfen hat. Ich habe Ihrem für die Atomaufsicht in Bayern verantwortlichen Kollegen, Dr. Markus Söder, diesbezüglich hier im Forum auch schon eine Frage gestellt (am 04.06.2011).
Sie in Ihrer Eigenschaft als bayerischer Wissenschaftsminister müssten ein großes Interesse daran haben, dass der FRM-II nach einer langen Wartungspause (seit Oktober 2010) möglichst bald wieder der Wissenschaft zur Verfügung steht.
Meines Wissens ist das Korrosionsproblem aber bis dato nicht beseitigt: Weder die Ursache für die von der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung in Berlin (BAM) bereits 2007 diagnostizierten (großflächigen und für kerntechnische Anlagen atypische) Korrosion im Reaktorbecken (BAM-Gutachten VI.1/14313 vom 01.03.2007) noch deren Beseitigung wurde bisher hinreichend geklärt (weder vom Betreiber TUM, dem TÜV Süddeutschland noch von der atomrechtlichen Aufsichtsbehörde "Bayerisches Umweltministerium"). Zwar wird vom Betreiber sowie dem Ministerium beschwichtigt (siehe das Interview mit dem Bayerischen Rundfunk am 28.04.11, http://www.br-online.de/bayerisches-fernsehen/abendschau/rostiges-ei-garching-ugurcan-ID1303991775199.xml?_requested=11606 (00:02:20 - 02:34)), m.E. bleiben jedoch Zweifel (auch bei den Landtagsfraktionen Bündnis 90/Grüne und SPD).
Meine Frage:
Halten Sie persönlich ein Wiederanfahren des Reaktors vor Eruierung der Ursache und (möglichst vollständigen) Beseitigung des Korrosionsproblems für verantwortbar oder sehen Sie die möglichst bald fortsetzende wissenschaftliche Nutzung des FRM-II als wichtiger an als die (langfristige) Sicherheit der Anlage?
Für Ihre (von Ihnen persönlich verfasste) Antwort bedanke ich mich im Voraus und verbleibe
mit freundlichen Grüßen
Guido Langenstück (85386 Eching)
Sehr geehrter Herr Langenstück,
die Technische Universität München (TUM) als Betreiberin des FRM II hat sich mit den Verfärbungen und Ablagerungen an der Beckenwand der Forschungsneutronenquelle intensiv befasst. Insbesondere wurden nach dem Jahr 2006 und ersten Erkenntnissen der Bundesanstalt für Materialforschung und –prüfung mehrere unabhängige Fachgutachten und eine Bewertung dieser Gutachten durch den TÜV Oberbayern eingeholt. Alle diese Untersuchungen bestätigen einhellig, dass die Verfärbungen sicherheitstechnisch völlig unbedenklich sind. Sie beeinträchtigen weder die Dichtheit noch die Integrität des Beckens oder der Einbauten. Zu vergleichbaren Ablagerungen kommt es übrigens auch in Reinstwasser-Systemen der pharmazeutischen Chemie.
Einem Wiederanfahren des Reaktors und seiner Nutzung für wissenschaftliche Zwecke stehen die Verfärbungen damit nicht im Wege.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang Heubisch