Frage an Wolfgang Gerhardt von Tanja G. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Dr. Gerhardt,
falls die Amerikaner nach der Bundestagswahl von Deutschland mehr Truppen für Afghanistan fordern: Wird es bei einer Regierungsbeteiligung der FDP eine Truppenaufstockung geben?
Mit freundlichen Grüßen
Tanja Großmann
Sehr geehrte Frau Großmann,
haben Sie vielen Dank für Ihre Frage hinsichtlich unseres Engagements in Afghanistan.
Jeden Bundeswehreinsatz wollen wir so schnell wie möglich wieder beenden. Das gilt ganz selbstverständlich auch für den Einsatz in Afghanistan.
Man sollte aber nicht den Eindruck erwecken, als wären ein Abzug zum jetzigen Zeitpunkt oder eine Fortsetzung des Engagements Alternativen, die zum gleichen Ziel führten. Jetzt aus Afghanistan abzuziehen, hieße, das Land wieder radikalen Islamisten zu überlassen, die erst die eigene Bevölkerung terrorisieren und dann den Terror in die Welt tragen. Die Bilder von öffentlichen Hinrichtungen und die Zerstörung religiöser Stätten durch die Taliban sind mir noch ebenso gut im Gedächtnis wie der 11. September 2001. Beides darf es in Zukunft nicht mehr geben. Das man dies nicht dauerhaft von außen garantieren kann, ist vollkommen klar. Deshalb müssen die Afghanen so schnell wie möglich in die Lage versetzt werden, selbst für die Sicherheit in ihrem Land zu sorgen, damit die Entwicklung in anderen Bereichen weiter voranschreiten kann. Dann wird auch der Zeitpunkt gekommen sein, einen schrittweisen Abzug der internationalen Truppenpräsenz in Afghanistan einzuleiten.
Ähnlich wird diese Debatte auch in den USA geführt. Dort weiß man auch sehr genau um den deutsche Beitrag und die hierzulande geführten Diskussionen. Forderungen nach einer personellen Aufstockung der Bundeswehr sind angesichts dessen nicht zu erwarten.
In der Hoffnung, Ihnen mit dieser kurzen Einschätzung behilflich gewesen zu sein verbleibe ich
mit freundlichen Grüßen
Dr. Wolfgang Gerhardt MdB