Frage an Wolfgang Gerhardt von Martin H. bezüglich Außenpolitik und internationale Beziehungen
Sehr geehrter Herr Gerhardt,
Sie haben für den AWACS-Einsatz in Afghanistan gestimmt und damit für die weitere Eskalation des Krieges, die ja seit einigen Monaten auch von Präsident Obama betrieben wird.
Aber die öffentliche Zustimmung zum Afghanistan-Einsatz ist überall im Schwinden (vgl. die internationale Meinungsumfrage des Pew-Centers, http://pewresearch.org/pubs/1289/global-attitudes-survey-2009-obama-lifts-america-image). Vor allem in Pakistan sehen die Menschen den NATO-Krieg offenbar vor allem als Machtdemonstration des Westens.
Meine Fragen:
(1) Glauben Sie, dass die NATO ihre Ziele in Afghanistan erreichen kann, ohne dass sie breite Zustimmung für ihre Aktionen in den öffentlichen Meinungen der Länder der Region und in den europäischen NATO-Ländern findet?
(2) Der frühere ISAF-Chef in Afghanistan, McNeil, hielt 400,000 Soldaten für notwendig, um den krieg zu gewinnen (http://www.spiegel.de/international/world/0,1518,508021,00.html). Kann der Westen bei so geringen Zustimmungsraten den Krieg jemals auf diese Höhe eskalieren?
(3) Wäre angesichts dieser Sachlage eine Politik, die die Lebensverhältnisse der Afghanen mit rein zivilen Methoden zu verbessern versucht, nicht deutlich abussichtsreicher?
Mit bestem Dank und freundlichen Grüßen,
Prof. Dr. Martin Haspelmath
Sehr geehrter Herr Haspelmath,
haben Sie verbindlichen Dank für Ihre Mail. Ihre Fragen beantworte ich wie folgt:
Rein zivile Möglichkeiten werden ohne ein gesichertes Umfeld nicht greifen. Sie sollten stärker gemacht werden, aber ohne eine Sicherung werden sie nicht dauerhaft bleiben. Das zeigt die Zerstörung von Aufbaumaßnahmen durch die Taliban. Vorerst brauchen wir deshalb noch Militär.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Dr. Wolfgang Gerhardt MdB